Lackieren von matten Farben

Begonnen von hein52, 27. Februar 2019, 20:09:42

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hein52

Ich habe immer wieder Probleme mit dem (airbrush-)lackieren von matten Farben (z.B. Tamiya XF-Serie oder AK RealColors). Die Oberfläche fühlt sich extrem rauh an, fast wie Schleifpapier. Hat jemand einen Tipp für mich, was ich hier falsch mache?

Gruß Heiner

vonMackensen1914

Hatte ich auch teilweise, lag aber an der Grundierung, nutze Die Gunze Surface Primer, besser verdünnt gang es dan besser, was nutzt du den für eine?
Eine menge Zurzeit im Bau.

mm

Moin,

Farbe schon in der Luft trocken ehe sie auf die Oberfläche gelangt. Meine Vermutung

Gruß mm

Romeo Delta

Zitat von: mm in 27. Februar 2019, 21:33:53
Moin,

Farbe schon in der Luft trocken ehe sie auf die Oberfläche gelangt. Meine Vermutung

Gruß mm
Ich habe den Effekt auch, allerdings benutze ich auch eine sehr einfache Sprühpistole. Das Ding ist die reinste Gießkanne und ich muß ordentlich den Druck erhöhen, damit es nicht 'kleckselt'. Die Farben (die nicht gerade beliebten Revell Aquas) verdünne ich ebenfalls sehr stark (2 Teile Verdünner zu 1 Teil Farbe) mit dem 'offiziellen' Verdünner von Revell. Seidenmatte Farben bilden allerdings eine deutlich bessere Oberfläche als matte Farben. Über glänzende farben kann ich bisher nichts sagen, da ich noch keine verwendet habe.

Ich glaube aber, daß die Verdünnung ihren Job gut macht und die Farbe nicht zu schnell trocknet. Ich habe eher den Eindruck, daß es zum größten Teil eine Eigenschaft matter Farben ist, denn je glatter die Oberfläche wird, desto glänzender erscheint sie auch. Zum Glück bin ich aber in einem recht großen Maßstab unterwegs, so daß der Effekt nicht allzu störend wirkt. 

Lupusprimus

@hein52: Es liegt weitgehend an der Verdünnung der Farben. Das ist oft ein schnaler Grat, sie auch nicht zu dünn zu machen. Mir ist das damals am Puma so passiert, war nicht zu retten.
Also immer schön verdünnen und eher mehrmals nur dünn spritzen (sonst läuft es schnell und bildet Rotznasen).
Ich baue vorbildgetreue kleine RC Hubschrauber.

Hans

Verdünnung, Sprühabstand und Führung der Airbrush wirken da zusammen.

Verdünnung wie Milch
Sprühabstand nicht zu weit
Kein wildes Wedeln, sondern ein sauberer Kreuzgang. Die Farbe muss nass glänzen, im Gegenlicht betrachtet.
Ceterum censeo: Die Lackierung ist wichtiger

hein52

Vielen Dank für eure zahlreichen Stellungnahmen. Ich habe manche Baugruppen meiner 8,8cm-Flak in 1:18 mit Ak RealColors (die mich eigentlich begeistert haben, da die Düse des Airbrush keine Verstopfungsneigung hatte), und andere, da mir die AK-Farbe ausging, mit Tamiya gebrusht. Beide Farben ohne vorherige Grundierung aufgebracht, bei beiden Farben die gleiche, rauhe Oberfläche. Spritzdruck ca. 1,2bar, Airbrush H&S Evo, Sprühabstand etwa 5cm und Verdünnung, wie von Hans geschrieben, wie Milch (eher etwas dünner). Meine 1:16 Panzer habe ich bisher immer mit Humbrol oder Revell Enamel Farben lackiert. Dabei ist dieses Problem nicht aufgetreten, die Oberfläche war schön glatt. Aber die Farben stinken dermaßen, daß ich die im Haus nicht spritzen möchte. Da ich schon länger keine Mattfarben mehr verarbeitet habe (meine Flugzeuge bekommen seidenmatt von Gunze), war ich bei dem Ergebnis erstmal ratlos.

Gruß Heiner

Darklighter

Dann ist es vielleicht bloß ein zu zaghafter Farbauftrag. Daran liegt es zumindest bei mir.
Gruß
Markus

Wolf

Matte Farben neigen bilden auf Grund ihrer Eigenschaft matt zu sein schon mal per se eine ,,rauhere" Oberfläche. Oftmals trocknen sie auch schneller. Wenn man sie dann zu sehr verdünnt (auch abhängig von der Verdünnung) verfliegt diese schon insbesondere bei größeren Abständen und die Farbe kommt zu ,,trocken" an der Oberfläche an. Das sind oft nur schmale Parameter die dann dazu führen dass die gleiche Spritztechnik bei z. B. seidenmatten Farben funktioniert, bei matten aber nicht mehr.
Enamels und deren Verdünnung sind da noch unempfindlicher weil sie länger zum trocknen brauchen.

Einfach mal die Parameter an einem Testobjekt checken. Am einfachsten geht erstmal Druck etwas runter (Evo geht normal gut mit 1 bar), Abstand etwas runter (2-3cm). Erfebnis ansehen. Dann das gleiche nochmal mit weniger Verdünnung
Wer Future hat, hat noch lange keine Zukunft

Koffeinfliege

Normalerweise habe ich das Problem nicht. Aber just vorgestern habe ich auch ,,Fell" erzeugt. Tamiya, wie immer sehr stark verdünnt (1:5-10). Da es das Innere eines Panzers war, von dem man später fast nichts mehr sieht, ging ich grob ran. D.h. wild und mit kräftig aufgerissener Nadel draufgehauen. Das ergab natürlich Sprühnebel ohne Ende, der sich überall als raue Schicht absetzte, trotz einiger dazu gemischter Tropfen Klarlack.
Naja, die Schicht Humbrol Clear hat gestern alles egalisiert. ;)

Normalerweise gehe ich mit viel weniger Farbe viel näher ans Objekt. Dauert lange, ergibt aber schöne Oberflächen.

Romeo Delta

Das ist wirklich interessant. Jetzt sitze ich wirklich zwischen allen Stühlen. Meine primitive 'Gießkanne' hat diese Probleme nicht, dafür aber ganz andere wenn ich Eurem Rat folge. Im Grunde ist das Ding kaum besser als Spraydosen, nur daß ich mir meine Farben zurechtmischen kann, wie es mir passt. 20 - 30 cm Abstand, hohen Druck und wirklich schnelle Bewegungen beim Lackieren sind Pflicht, sonst trieft das Modell vor Farbe.

Nur was mache ich jetzt? Feinarbeiten sind so nicht drin. Pinseln verbietet sich allein schon wegen der Größe der Modelle. Das sieht dann wirklich schlimm aus. Die Serienproduktion 'kleiner' Modelle werde ich vermutlich auch nicht starten, denn ich wüßte nicht, wohin damit. Mit meinen zwei doder drei 'größeren' Helis in der Warteschlange habe ich noch Jahre zu tun. Ich habe zwar keine 'Regierung' hier sitzen, die ich zuerst glücklich machen muß, aber irgendwo scheint die Investition in eine 'richtige' Airbrush nicht ganz gerechtfertigt zu sein.

Darklighter

Paul Budzik predigt immer, für ein perfekt lackiertes Modell solle man zu einer Miniature Spray Gun greifen:

Gruß
Markus

Wolf

Romeo Delta: Es macht jetzt wenig Sinn verschiedene Probleme in einem Thread zu verwursteln. Vielleicht sollten wir erst einmal das Problem von hein52 lösen.
Andere Hardware = andere Probleme = andere Lösungen

Zu Paul Budzik: es geht auch mit normalen Airbrushs....

Wer Future hat, hat noch lange keine Zukunft

jackrabbit

Hallo,

Zitat von: Darklighter in 01. März 2019, 08:44:22
Paul Budzik predigt immer, für ein perfekt lackiertes Modell solle man zu einer Miniature Spray Gun greifen

das kann sein, aber die Iwata Eclipse HG-G... Serie beginnt ab 400,- Euro.
Dies ist für eine Pistole, mit der ich - aufgrund der Düsengrösse - nur die ,,Grundfarbe" auf ein großes Modell (1/35) aufsprühen kann, doch etwas viel.

Grüße

Darklighter

Ja, aber eine Iwata RG3L bekäme man bei Bestellung in Japan "schon" für 120€ und es muss ja auch nicht unbedingt Iwata sein. Ich hätte mir schon eine gekauft, wenn mein Kompressor (Sil Air 20A) nicht so schlapp wäre.
Kommt aber natürlich auch auf die Vorlieben bei der Lackierung an. Wer auf Preshading, Postshading, usw. steht, dürfte weniger davon profitieren, als derjenige, der auf den Budzik-Oldschool-Stil steht.
Gruß
Markus

jackrabbit

Hallo,

wie Wolf geschrieben hat: es geht auch mit normalen Airbrushpistolen.
Budzik spricht sich vor allem für relativ große Düsengrößen aus.

Grüße

hein52

Ich werde den Rat von Wolf aufgreifen und mal an einem Versuchsobjekt üben. Für das Modell ist es jetzt eh zu spät, aber ich möchte so eine Schleifpapieroberfläche in Zukunft vermeiden (es zumindest versuchen). Auch habe ich inzwischen ein Fläschchen Retarder bekommen. Ist zwar von Gunze, sollte aber auch mit Tamiya funktionieren Ob es auch mit AK RealColors funktioniert, glaube ich eher nicht. Das scheinen (vom Geruch) andere Farben als Tamiya oder Gunze zu sein. Obwohl sich die Airbrush mit Spiritus reinigen lässt und sich auch angetrocknete Farbe damit entfernen lässt. Aber ich habe noch Fragen. Welchen Einfluss hat eine Verringerung des Spritzdruckes auf die Güte der Oberfläche? Den Druck habe ich bisher immer nur dann reduziert (teils bis auf 0,8bar), wenn ich den Overspray bei Tarnlackierungen verringern wollte. Wäre es zielführend, bei Mattfarben Versuche mit einer anderen Düsengröße zu machen. Normalerweise habe ich in der Evo immer eine 0,2er Düse, aber eine 0,4er habe ich auch noch hier.

Gruß Heiner

Hans

Wenn es der Gunze Mild redarter in orange ist: Der ist depperter Weise nicht geeignet.
Ceterum censeo: Die Lackierung ist wichtiger

Wolf

der veringerte Sprühdruck dient dazu den Sprühnebel zu verringern.
Wer Future hat, hat noch lange keine Zukunft

hein52

@Hans: ja, ist die Mild-Version. Welcher wäre denn für AK RealColors geignet?

Gruß Heiner


Hans

Die habe ich nicht, sorry. Mit was werden die denn verdünnt?

Ceterum censeo: Die Lackierung ist wichtiger

Nilswhity

Zum Verdünnen der Ak Real Colors,kann man auf die Produkte von Gunze\Tamiya zurückgreifen.

Es können also auch,die redarter von Gunze\Tamiya genommen werden.

Michael
Mund auf,Stäbchen Rein,Spender Sein
https://www.dkms.de/de/spender-werden

Hans

Retarder Tamiya ja, Retarder Gunze nein.

http://www.mr-hobby.com/en/itemDetail.php?iId=160

Der ist für Mr Color farben, ausdrücklich. Nicht für die Aquaeus Hobby Color, die wir als Acrylfarben vergleichbar zu Tamiya (Alkoholverdünnbar) kennen.
Kein Mensch begreift diesen Wirrwarr, zudem die Mr Color Farben nicht wirklich verbreitet sind, die Tarnfarbensets vielleicht mal ausgenommen.

Für Gunze Aquaeus Hobby Color sind die Retarder für Acrylfarben aus dem Künstlerbedarf gut geeignet. Und natürlich auch Glyzerin (in kleiner Dosierung!)

Falls die AK Real Colors nicht blöd (Ausflockung, Alkoholschock) auf Alkohol reagieren und wasserverträglich sind, dann geht auch Künstleracryl und Glyzerin.
Ceterum censeo: Die Lackierung ist wichtiger

Hans

Tamiya ist halt auch wieder eher verwirrend als erklärend

https://www.tamiya.com/english/products/87114paint_retarder/index.htm

For acrylics.....Super.  "Laquer" Farben sind nämlich auch Acryl, nur halt auf organische Lösungsmittel ( Benzin oder Methylpentan) eingestellt. Acrylbindemittel sind da nicht so wählerisch. Für die Restaurierung lösen wir das Zeug sogar ultrabrutal in Toluol. Methylpentan plus Alkohole sind auch die Bestandteile des  Tamiya Laquer Thinners.

Der Handel macht das Chaos perfekt, als das selbst Tamiya nicht durchblickt, was sie schreiben und tun. Hier wird der Laquer Thinners Retarder typer als "Retarder" angeboten
https://www.tamiya.de/de/zubehoer/tamiya-zubehoer/zubehoer/maintenance-material/lp-lacquer-verduenner-retarder-250ml-300087194/

während bei Laquer Thinners (ohne Retarder) als nicht lieferbar gekennzeichnet ist.

Nachdem ich aber weder den Acrylics Retarder noch den LP Laquer Thinner habe, kann ich nix testen.
Ceterum censeo: Die Lackierung ist wichtiger

hein52

Ich habe heute mal einen Test gesprüht. Tamiya XF63 verdünnt mit Aquaeus Hobby Color Verdünner und einen Tropfen Retarder Mild von Gunze hinzugefügt. Oberfläche der Farbe mit meinen gewohnten Einstellungen (Druck 1,2bar, Abstand etwa 5cm) ist schön glatt geworden, so wie es sein sollte. Auf dem Retarder-Fläschchen ist als Hauptbestandteil Azeton angegeben, die Zugabe soll max 10% betragen. Von "nur für Mr Color Farben" steht da nix drauf. Aber dieser eine Tropfen war eher weniger als 10%. Der Verdünner für AK RealColors hat als Hauptbestandteil die gleiche Chemikalie wie Revell Airbush Clean.

Gruß Heiner