He 219 A-0 DV+DI Schleudersitzversuchsträger

Begonnen von Mr. Hudson, 03. Mai 2019, 14:35:35

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Mr. Hudson

Hallo Zusammen,

ich beschäftige mich derzeit mit den Bauvorbereitungen zur He 219 DV+DI, WN 190 113, die zu Schleudersitzversuchen verwendet wurde.



Quelle: flying-tigers.co.uk

Dazu ein paar Fragen:
Hat die Serien-He-219 auch hinten einen Schleudersitz gehabt oder waren FuG-Sichtgerät etc. im Ausschußweg?

Sind die rot-weissen Vermessungsstreifen der DV+DI nur auf der Backbord- oder auch auf der Steuerbordseite aufgebracht worden? Ich habe bisher nur Fotos der Backbordseite gefunden.

Wie sieht der offene Bereich des hinteren (Versuchs-)Schleudersitzes aus? Ist hier der Serienschleudersitz (vom Pilotenplatz?) lediglich ohne Einbauten des FuG-Sichtgerätes verbaut? Besondere Meßgeräte etc. ?

Ich habe in Modellmagazin 05/84 einen kleinen Beitrag zur DV+DI gefunden. Dort wird auf ausführliche Berichte zur DV+DI älterer Modellmagazine aus 1979 verwiesen. Hat jemand von Euch diese Magazine und kann die Artikel einscannen?

Vielen Dank!

Viele Grüße

Kai  :winken:



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Skyfox

Moin Kai

Leider ist die beste Quelle für die bislang erfolgten Schleudersitz-Ausstiege versiegt:
http://www.ejection-history.org.uk/
Aber mithilfe der "Wayback-machine" kommt man noch an die Daten bzw. an die Seiten:
https://web.archive.org/web/20181108025530/http://ejection-history.org.uk/
Ich habe jetzt nur auf die schnelle gegoogelt und nur die Links kopiert – ich schau' auch gerne mal in die Bücher...  :woist:

Ansonsten hier noch ein weiteres Bild der DV+DI beim Dummy-Ausschuss:


(QUELLE: http://www.warbirdphotographs.com)

...stay tuned!
:V:
AnD.Y.
MBSTHH 
Im Gedenken an meinen Freund Ulf Petersen, 1967 – 2018

Skyfox

#2
Die Frage:
Zitat von: Mr. Hudson in 03. Mai 2019, 14:35:35
Hat die Serien-He-219 auch hinten einen Schleudersitz gehabt oder waren FuG-Sichtgerät etc. im Ausschußweg?
kann ich bzw. die o.g. Seite beantworten:

https://web.archive.org/web/20161220222451/http://www.ejection-history.org.uk/Aircraft_by_Type/heinkel_he_219.htm
Zitat...I was pleased to see your site and I looked immediately to April 1944: in the night of 11/12th April 1944 a He219 took off from Luftwaffe airfield Venlo, east of my hometown Venlo. The crew was Unteroffizier Herter (surname still unknown) and Gefreiter Werner Perbix. The aircraft was intercepted by a Mosquito from 239 Sqd. , the location given as 'near Aachen'. The crew left the He219, using the ejection seats for the first time under operational combat conditions. So far, they might be rightfully appointed to be the first crew who saved their lives by means of ejection under combat conditions. Unfortunately, the serial number of this He219 has not been discovered too, but the remains of this nightfighter were excavated in the 1970's by the Dutch air force near Weert, a town in the southeast area of the Netherlands...

Die weiteren Einträge in der Liste bestätigen, das mehrere Ausstiege beider Besatzungsmitglieder gelungen sind, wobei allein der Bordfunker Feldwebel Alfred Staffa offenbar 3 mal aus einer Heinkel He 219 ausstieg...  8o
MBSTHH 
Im Gedenken an meinen Freund Ulf Petersen, 1967 – 2018

Skyfox

#3
...und hier ein Link zu einer Nachtjagd-Seite mit 3 ziemlich guten Bildern der DV+DI:

http://nachtjagd-research.blogspot.com/2018/01/heinkel-219-dvdi-wnr-190113-ebay-find-4.html

...und diesem Text dazu:
Zitat...Back to DV+DI, the aircraft appears to carry the standard camouflage of RLM76 with RLM75 applied in dapples. The Stammkennzeichen is also applied under the wings as seen in photo #3. Modifications for the tests include the removal of the SN-2 FuG220 antennas, although the brackets were retained. It appears that the radar equipment remained on board, Buss report quoted in Remp, p.60. The rear parts of the canopy are removed, as well as the fame dampers on the engines. For higher precision measurement of the seat trajectory, a red and white striped band was applied horizontally on the fuselage, and vertically on the vertical tail fin. The latter partially covers the Hakenkreuz...
(QUELLE: nachtjagd-research.blogspot.com)
...nebst Quellenangaben zum Inhalt.

:V:
AnD.Y.
(der heute Abend noch ein paar Bücher wälzt... :woist:)
MBSTHH 
Im Gedenken an meinen Freund Ulf Petersen, 1967 – 2018

Mr. Hudson

Danke Andy!

Interessant ist, dass der Schleudersitz schräg nach hinten ausschießt. Bei Stellung Rücken an Rücken kreuzen sich die Flugbahnen. Gab es schon eine automatische (zeitverzögerte) Auslösung des zweiten Besatzungsmitglieds?

Weitere Fragen:
Das Geweih des FuG war bei DV+DI ausgebaut. Macht es Sinn das Sichtgerät im Cockpit zu belassen, oder wurde doch das komplette FuG ausgebaut?

Mein verlinktes Foto zeigt alle sonstigen erforderlichen Antennen am Flugzeug, nur der Peilrahmen auf dem Rumpfrücken fehlt. Bildfehler - oder wurde er entfernt, z. B. damit niemand daran hängen bleiben konnte?

Viele Grüße

Kai  :winken:

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Russfinger

#5
Hallo Kai,

ist ja nicht gesagt, dass der Sitz schräg ausschießt. Während der Sitz nach oben schießt, fliegt die Maschine ja ein Stück weiter. Plus Fahrtwind...
Dennoch dürften sich bei gleichzeitigem Ausschuss, die Bahnen gekreuzt haben. Meines Wissens erfolge die Auslösung manuell. Von da aus scheint es logisch, dass es einen definierten Ablauf gab: Erst Pilot und dann der Bordfunker - oder umgekehrt.

EDIT: das Equipment an Bord zu lassen ergibt insofern Sinn, da man ja so auch testen konnte, ob der Bordfunker beim Ausschuss irgendwo hängen bleibt. Die Antennen waren dafür nicht notwenig, so sparte man sich den Luftwiderstand. Nehme ich einfach mal an  :)

:winken:

Russie


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Russfinger



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Skyfox

Moin

Der Blick in die Bücher brachte leider erstmal nichts weiter substantielles zu den o.g. Fragen.  :2:
Weder weitere Bilder noch Info's zu den Schleudersitzen oder den Versuchen in Rechlin.
Manche Quellen sprechen übrigens von 3 umgebauten Maschinen, andere nur von zweien die für die Schleudersitzversuche genutzt wurden.
Als gut recherchiertes Werk mit vielen Details der restaurierten Maschine kann ich übrigens das Buch *The Heinkel He 219 'Uhu'
A Detailed Guide to the Luftwaffe's Ultimate Nightfighter*
von Richard A. Franks aus der "Airframe"-Reihe von Valiant-Wings empfehlen.  :1:

Nach meinem dafürhalten würde ich darauf tippen, das die FuG's bzw. die volle Instrumentierung des Bordfunkers im Versuchsträger verblieb:
man wollte sicherlich das Schleudersitzsystem unter realen Bedingungen testen.
Da diese Systeme noch sehr unausgereift waren gehe ich weiterhin davon aus, dass das Auslösen "manuell" erfolgt ist.
(Dafür spricht auch die Aussage von Eric Brown zur Dornier Do 335, wo drei Knöpfe/Schalter zu betätigen waren:
der 1. sprengt den Heckpropeller weg, der 2. das obere Seitenleitwerk und der 3. löst den Schleudersitz aus.)

Evtl. findet man noch den Film der Versuche mit der DV+DI in den weiten des WWW – die bekannten Bilder sind nur Ausschnitte daraus...  :pffft:

O.g. Buch/Heft könnte ich auch zum kommenden Stammtisch mitbringen, wenn Du möchtest... 8)

:V:
AnD.Y.
MBSTHH 
Im Gedenken an meinen Freund Ulf Petersen, 1967 – 2018

FlyingCircus

Habt Ihr schon den 5 Seitigen Artikel aus Jet&Prop 2/98 gefunden?
Da geht es um die Schleudersitz Erprobung der He-219.
Im Modell Magazin Artikel sind 3 Fotos. Ein Foto des Schleudersitzes der Do335. Das zweite Foto hast Du schon gepostet und das 3 Foto ist die Maschine von vorne. Das 3 Foto ist auch in dem Jet&Prop Artikel.  :winken:

,,Ich weiß, dass Sie glauben, Sie wüssten, was ich Ihrer Ansicht nach gesagt habe. Aber ich bin nicht sicher, ob Ihnen klar ist, dass das, was Sie gehört haben, nicht das ist, was ich meinte." Alan Greenspan

Skyfox

Danke F.C.
Das war der richtige Hinweis  :P – die Ausgabe J&P habe ich zufälligerweise auch und der Artikel ist vermutlich das beste, das zum Thema zu finden ist  :1:
U.a. ist dort auch ein Foto der Steuerbordseite der DV+DI abgedruckt... :D

@Kai: das "Original" zum nächsten Stammtisch? Oder lieber Fotos/Scans der Seiten?  8)

:V:
AnD.Y.
MBSTHH 
Im Gedenken an meinen Freund Ulf Petersen, 1967 – 2018

Hans

Der Meßstreifen wird immer weiss-rot dargestellt. Macht bei s/w-Fotos und s/w-Filmen damals zur Doku keinen Sinn. Ich tippe da auf einen schwarz-weissen Streifen.
Ceterum censeo: Die Lackierung ist wichtiger

Russfinger

Wenn ich die Farbe des Mess-Streifens mit dem Schwarz des Kennzeichens, des Balkenkreuzes und der Abgasfahne vergleiche, bin ich geneigt, Dir zu widersprechen.
Obwohl Du rein logisch gesehen Recht hast.

:winken:

Russie


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Hans

Die Kennzeichen waren Glanzschwarz, das BK matt schwarz. Fotoanalyse ist immer sone Sache....
Ceterum censeo: Die Lackierung ist wichtiger

Russfinger

Die Kennzeichen waren Glanzschwarz, das BK matt schwarz.
Und beide Töne unterscheiden sich m.E. von der Farbe des Meßstreifens.
#Meinjanur.   :D

:winken:

Russie



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Hans

Ceterum censeo: Die Lackierung ist wichtiger

Mr. Hudson

Vielen Dank für die vielen Antworten!

Andy: gern scannen, wenn der Artikel Infos enthält, die nicht bereits im Thread sind.

Ich fasse mal meinen derzeitigen Stand zusammen:

Peilrahmen Rumpfrücken - lasse ich weg, wie auf dem Referenzfoto.

Meßstreifen - ich vermute beidseitig angebracht, habe aber keine Beweise. Rot-Weisse-Farbgebung seit Hans´ Betrag unklar - aber sehr attraktiv  8) .

Innenausstattung - FuG-Sichtgerät verbleibt, wg. realistischerer Testbedingungen. Keine Beweise.

Gibt es sonst weitere Erkenntnisse?

Viele Grüße

Kai  :winken:

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Wolf

Ich denke auch dass die Streifen rot/weiß sind.

Wir kennen nur s/w Aufnahmen. Wer sagt denn, dass es nicht auch Farbaufnahmen gab?
Wer Future hat, hat noch lange keine Zukunft

Hans

Die Decals von Owl kennst du, nehme ich an.
Ceterum censeo: Die Lackierung ist wichtiger

FlyingCircus

Es geht bei den Streifen nicht nur um Filmaufnahmen, sondern auch um Erkennbarkeit per Auge. Da dürfte Rot besser wie Schwarz sein.
Nicht immer werden die Filmaufnahmen etwas. Bei der Entwicklung konnte immer etwas schief gehen. :winken:

,,Ich weiß, dass Sie glauben, Sie wüssten, was ich Ihrer Ansicht nach gesagt habe. Aber ich bin nicht sicher, ob Ihnen klar ist, dass das, was Sie gehört haben, nicht das ist, was ich meinte." Alan Greenspan

Skyfox

Moin
Zitat von: Mr. Hudson in 05. Mai 2019, 19:56:12
Andy: gern scannen, wenn der Artikel Infos enthält, die nicht bereits im Thread sind...
Worauf Du Dich verlassen kannst 8) : z.B. das Foto der Steuerbordseite OHNE rot-weißen Meßstreifen (hier irrt der Decal-Hersteller OWL offensichtlich, da auf den Bögen immer auch ein Streifen für Steuerbord vorhanden ist), sowie die Berichte des Piloten und eines Versuchsspringers.
Ich bin übrigens auch der gleichen Ansicht wie Wolf und F.C., das die Meßstreifen rot-Weiß gewesen sein müssen.

Ich scanne den Bericht Heute oder Morgen ein und schicke Dir die Seiten dann per E-mail.
:V:
AnD.Y.

P.S.: Die J&P Ausgabe 2/98 ist beim VDM Verlag sogar noch für kleines Geld verfügbar:
https://www.vdmedien24.de/navi.php?a=4802
Nur, falls Du (oder andere Interessenten) wert auf das Original legst... ;)
MBSTHH 
Im Gedenken an meinen Freund Ulf Petersen, 1967 – 2018

Mr. Hudson

Hallo Zusammen,

nach dem ich mich immer noch in kleinen Schritten weiter mit der Heinkel beschäftige, bin in beim Peilgerät Peil G6 auf dem Rumpfrücken angekommen.

Die strahlenformige Hilfsantenne wird im Dragon 1/72 Bausatz als Ätzteil dargestellt und ist leider unsauber geätzt und nicht verwendbar. M. E. besser funktionieren sowieso Decals, da die Hilfsantenne eher zweidimensional von unten an einer Plexiglashaube "klebt".

Mehr zum Peil G6 hier:
http://modellboard.net/index.php?topic=31153.0

Da ich immer wieder Luftwaffenmaschinen mit Peil G6 bauen werde (Ju 88 Familie, Do 217 Familie usw.), bin ich auf der Suche nach einer Lösung, mit der ich die Hilfsantenne im Maßstab 1/72 reproduzierbar nachbauen kann.

Hat hierzu jemand gute Ideen und Tipps? Vielen Dank!

Viele Grüße

Kai :winken:


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Kannonenvogel

Möcht etwas Beitragen(leider zuspät)natürlich habe ich ein Foto der Rechten Rumpfseite,zuden Schleudersitzen "Bericht He 219 A-0 Handbuch" am 3.41920 hier auf MB.Zu den Peilrahmen ,eine Fotokopie unter der Klarsichtscheibe ergibt ein immer wieder Verwendbares Teil (wenn kein Ätzteil/Abziebild vorhande )
Gruss :winken:

Mr. Hudson

Hallo Kanonnenvogel,

vielen Dank für die schnelle Antwort. Das von Dir verlinkte Bild der Steuerbordseite der DV+DI ist auch in dem von Skyfox benannten Jet&Prop-Artikel enthalten. Das Bild ist übrigens einer der Gründe, warum ich mein Modell trotz des nachfolgenden Textauszugs OHNE Radarausstattung im Cockpit baue.

Zitat von: Skyfox in 03. Mai 2019, 16:06:31
...und diesem Text dazu:
Zitat...It appears that the radar equipment remained on board...

Auf Deinem Bild sieht man im hinteren Cockpitbereich einen Wart gebückt stehen. Genau dort wo er steht, wäre das Sichtgerätes des FuG verbaut. Also muss es fehlen.

Ganz sicher bin ich aber nicht. Mein zweiter Grund die Radarausstattung nicht einzubauen ist etwas wackelig, da ich auf einem anderen Cockpitbild zwar kein Sichtgerät erkenne, aber irgendwelche Vorrichtungen scheinen dort schon zu sein. Originalbild ...



Quelle: nachjagd-research.blogspot.com

... und Ausschnitt des hinteren Cockpits mit der hinten hervorstehenden Vorrichtung:



Kann sich jemand erklären, was das ist?!

Viele Grüße

Kai  :winken:

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Skyfox

#24
Moin!

Schön zu lesen, das Du an deiner Heinkel He 219 weiterarbeitest  :1: – mittlerweile habe ich meine auch auf dem Basteltisch...  8)

Peil G-VI...
...kniffelig, da gerade die Dragon-Ätzteile ziemlich sperrig, und so geschmeidig und formbar wie Panzerstahl sind...
Mittels ausglühen sollen solche Ätzteile etwas anpassungsfähiger werden, aber das habe ich bisher noch nicht ausprobiert.

Gleich die Frage, ob Du vielleicht jemanden kennst, der einen Schneidplotter besitzt?
Dann wäre eine Lackiermaske der ideale und authentischste Weg: Beim Original sollen die Streifen mittels einer leitfähigen Farbe lackiert worden sein.
Eine weitere Alternative wäre selbst ätzen, aber das benötigt dann wieder weiteres Equipment...

Beides würde allerdings nur für die runde, nur leicht gewölbte Plexiglasabdeckung des Peilgerätes G-VI funktionieren.
Bei anderen Modellen/Abdeckungen wurde eine mehr tropfenförmige Haubenform gewählt (siehe z.B. Heinkel He 177, Peil G-IV), was eine Maskierung (ganz besonders in 1:72) eher ausschließt.

[attachment=0,msg991749]

[attachment=1,msg991749]


Wie wäre eine Lösung aus lackierten Streifen aus Decalmaterial? Ließe sich das in 1:72 umsetzen?
(Ein solches Decal liegt den Arado Ar 234 Bausätzen in 1:48 manchmal bei).


Ich bin gespannt, wie Du das Thema löst
Good luck!
:V:
AnD.Y:
MBSTHH 
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