Diskussion Tarnmuster Fokker DR.I

Begonnen von Marderkommandant, 13. April 2018, 15:26:39

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Marderkommandant

Mahlzeit!
da ich fürchtete, dass das Thema ausarten könnte, habe ich das mal als eigenes Thema neu aufgemacht, um uns eine Gesprächsmöglichkeit zu geben!

Grundsätzlich geht es um dieses Tarnmuster. Ist es authentisch? Wird unser Gespräch zeigen...hoffe ich. :-)

http://www.primeportal.net/hangar/domeric_barbot/fokker_dr1/

Dieses Original wird von mir als Modell angestrebt:

http://talesofwar.tumblr.com/post/11579348361/fokker-dr1-of-the-german-pilot-fritz-kempf

Hier meine Annäherungsversuche an dieses Thema, einmal davon in schwarz/weiss, als Vergleich:
Als der Herr am siebten Tag über die Erde wandelte und Sein Werk betrachtete, stellte Er fest, dass die Steine zu weich geraten waren. Darauf schuf Er den Panzergrenadier.

geyer1968

Das "Tarnmuster" entstand durch "Trockenmalen". Die Pinsel wurden so lange über die Leinwand geführt, bis sie tatsächlich keinerlei Farbe mehr hergaben. Dadurch entstand ein schwächer werdender Grünton, von "satt" bis "trocken". Dann wurde der Pinsel neu eingetunkt und das Spiel begann von vorne.

Irgendwo las ich mal, wie breit die Pinsel (angeblich) waren...

Diese "gestromte" Lackierung war auf den Tragflächen in einem Winkel aufgetragen, auf den Rumpfseiten gerade, auf dem Rumpfrücken wieder in einem Winkel. Höhenruder und Ausgleichsfläche weiß ich gerade nicht auswendig.

Vielleicht find ich beim Fokkerteam Schorndorf weitere Infos oder eben heute Abend daheim...

Marderkommandant

Hallo Geyer 1968!
Danke, für die Info - ich habe Fotos von mindestens zwei Fokkern gesehen, wo das Tarnmuster auf den Tragflächen gerade, also nicht schräg war.
Klick mal auf den Link oben - eindeutig gerade bei Kempf.

Beste Grüße,
Andreas
Als der Herr am siebten Tag über die Erde wandelte und Sein Werk betrachtete, stellte Er fest, dass die Steine zu weich geraten waren. Darauf schuf Er den Panzergrenadier.

Hans

Andreas, die Aufnahme der einen Maschine von Kempf gleicht durch den Aufnahmewinkel die "schiefe" Streifung aus. Sie war schräg.

http://www.fokkerdr1.com/493_17.htm

Das ist zwar die andere Maschine von ihm, aber man sieht die Winkel gut. Es gibt Aufnahmen aus dem "Paint Shop" von Fokker, bei der die Flügelsätze gut erkennbar waren.

Die "schwedische" Maschine ist die derzeit beste Reproduktion einer Dr.I. Die Farben, die Mischung, die Pigmentierung, die Lackkette hat sich nicht der Schwede ausgedacht, sondern stammen von einem wohlbekannten Farbexperten aus Fürth. Grundlage sind originale Farbmuster und Unterlagen von Fokker selbst - die Holländer haben durchaus ein gutes Archiv. Das Grün beschreibt er als eine Art dunkles Waldgrün mit gutem Blauanteil. Die Grundlage ist ungebleichtes (!!) grobes Leinen, eine eher grau-grüne Version von Leinen. Das Hellblau auf der Unterseite ist ein kräftiges Hellblau aus weissem und blauen Pigment. Die Kreuze waren weiss unterlegt, die Unterseitenkreuze nicht, da blieb einfach das Leinen stehen.

Die Farbe bestand ausschließlich aus pigmentierten Spannlack, nix anderes und schon gar keine komplizierten Mehrfachlackierungen wie die Amis schreiben. Pigmentierter Spannlack läßt sich praktisch nur pinseln (damals). Es wurden 8 bis 10cm breite Flachpinsel benutzt und Bahn für Bahn nebeneinander heruntergezogen. Nicht hin und her und auch nicht quer oder sowas, so lackiert man Spannlack nicht. Deshalb auch die Streifen. Wenn der Auftrag zu dünn wurde (sah man an den Streifen) wurde der Pinsel wieder neu eingetaucht und wieder Bahn für Bahn gezogen.

Die Tarnung wurde nicht für den Dr. I entwickelt, es war die Standard-Tarnung bei Fokker. Bereits die D.III und D.IV wurden so getarnt und auch die AEG's , die in Lizenz gebaut wurden. Man sieht sie auch bei V-Mustern. Der Beginn dieser Methode ist bereits bei E.II und E.III zu sehen, allerdings mit kaum bis schwach pigmentierten Spannlack. Die Farbtöne hier sind unklar, aber die Streifen neben Streifen sind bereits zu sehen.

Die Geschichte des hellblauen Unteranstrichs bei der F-I-Serie ist ein Mythos. Geht bei Spannlack auch schwierig, er löst den Unteranstrich und das ganze schmiert. Öllacke, wie sie die Amis vorschlagen, würden Tage zum Oxidieren brauchen. Die F-I wurden mit ziemlicher Sicherheit mit hellerem, halbgebleichten Leinen bespannt und mit weniger pigmentiertem Spannlack behandelt. Viel einfacher als die komplexe Geschichte mit Spannlack-hellblauer Öllack (besser Ketonbasierte Lacke, wie ansonsten halt auch), dann grüne Streifen, dann Schlußlack, wie die bei den Amis kolportierte Geschichte lautet. Die vorhandenen Muster sind alle nur optisch analysiert, nicht aber farbtechnisch. Meist wird der grünlich-graue Grund als Grundlack angesehen, was aber halt einfach der Stoff mit dünnem Spannlack drüber ist. Mitunter wurde im Feld klarer Spannlack nachlackiert ("Firnis"), was der Legende des Decklacks Auftrieb gab. Bilder dazu gibts jede Menge, aber keins, auf das ich Copyright habe.

Hans
Ceterum censeo: Die Lackierung ist wichtiger

Hans

https://www.pinterest.de/pin/351914158368456997/

Ein Stück der Fokker Dr.I 144/17, die Stapenhorst-Maschine. Rest heute im Imperial War Museum. Der Braunstich kommt vom Spannlack, der wird gelb-braun. Im Original klar, das Grün eher ein bläuliches kräftiges Grün.
Ceterum censeo: Die Lackierung ist wichtiger

eydumpfbacke

Es grüßt der Reinhart :santa:

Ich bau grundsätzlich nicht originalgetreu.
Wenn doch, ist das Zufall

Primoz

Nach dieser ausführlichen Erklärung wäre man fast schon geneigt, schnell einen Dreidecker zu bauen ... :6: :pffft:
Das Leben ist eine sexuell übertragbare unheilbare Krankheit mit tödlichem Ausgang

Marderkommandant

Oha! Wieder einiges an Information!
Ich danke Euch für die sachkundigen Kommentare.
Für mich persönlich resümmiere ich, dass ich mit der Maltechnik nicht falsch liege, der grüne Farbton wohl sicher mehr in's blau gehen könnte und dass die Flügel wohl leicht schräg bemalt waren. Hier irrt übrigens Eduard ebenfalls in der Bauanleitung...
Da ich zwischenzeitlich (meine Ungeduld!) schon die Abziehbilder drauf habe, bleibt das so...aber ich werde es wieder tun...mehr blau!...mehr schräg!

Jedenfalls bin ich immer wieder erstaunt, wieviel Fachwissen hier zusammenkommt.
Noch einmal Dank, Euch allen!


Beste Grüße,
Andreas
Als der Herr am siebten Tag über die Erde wandelte und Sein Werk betrachtete, stellte Er fest, dass die Steine zu weich geraten waren. Darauf schuf Er den Panzergrenadier.