De Havilland D.H. 88 Comet, 1/72 Kovozavody

Begonnen von Hans, 23. Mai 2018, 20:57:58

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Hans

Modell:  De Havilland D.H. 88 Comet
Hersteller:  Kovozavody
Maßstab:   1:72
Art. Nr. :   M0099
Preis ca. :  ca 15 bis 20 Euro
Erscheinungsjahr: 2018



Quelle: Kovozavody

Grobes zum Original bei Wikipedia: https://de.wikipedia.org/wiki/De_Havilland_D.H.88

Die DH 88 gehört nicht nur nach Meinung des Threaderstellers zu den schönsten Flugzeugen, die gebaut wurden. Einfach elegant, aerodynamisch recht sauber und vom Stil genial in die Zeit passend. Gebaut wurden 5 Exemplare, die nach und nach mehr als 15 Lackierungen und Varianten aufwiesen. Ein Fan kann da schon was daraus machen.

Als Modell in 1/72 ist sicherlich das uralte Airfix-Modell bekannt, alternativ damals dann das Frog-Modell. Airfix hat in den letzten Jahren die alten Formen neu benutzt und hat alle drei Maschinen des Australien-Rennens mit ihren spektakulären Lackierungen in rot, schwarz und grün wieder aufgelegt. Das Airfix- aber auch das Frog-Modell sind an Schlichtheit nicht zu überbieten. Nicht umsonst gab es immer wieder Zurüstsätze für das Cockpit, zusätzliche Decals etc.  In Resin gibt es aktuell eine spitzenmäßige Darstellung bei SBS ( https://sbsmodel.com/model/SBS-7003/de-havilland-dh-88-comet--red---green--full-resin-kit-again! )

In normalen Spritzguss zu einem vernünftigen Preis ist also die Kovozavody-Version recht willkommen - insbesondere, wenn man tatsächlich alle drei Rennteilnehmer oder zB die ACSS in mehreren Lackierungen zeigen will.





Der Kit besteht aus zwei Spritzlingen, dazu die Klarsichtkanzel/Landelichtverglasung. Farbe und Plastik kennt man von AZ/Kovozavody, hier nichts neues. Die Gravuren sind hauchfein, man muss dazu sagen, dass die DH 88 eine reine holzbeplankte Konstruktion war, da war nix mit Blechstößen. Diese Feinheit betrifft aber auch die Ruder, erst recht die Landeklappen.  Die Anzahl der Teile ist sehr übersichtlich, die Detaillierung mager und vor allen Dingen unscharf. Cockpit würde ja grad noch gehen, aber Fahrwerk und Motoren sind nicht besser als anno Airfix/Frog. Beom zweiten hinteren Cockpit bitte Fotos konsultieren für das Armaturenbrett, der Kasten, den sie da hingepappt haben, ist eine Reiseschreibmaschine eines bestimmten Fluges. Hinterkanten etc sind recht grob, auch hier kaum ein Fortschritt zu AX/Frog. Die Ruderbespannung (Stoffstreifen etc) hat man auch schon schöner gesehen, auch das sieht nach 1960er Jahre aus. Die Flügel sollen stumpf auf den Rumpf geklebt werden - auch hier läßt 1960 grüßen. Macht das nicht, Leute, der Flügelansatz wird sicherlich aufwändig zu spachteln sein (wie bei allen DH 88-Modellen) - sorgt also für eine bessere Verbindung. Die Motoren sind auch wieder a la AX/Frog - keine Kühlungsschlitze. Die Propeller muss man in die Spinner kleben, hier muss man die nur angedeuteten Löcher selber ausarbeiten. Die Räder sind einfach. dafür zweiteilig. Der Bug ist in drei Varianten vorhanden - mit Landelicht, ohne und dann noch die stumpfere Version späterer Umbauten. Die landelichtlose Nase hat hässliche Sinkstellen.

Das Glasteil ist klar und etwas auf der kräftigen Seite. Aufs Original hat K. trotzdem nicht geguckt: Die Streben liegen innen, nur die umrandenden Streben aussen. Zudem ist sie viel zu rund im Querschnitt - die Paneele waren flach, nur der Rumpfanschluss gewölbt.



Die Bauanleitung, wie man sie von AZ/K. kennt. Sie macht auch den einfachen Aufbau des Bausatzes deutlich.





Decals sind in meiner Packung für alle drei am MacRobertson-Luftrennen (Victorian Centenary Air Race) teilnehmenden Maschinen dabei. Andere Lackierung sind schon angekündigt.

Die bislang immer in weiss dargestellen Kennungen der roten ACSS und der grünen ACSR sind in silber gedruckt. Dies ist das Ergebnis eines Beitrags im Britmodeller-Forum. Dort wurde ein Statement der Shuttleworth-Vereinigung zitiert - man habe sich bei der Restaurierung für weisse Kennungen entschieden, nicht für das originale Silber. Nur diese eine Satz, nichts weiter - auch nicht, woher die Erkenntnis des "originalen" Silbers kommt. Die G-ACSS wurde etliche Male umlackiert und auch ganze Teile neu beplankt - ich bin mir nicht sicher, ob es wirklich ein echtes Belegstück der silbernen Kennungen (zB Anschliff) gibt. Wie auch immer. Die Fotos sind hier interpretierbar, zeigen aber nie einen dunkleren Anflug, immer reinstes Weiss auf der s/w-Abbildung. Natürlich gabs bei den Briten etliches mit silbernen Kennungen - aber meist bei Maschinen mit farbigen Rumpf und silver doped Flügeln - im Farbwechsel, sprich Rumpf silberne Kennung, Flügel in Rumpffarbe. An Primärquellen gibts also nix, was veröffentlich wäre. Was es aber gibt, sind zeitgenössische Darstellungen als Gemälde und auf Zigarrettenbildern.


Quelle: Amazon, antiquarisch


Quelle: Wikipedia

Schwierige Sache...wer es weiss will, muss zu Airfix greifen und ausgerechnet die ACSS ist in der Neuauflage schlecht gedruckt. Zurüstdecals erhält man nur antiquarisch von Aviation Heritage Models.

Der Union Jack ist völlig verdruckt und komplett unbrauchbar. Wer also die Black Magic machen will, muss suchen oder auch hier zu Airfix greifen.


Fazit: Sehr durchwachsen. Ich werde mal die Black Magic bauen, um zu sehen, wie das Ding sich bauen lässt. Die Mängel sind einfach ärgerlich und machen wenig Lust auf zwei oder drei der Serie.

+ Preis
+ Modellauswahl

- teilweise 1960er Standard der Modelltechnik
- Haube falsch
- Decals diskussionswürdig. Eine weisse Version für den aktuellen Stand der fliegenden Maschine wäre nett gewesen. So ist es zu spekulativ
- keinerlei Kleinteile wie Ausgleichsgewichte und Pitotrohr
- Auspuffanlage fehlt komplett, schwierig zu ergänzen
- Durchgehende Landeklappe unter dem Rumpf nur zu erahnen
Ceterum censeo: Die Lackierung ist wichtiger

mm

Danke für die Vorstellung Hans, ich freue mich schon jetzt auf das Ergebnis.

Als Experte fallen Dir natürlich Dinge auf die mir als Laie nicht kommen würden. Die schwarze Version wirkt schnittig. Die Postversion ist sicher nett.

Gruß Tom

Gilmore

Danke, Hans, für diese ernüchternde Bausatzvorstellung. Jetzt gibt es also immer noch keinen vernünftigen Bausatz dieses berühmten und äußerst formschönen Fliegers. Naja, vielleicht stimmen die Rumpf- und Flügelumrisse wenigstens besser als bei dem Airfix-Modell. Bin mir jetzt nicht mehr so sicher, ob ich mir den Bausatz zulegen werde.
Ich bin multitasking-fähig. Ich kann alle anfallenden Arbeiten gleichzeitig liegenlassen.

mhase

Auweh.... das ist ja schlimmer als Du es gestern angesprochen hast. AZ/KP ist für mich leider immer schon "Licht und Schatten" und je weiter man sich da in deren Kits hineinarbeitet, desto mehr - mehr oder weniger grobe - Fehler fallen einem bei diversen Bausätzen auf. Ich kenne die Protagonsiten, passive Kritikfähigkeit ist nicht deren Ding, da sie von ihren Werken durchaus mehr als "überzeugt" sind. Das Ziel ist Geldverdienen und da kommt es oftmals zum "good is good enough for Government work" oder wie es mal ein Handwerker formulierte: "passt, ist ja nur für fremde Leute...."
Das wird auf Dauer schwierig vor allem bei der immer besser werdenden Konkurrenz, die neben einer hohen Detailfülle auch meist sehr intensive und profunde historische Recherchen betreibt und diese umsetzt.

Ich weiß nicht, ob diese Probleme und auch Fehler nur dem technisch und historisch Interessierten auffallen und stören oder ob wir da vielleicht zuviel "AMS" haben - ich denke da an: "schaut aus wie Spitfire, ist Spitfire..." 

Hier fällt es aber wirklich auf ohne zuviel Detailkenntnis zu haben.

Gerade die Art der Teile und der Standdard der Passungen etc. deutet für mich auf ein durchaus schnell hergestelltes Modell. Wer weiß, vielleicht hatte es auch ein anderer Hersteller aus CZ in der Planung und man wollte ihm da schnell eines "auswischen" - grün sind die da drüben sich ja definitiv allesamt nicht und M. ist da der "Outlaw" aus Sicht der anderen beiden Großen Hersteller.

Dass AZ/KP in Details schon immer etwas freigiebig war ist ja bekannt, dass auch die Decals nicht immer so gut und stimmig sind, auch. Beim Anblick der Originalbilder kann ich aber gerade bei der roten DH88 kein Silber bei der Beschriftung erkennen.

Man kann durchaus sagen - eine vertane Chance.

M. 

HI-Lok

Vielen Dank Hans für diese ausführlich Vorstellung.  :P
Dann bleibt zu hoffen, dass irgendwann es Nachrüstteile für die Auspuffanlage und Haube geben wird.
Über die Farbe der Markierungen kann man immer lang und breit diskutieren, was ich aber extrem ärgerlich finde, sind die extrem verdruckten Flaggen. Das zeugt nicht gerade von einer guten Qualitätskontrolle  :]
Gruß  :winken:
Marcel

Angel

Danke Hans für die Vorstellung.
Hatte mich sehr auf dem Bausatz gefreut aber was ich jetzt so sehe, da spare ich mir lieber die 15-20€
Gruß André

eydumpfbacke

Danke für die Vorstellung.
Ist in jedem Fall ein interessantes Modell.
Es grüßt der Reinhart :santa:

Ich bau grundsätzlich nicht originalgetreu.
Wenn doch, ist das Zufall

Hans

http://collectair.org/dehavilland88comet0001.PDF

Sind 72er Zeichnungen. Hier kann man sich die fehlenden Details holen....
Ceterum censeo: Die Lackierung ist wichtiger

Gilmore

Das Blöde ist, daß, wenn ein Hersteller einen nicht zufriedenstellenden Bausatz auf den Markt bringt, vermutlich für lange Zeit kein anderer einen deutlich besserern auf den Markt bringt. Es sei denn, ein anderer Hersteller arbeitet auch gerade an dem Modell. Nur dann ist zu erwarten, daß es eine Alternative geben wird.
Ich bin multitasking-fähig. Ich kann alle anfallenden Arbeiten gleichzeitig liegenlassen.