Tragflächen Vereisungsschutz B-17, B-24 und andere

Begonnen von JBS, 05. Februar 2019, 16:23:04

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JBS

Schwarmwissen ist gefragt.

An den Tragflächen Vorderkanten einiger B-17 aber auch B-24 sowie anderen amerikanischen Bombern befinden sich oftmals schwarz lackierte Bereiche.
Oft sind diese aber auch bei getarnten Maschinen übermalt.
Nun habe ich auf einer anderen Seite im www eine wunderschön bemaltes Modell entdeckt das genau in diesem  Bereich Farbabplatzer zeigt.
Ich war bisher immer der Meinung das diese Bereiche der Tragflächen Vorderkanten mit Gummi überspannt waren das sich aufblasen ließ um so im Flug angesammeltes Eis abzubekommen um einer Vereisung der Tragflächen vorzubeugen?
Ich bin jetzt etwas unsicher ob das stimmt, in dem angesprochenen Modell falsch dargestellt ist oder ich einer Fehlinformation aufgesessen bin.
Leider kann ich dazu weder im www noch in meiner spärlichen Literatur etwas aussagekräftiges finden so das ich auf eurer wissen hoffe.

LG

f1-bauer

#1
Im Britmodeller gibt es eine Diskussion dazu. Die Dinger heißen "de-icing boot" und es gab sie wohl an der B-17 und an der B-24.
https://www.britmodeller.com/forums/index.php?/topic/234989263-b-24-b17-de-icing-boots/

Sie schreiben da, dass es auf die Vorderkante der Tragfläche aufgeklebter, mehrkammeriger "Gummi-Schlauch" war, der kurz aufgeblasen wurde, damit das Eis abplatzt. Angeblich, so ist es da zu lesen, seien die Dinger leicht kaputtgegangen und haben im ausgefransten Zustand den Luftwiderstand stark erhöht. Angeblich wurden sie deshalb für den Kampfeinsatz* gleich entfernt, wenn werkseitig damit ausgestattete Maschinen zur Truppe kamen. Drunter war das Metall des Flügels. Das könnte der Grund sein für die Bemalung besagten Modells und die erwähnten Lackabplatzer. Über den Gummi zu lackieren hätte wenig Sinn, noch dazu wenn der Schlauch aufgeblasen wird. 

Ich hoffe, ich habe das inhaltlich richtig wiedergegeben. Ob die Aussagen im Britmodeller historisch und wissenschaftlich korrekt sind, habe ich nicht geprüft. Klingt jedenfalls logisch und schlüssig und wäre eine Erklärung für Deine Beaobachtung.

Gruß
Jürgen  :winken:

Edit hat dem widergegeben ein e gekauft

Edit2: * ,abhängig vom "Theatre", den Einsatzbedingungen und den Erfahrungen der Piloten/Kommandeure,

asus1402

Hallo Jürgen,

dein Beitrag ist fach- und sachlich absolut richtig!

Gruß Peter

JBS

Jungs ihr seit genial!
Vielen Dank.

LG

f1-bauer

Der Vollständigkeit halber

hier werkseitig mit de-icing boot auf der Lackierung ...

Quelle: Wikipedia

... und hier eine, wo der (das??) de-icing boot wohl abgepopelt wurde ...

Quelle: Wikipedia

Gruß
Jürgen  :winken:

jackrabbit

Hallo,

Zitat von: f1-bauer in 06. Februar 2019, 13:14:16
hier werkseitig mit de-icing boot auf der Lackierung ...   

das Seiten- und Höhenleitwerk auch mit de-icing boot?


Interessates Thema  :P

Grüsse

f1-bauer

Da habe ich mich jetzt nicht damit beschäftigt, sieht aber so aus.

Intressant ist, dass die Maschinen auf der rechten Seite der Werkshalle (noch?) keines haben  ?(. Noch interessanter: die Dimension der Halle  8o. Das sind bestimmt 20 Maschinen auf jeder Seite.

Gruß
Jürgen  :winken:

Russfinger

Hut ab Jürgen  :P :klatsch:

Finde immer wieder super-interessant, dass vermeintliche Gewissheiten dann doch keine sind, hier: die Lackierung der "De-icing-boots" wenn man einen US-Viermot baut.

:winken:

Russie


No Kit left behind!

f1-bauer

"Check your references" wie Dan San Abbot im Aerodrome-Forum immer sagte.

Wie sind die z.B. in 1/72 dargestellt - Gravur an der Vorderkante oder erhaben? Hab dahingehend noch nicht geschaut, aber erhaben wäre doof, wenns weg muss.

Real war der Gummischlauch ca. 1/2 Inch dick, das wären in 1/72 Auge mal Pi ca. 0,18 mm.

Gruß
Jürgen  :winken:

Russfinger

#9
Graviert oder erhaben?
Sowohl als auch.
Bei meiner antiken Revell-B-17 wars erhaben und so konnte ich das ohne Maskierung mit dem Pinsel erledigen.
Nochmal der Verweis auf Jürgens Link zur Diskussion im Britmodeler Forum: Dort wird angegeben, dass es nicht zwingend war, die Boots zu entfernen. Da ist auch von Fotos die Rede, die innerhalb einer Formation beide Varianten (mal mit mal ohne) zeigen.

Anbei jedenfalls ein Screenshot aus folgemden Youtube Video:
Zitat

Ab 19.35 ist in einer kurzen Sequenz ein beschädigter Boot (Flaksplitter??) zu erkennen.

:winken:

Russie

Edit: Bitte Boardregeln beachten. Keine Bilder auf den MB Server hochladen an denen ihr keine Rechte habt.


No Kit left behind!

f1-bauer

Zitat... dass es nicht zwingend war, die Boots zu entfernen.
Falls es so rüber kam, sie seien generell und immer entfernt worden, sorry. Habs editiert.

@JBS: warum hast Du den Thread-Titel von B-24 auf B-17 geändert?

Gruß
Jürgen  :winken:

Gilmore

Ich könnte mir gut vorstellen, daß die De-icing boots je nach Einsatzregion entfernt oder drangelassen wurden. In unseren nördlichen Gefilden war es wohl  sinnvoll, sie beizubehalten. Und, da sie nach einiger Zeit kaputtgingen, wurden sie halt entfernt und ggf. auch bei Bedarf wieder erneuert, kann ich mir vorstellen. Ohne diese boots wird vermutlich auch die aerodynamische Effizienz der Tragflächen erhöht, weil sonst an den Hinterkanten der Schläuche eine halbzollhohe Stufe entsteht, die die Luftströmung beeinträchtigt.
(Alles nur Überlegungen, vielleicht stimmt das soeben geschriebene ja gar nicht...)
Ich bin multitasking-fähig. Ich kann alle anfallenden Arbeiten gleichzeitig liegenlassen.

f1-bauer

Servus Jürgen,
du nennst einige der Gründe und Varianten, die im Britmodeller auch genannt sind.

- lange Flüge über den Atlantik - viel Feuchtigkeit in der Luft, damit hohe Vereisungsgefahr - sie bleiben dran
- kurzer Hopser über den Ärmelkanal, Tagangriffe überwiegend über Land - wenig Vereisungsgefahr - eher hinderlich, sie wurden gerne entfernt
- usw.

Die B-24 war wohl nicht so einfach zu fliegen. Ich zitier mal aus Wikipedia zur B-24
Zitat
Die B-17 hatte den Ruf, Kampfschäden weit besser zu verkraften als die B-24, und auch die Jagdflieger der deutschen Luftwaffe hielten die B-24 für vergleichsweise leicht abzuschießen, da sie insbesondere dazu neigte leichter in Brand zu geraten.

    ,,Die B-24 war etwas schwieriger als die B-17 zu fliegen. Die B-17 trimmte man aus und sie flog beinahe allein weiter. Sogar wenn sich bei der B-24 ein Besatzungsmitglied bewegte, mußte man das Flugzeug fortgesetzt nachtrimmen. In der B-17 konnte man wirklich einen engen Verbandsflug durchführen, während man in der B-24 hart schuften mußte um das hinzukriegen."

– Captain Downey Thomas (448. Bombergruppe)[5]

Da kann ich mir gut vorstellen, dass sie de-icing boots, wenn es die Einsatzbedingungen erlaubten, als vermeidbaren Störeinfluß gerne entfernt haben.

Gruß
Jürgen  :winken:

JBS


Zitat@JBS: warum hast Du den Thread-Titel von B-24 auf B-17 geändert

Hab mir gedacht es damit etwas weiter gefasst und wiederfindbarer für die spätere Suche zu machen da ja im Treat auch schon die B-17 und weitere Muster genannt wurden.

Wenn verkehrt/ unerwünscht ändere ich es wieder ab.

MauzeTung

Dann schreib doch einfach "Tragflächen B-17 und B-24 Vereisungsschutz" in den Threadttitel, um es ein wenig deutlicher zu machen...  :winken:

Abgesehen davon: Wieder mal ein überaus interessantes Spezialthema hier!  :1:

f1-bauer

@JBS: sah nur plötzlich komisch aus - alle Posts und Fotos zur B-24 und der Titel lautet B-17  ?(. Ein späterer Leser könnte verwirrt sein. Jetzt ist es noch besser  :D

Gruß
Jürgen  :winken:

wefalck

Habe mit Flugzeugen sonst nichts am Hut, aber YouTube hat mir gestern (warum auch immer) diesen Film vorgeschlagen:



Der Kuriosität halber habe ich mir den Film angesehen und die Enteisungsvorrichtung wird an einer Stelle erwähnt.
www.maritima-et-mechanika.org
www.imago-orbis.org
www.arbeitskreis-historischer-schiffbau.de