***FERTIG*** Dänischer Fischkutter NORDEN, 1:30, Holzmodell

Begonnen von Dannebrog, 19. Mai 2004, 12:33:53

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Dannebrog

Hallo zusammen,

nachdem die Vorstellung meiner Yacht Gretel auf so viel Interesse gestossen ist, werde ich nun hier einen Baubericht meines aktuellen Projekts einstellen - ihr habt es so gewollt... ;)

Ich weiss, daß euch ein Bericht über ein historisches Segelschiffmodell lieber gewesen wäre, aber damit kann ich euch später sicher auch noch beglücken. :D Momentan baue ich aber an diesem Arbeitsschiff und die Grundzüge des Baus sind bei beiden Schiffstypen die selben.

Eigentlich schreibe ich den Bericht für meine HP, aber da schaut so gut wie  niemand rein, deshalb denke ich daß er hier besser aufgehoben ist. Ich werde jetzt hier Schritt für Schritt die bereits abgeschlossenen Bauphasen einstellen, bis ich auf dem momentanen Stand bin - ab dann wird es etwas langsamer voran gehen... :)

So, bevor wir hier anfangen, müsst ihr euch kurz durch ein bißchen Vorinformation kämpfen...  8o

Das Vorbild:
Als maritim begeisterter Mensch treibe ich mich in unseren Dänemark Urlauben natürlich gerne in Häfen herum. Besonders die Fischereiflotten haben es mir angetan. Vor ein paar Jahren hatte ich das Vergnügen einen Berufsfischer einen Tag lang auf seinem kleinen Kutter zu begleiten, was mich nachhaltig begeistert hat! Die Idee einen solchen, kleineren Kutter als Modell zu bauen wurde geboren. Der Bootstyp wurde um 1930 in den Werften von Vorupør und Klitmøller entwickelt und in dieser Form bis heute gebaut. Da viele Häfen an der Westküste damals keinen Hafen hatten, wurden die Boote einfach mit Winden auf den Strand gezogen. Ein Spaktakel, daß man auch heute noch bespielweise in Løkken bestaunen kann. Die Kutter sind um die 10 Meter lang und 3,5 Meter breit und werden komplett aus Holz gebaut. Leider werden diese traditionsreichen Schiffe mittlerweile durch Boote aus GfK oder Aluminium verdrängt...

Hier ein Foto aus Nr. Vorupør, das ich im Juni 2002 gemacht habe:


Das Modell:
Auf der Suche nach einem vernünftigen Baukasten wurde ich bei der dänischen Firma Billing Boats  fündig. Der Baukasten 603 Norden  entspricht genau dem, was ich suchte. Die Firma Billing Boats stellt gemäß der Tradition ihres Landes Bausätze von typischen Arbeitsbooten her. Norden hat kein definitives Vorbild - er entspricht eher dem typischen Kutter wie man ihn heute findet - d.h. mit moderner Ausstattung wie Radargerät, hydraulischen Netzeinholer und Rettungsinsel. Norden ist im Maßstab 1:30 konstruiert und passt damit wunderbar zum großen Fischkutter Mary Ann  (1:33), den ich auch schon gebaut habe. Der Bausatz enthält sämtliche Beschlag- und Ausrüstuingsteile. Teilweise aus Kunststoff, teilweise aus Metall (hauptsächlich Messing).

Baukasten und Inhalt:


Der Schwierigkeitsgrad wird mit Anfänger  bezeichnet. Wie bei allen Holzmodellen bereitet es mir aber einige Schwierigkeiten vorzustellen, daß jemand der noch nie ein Modell gebaut hat, mit diesem Bausatz zurechtkommen soll... Man sollte mindestens Erfahrungen im Plastikmodellbau haben, oder vorher einen kleinen Wurfgleiter aus Balsaholz bauen - sonst gibt´s schnell Frust.

Noch ein Hinweis: ich bin KEIN Holzmodellbauguru und auch kein Experte! Dieser Baubericht entspricht meinen momentanen Fähigkeiten im Holzmodellbau. Aus diesem Grund sind Anregungen, Kritik und Verbesserungsvorschläge nicht nur willkommen, sondern auch erwünscht - Diskussionen sowieso!

So, genug der langen Reden, jetzt geht´s endlich los. :9:

Dannebrog

Das Modell wird in Spantenbauweise mit EINFACHER(!) Beplankung gebaut. Um einen möglichst verzugsfreien Rumpf zu bekommen, hat sich Billing Boats  etwas Besonderes einfallen lassen: der Rumpf wird in zwei Hälften gebaut, die später zusammengefügt werden. Dies ist aber nicht bei allen Billing Boats  Modellen der Fall! Durch diese Bauweise kann das Kielbrett fest mit dem Baubrett verbunden werden und ist dadurch absolut plan. Für Anfänger vielleicht nicht die schlechteste Lösung, aber meine Erfahrung hat gezeigt, daß man auch mit der konventionellen Vollbauweise problemlos einen verzugsfreien Rumpf hinbekommen kann.

Zurück zum Modell: Das Kielbrett wird auf das Baubrett geheftet - dazu benutze ich winzige Nägelchen, damit man den Rumpf jederzeit problemlos vom Baubrett lösen kann. Als nächstes werden die (Halb)spanten und das Deck aufgeklebt. Ich benutze für das Kleben der Holzteile übrigens ausschließlich UHU-hart. Damit habe ich die besten Erfahrungen gemacht. Kiel, Spanten und Zusatzteile sind mit Laser vorgeschnitten und lassen sich problemlos herauslösen - man muss dann nur kurz mit Schleifpapier die letzten Bruchkanten glätten.  



Nach und nach werden alle Spanten herausgelöst und aufgeklebt. Die Passgenauigkeit ist als hervorragend zu bewerten - man muss kaum nacharbeiten! Die Bauteile werden mit reichlich Kleber versehen und mit Stecknadeln fixiert, bis sie ausgehärtet sind. An Bug und Heck werden dann noch zwei Hilfsbrettchen geleimt, die das Ausrichten der Beplankung vereinfachen sollen, doch dazu später mehr. Das Deck neigt durch den Decksprung dazu sich von den Spanten zu lösen - einfach mit Stecknadeln fixieren! Die Füllige Rumpfform des Kutters ist jetzt sehr schön zu erkennen.



Nächster Schritt! Vor der Beplankung müssen die Spanten der Rumpfform entsprechend abgeschrägt werden. In der Fachsprache nennt man diesen Vorgang straken . In der Fachliteratur wird dem Straken eine ungeheure Bedeutung zuteil, als wenn hier über die Qualität des späteren Modells entschieden wird. Das finde ich reichlich übertrieben! Straken ist sicherlich ein wichtiger Vorgang, aber man muss jetzt nicht im Zehntelmillimeterbereich arbeiten. Wichtig ist eigentlich nur, daß die Form der Spanten an sich unverändert bleibt! Ob die Planke nachher VÖLLIG auf dem Spant aufliegt oder ein Millimeter weniger ist meiner Meinung nach irrelevant, solange die Rumpfform stimmt. Zum Straken sollte man eine Feile oder ein mit Schleifpapier bespanntes Holz nehmen. Ich benutze dazu einen in meinen Akkuschrauber eingespannten Schleifteller... 8o Ich habe gelernt damit vorsichtig umzugehen - empfehlen möchte ich diese Methode allerdings NICHT! Man hat in nu etwas zu viel abgeschliffen, und dann hat man ein echtes Problem...



Nach dem Straken kann die Beplankung beginnen. Zuerst wird das Schanzkleid aufgebracht. Es besteht aus dünnem Sperrholz und ist recht steif. Im Heckbereich muss es aber sehr stark gebogen werden, weshalb man sich eines Tricks bedient: das Schanzkleid wird ein paar Stunden in lauwarmes Wasser gelegt - dann lässt sich das Holz problemlos biegen. Dann nur noch mit Nägelchen und Stecknadeln fixieren - fertig. Dann kommt der große Augenblick: die erste Planke wird aufgebracht. Die Planken bestehen aus dünnen Nadelholzleisten und sind sehr flexibel - es ist also kein Anfeuchten notwendig. Die erste Planke wird unmittelbar unter das Schanzkleid geklebt. Am Bug muss sie etwas angeschnitten werden, damit sie an das Hilfsbrettchen anstößt, welches die Bugform vorgibt. Dann Klebstoff aufbringen, die Planke mit Stecknadeln an den Spanten fixieren und das überstehende Ende am Heck abzwicken. Die erste Planke ist geschafft!



Arbeitszeit bis jetzt: 2 Stunden

Talisker

Hallo Dannebrog,

ein sehr schöner und anschaulicher Baubericht :P

Die gezeigte Halbspantenbauweise ist mir bis jetzt noch nicht begegnet obwohl ich schon einiges ausprobiert habe (Arbeitsboot)
Ich bin wirklich sehr gespannt wie es weitergeht und wie sich die beiden Rumpfhälften nachher zusammenfügen...;)

Wie teuer ist denn so ein Baukasten?

Servus
Talisker

Dannebrog

Hallo Talisker!

Ja, die Halbspantenbauweise ist mir bisher nur bei Billing Boats aufgefallen. Da hat sich mal echt jemand Gedanken gemacht. Deinen Arbeitsboot-Bericht habe ich bereits vor etlichen Wochen verschlungen - ein GK-Modell wollte ich auch schon immer mal ausprobieren!

Ach ja, den Preis des Baukastens hatte ich völlig vergessen... :rolleyes: Ich habe 58,- Euro bezahlt. Der Bausatz wird derzeit noch hergestellt.  Ausserdem habe ich nicht erwähnt, daß Billing Boats Modelle in D über die Firma Simprop Elektronik  vertrieben werden! Naja - ist ja mein erster Baubericht...

Bis dann, DBM

Dannebrog

Und weiter geht´s!

Nun geht das Beplanken so richtig los... Aber noch eins vorweg: dies ist ein Modell mit einfacher Beplankung. Deshalb muss beim Planken sehr  sorgfältig gearbeitet werden. Die einzelnen Planken sollten möglichst dicht beieinander und ohne größere Verkantung zueinander befestigt werden. Im Gegensatz zu einem Modell mit doppelter Beplankung hat man hinterher kaum noch die Möglichkeit größere Patzer wieder gutzumachen. Trotzdem sollte man sich nicht abschrecken lassen: die Arbeit ist einfacher als man denkt, und Holz ist zudem ein sehr dankbarer, einfach zu bearbeitender und angenehmer Werkstoff.

Unter die erste Planke werden Weitere geklebt - immer dicht an dicht. Irgendwann merkt man, daß man nicht mehr weiterkommt ohne die Leiste extrem zu verformen. Anders ausgedrückt: sobald man die Leiste nicht mehr ohne Spannung anbringen kann, hört man an dieser Stelle auf. Wann genau das der Fall ist, ist bei jedem Modell verschieden. Es ist ein bißchen Erfahrungssache, aber auch nicht sonderlich schwierig. Ich fange dann an, vom Kiel an aufwärts zu beplanken, bis es auch dort nicht mehr ohne Spannung weitergeht! Jetzt kommt etwas sehr Wichtiges, das etwas Übung und Erfahrung benötigt: die nächste Planke muss so aufgebracht werden, daß sie überall plan aufliegt und nicht unter Spannung steht! Wie das aussieht, kann man hier betrachten:  



Tja, schaut etwas seltsam aus, nicht?? Ist aber völlig normal, da der Schiffsrumpf zu gewölbt ist, um alle Planken komplett in einem Stück Seite an Seite zu montieren. An dieser Planke kann man nun weitere Leisten anbringen - wieder dicht bei dicht bis es nicht mehr geht. An diesem Schiff ist die entstandene ´Lücke´ besonders groß, da ein Fischkutter ein sehr bauchiges Schiff ist. Bei eleganteren Rumpfformen, wie z.B. bei manchen Segelschiffen ist dies nicht so ausgeprägt! Manchmal reicht es dann sogar einfach die Planken an den Enden anzuspitzen und es entsteht erst gar keine ´Lücke´.



Irgendwann zwischendurch kann man das ´Loch´ oben zumachen, dafür mussen die Leisten an beiden Enden zurechtgeschnitten werden. Dafür hält man die Leiste an den Rumpf, zeichnet die Schnittkanten an und schneidet die Leiste zurecht. Manche benutzen dazu Hilfsmittel, wie z.B. den Leistenboy  -  ich nehme einfach eine ganz gewöhnliche, aber höllisch scharfe Schere. Auch wenn das hier auf den ersten Blick kompliziert aussieht, die ganze Sache ist einfacher als man denkt und so gesehen die einzige Schwierigkeit bei einem so einfachen Rumpf wie diesem!



Nun locker und flockig weiter nach unten Beplanken. Ich sollte vielleicht noch erwähnen, daß man an diesem Modell nur so etwa drei bis vier Leisten auf einmal untereinander anbringen kann - dann sieht der Rumpf mit den vielen Stecknadeln aus wie ein Igel und man kommt nirgendwo mehr vernünftig ran. Was also hier so locker vonstatten geht, ist ein Prozess von mehreren Tagen!



Arbeitszeit bis jetzt: 4 Stunden.

Dannebrog

Die Beplankung ist jetzt fast fertig. Allerdings habe ich mit den letzen Planken wieder das ´Verspannungsproblem´, da sich der Rumpf nach innen wölbt. Deshalb mus wieder eine Planke angepasst werden - die etwas seltsame Platzierung sieht man im Bild unten: die Planke läuft einmal quer durch durch den übriggebliebenen ´Spalt´.



Während die Verklebung der Planken aushärtet, fange ich mit dem Bau der zweiten Rumpfhälfte an. Sie wird natürlich ganz genau wie die erste gebaut. Allerdings lasse ich diesmal das ´Hilfsbrettchen´ am Bug weg - es hat mich mehr gestört als das es eine Hilfe war.



Arbeitszeit bis jetzt: 5,5 Stunden.

panzerchen

es ist sehr interessant, hier eine andere Bauweise zu sehen ( dabei ist das was Du da machst, ja eigentlich die klassische und dem Objekt angemessenere Methode. ).
Laß Dich bitte nicht abschrecken Dein Werk weiterhin zu zeigen, nur weil die Resonanz leider noch nicht groß ist.
Mich interessiert es jedenfalls.

Dannebrog

Hallo Panzerchen,

nein, keine Angst - ich lasse mich nicht abschrecken! Im Gegenteil: 114 Klicks in zwei Tagen finde ich sehr ermutigend. Jedenfalls nen Haufen mehr als auf meiner HP! :D Ich denke der Baubericht ist hier schon ganz richtig aufgehoben! Und die Kommentare kommen ja vielleicht noch, wenn das Modell mal ein bißchen weiter fortgeschritten ist.

Dir jedenfalls noch viel Spaß beim Lesen!

Mange hilsen,
DBM

Talisker

Hallo Dannebrog,

jetzt muß ich doch mal nachfragen...
Die von Dir gezeigte Methode den Rumpf zu beplanken finde ich etwas unkonventionell, jedenfalls habe ich das so noch nicht gesehen. Das muß jetzt erstmal nichts heißen, möglicherweise sind beim Original die Plankengänge ja genauso.

Steht Deine Methode so in der Bauanleitung des Kutters drin?

Von historischen Seglern kenn ich das so, daß beinahe alle Plankengänge durchgängig von Bug bis Heck laufen. Um die unterschiedlichen Spantradien auszugleichen, sind deshalb die Planken zu den Enden hin verjüngt. Nur ganz wenige Planken gehen nicht bis zum Bug und werden über eine charakteristische Laibung (englisch oder holländisch) in den restlichen Plankengang eingefügt (sog. Butten).

Wenn ich zu Hause bin, werd ich mal ein Bild einscannen und posten, dann wirds klarer was ich meine.

Servus
Talisker

KlausH

Hi Dannebrog,

ich verfolge deinen Bericht mit großem Interesse. Das einzige "Problem" dabei ist, daß die Lust immer größer wird, so was auch mal zu versuchen. ;)

Mach bitte weiter so, ich freue mich jedesmal, wenn´s wieder einen Schritt weitergeht! :P

Schöne Grüße
Klaus

Dannebrog

So, es geht weiter. Die Beplankung des ersten Halbrumpfes ist geschafft! Im allerletzten Beplankungsabschnitt müssen viele Leisten etwas mühselig angepasst werden. Ganz besondere Aufmerksamkeit benötigt meist die allerletzte Planke. Es haut so gut wie nie hin, daß sie in ihrer vorgegebenen Breite passt - sie muss fast immer zurechtgeschnitzt werden. Zumindest DAS finde ich recht schwierig, schließlich sollte sie gut passen, damit die Ritzen zwischen den Planken nicht allzu breit werden. Aber auch diese Aufgabe ist zu bewältigen, auch wenn es meist mehrere Anläufe benötigt.



Mittlerweile wird die zweite Rumpfhälfte weitergebaut - alle Spanten sind angebracht und die Beplankung kann auch hier beginnen.



Natürlich kann man einen mit Holz beplankten Rumpf niemals so präzise bauen, daß es zwischen den Planken überhaupt keine Ritzen gibt, oder kleine Dellen an den Übergängen, da kann man sich noch so viel Mühe geben. Es mag Menschen geben, die das schaffen, sie haben meine ungeingeschränkte Bewunderung!!! Ich kann es nicht und greife deshalb jetzt zur Spachtelmasse. Ich benutze dafür Clou Holzpaste , die im wesentlichen aus mit Klebmasse versetztem Sägemehl besteht. Es gibt sie in versschiedenen Farben - ich nutze die Farbe Natur , sie entspricht etwa der Farbe der unbehandelten Planken. Die Paste ist wasserverdünnbar und recht einfach zu verarbeiten, solange sie feucht ist. Sie trocknet aber recht schnell (auch in der Tube), und dann wird der Auftrag etwas fummelig. Da ich beim Beplanken sorgfältig gearbeitet habe, reicht es die Paste einfach mit dem Finger in die Ritzen und Dellen zu drücken. Nach dem Schleifen wird das wie eine Kalfaterung aussehen - also ein durchaus gewünschter Effekt. Am Heck wird noch ein Füllklotz aus Balsaholz aufgeklebt, der später rundgeschliffen wird. Die typische Heckrundung wäre mit den spröden Nadelholzleisten schwierig zu realisieren gewesen.



Währenddessen wurde an der zweiten Rumpfhälfte in bereits besprochener Art das Schanzkleid angebracht.



Arbeitszeit bis jetzt: 7,5 Stunden

So, mit diesem Beitrag habe ich den Baubericht auf den heutigen Stand gebracht. Weitere Berichte werden nun in dem Tempo folgen, in dem das Modell tatsächlich gebaut wird.

Dannebrog

@ Talisker: ich weiss genau was Du meinst! Das Problem bei einem Arbeitsschiff wie diesem sind die sehr fülligen Formen! Ich habe bereits einen großen Fischkutter gebaut, der hatte einen Beplankungsplan, damit die Plankenstöße stimmen. Da hab ich mir echt einen ´abgebrochen´ damit alles korrekt verläuft, und hab es trotzdem nicht geschafft! Bei den weicheren Linien eines Segelschiffs greift die von Dir erwähnte Methode besser. Meine vielleicht etwas unkonventionelle Methode habe ich tatsächlich aus einer Bauanleitung (allerdings nicht von diesem Schiff) und sie funktioniert für mich prima. Historisch gesehen ist sie sicher nicht 100%ig korrekt, aber sie ist einfach und leicht nachzuvollziehen! Die von Dir genannten Butten sind auch auf karweel beplankten Kuttern üblich, allerdings ist mir das bei einem solch kleinen Schiffchen zu viel Arbeit - und so detailversessen bin ich nicht... Zu viele Kompromisse?? Mag sein, aber der ganze Modellbau besteht schließlich aus Kompromissen - man muss halt nur entscheiden welche man eingeht und welche nicht. Wenn das Modell nachher auf dem Regal steht erkennt kein Mensch ob die Plankengänge stimmen - und mich stört´s nicht.

Grundsätzlich halte ich es aber absolut richtig von Dir, meine Beplankungsweise in Frage zu stellen - was für mich funktioniert muss ja für Andere nicht zwangsweise auch funktionieren! Wie schön erwähnt bin ich kein Profi und habe manche Sachen einfach selber ausgetüftelt. Für weitere Diskussionen bin ich übrigens immer gerne zu haben.

@ Klaus H: danke schön! :1: Vielleicht kann ich Dich ja doch noch ´anstecken´ - einfach mal ausprobieren!

Talisker

Hallo Dannebrog,

Modellbau ist immer ein Kompromiß. Jeder muß für sich entscheiden welche Details er dem Maßstab opfert und wann er es gut sein läßt.

Ich finde es völlig in Ordnung, daß Du hier bei der Beplankung bewußt Deine eigenen Wege gehst. Wichtig ist, daß der Bau Dir selbst Spaß macht und Dich nicht frustriert und daß Dir persönlich das Ergebnis gefällt.

Das wird hier ohne Zweifel ein schönes Modell und ich freue mich auf den weiteren Fortschritt :P

Damit die Nicht-Holzwürmer unter unseren Lesern verstehen über was wir hier diskutieren, hänge ich trotzdem noch die Abbildung aus dem Buch "Historische Schiffsmodelle" von Wolfram zu Mondfeld an. Falls Du das Buch nicht schon hast, es ist einfach das Standardwerk schlechthin und das zu einem Schnäppchenpreis ;)
http://www.amazon.de/exec/obidos/ASIN/3572014646/qid=1085163937/sr=1-2/ref=sr_1_10_2/028-7321294-8563766

:winken:
Talisker


Rolle

Hallo,
und schon wieder ein Bootbaubericht der mich interessiert, obwohl ich immer noch nix mit den Dingern anfangen kann;)
Wenn ich das so sehe, ich glaube das wäre ja nun nix für mich, mit den Planken verbiegen.
Ich finde es aber interessant wie andere Modellbauer ihr Handwerk ausführen und lernen kann man überall was.
Ich werde auch hier dran bleiben, das verspricht spannend zu werden.
Gruß aus Hamburg
Rolf Karotka
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Modellbau-Stammtisch-Hamburg.de

Bono1975

Guten Morgen Dannebrog!

Auch von mir erstmal herzlichen Dank für diesen sehr informativen und anschaulichen Baubericht - es macht Spaß, Dir beim Bau "über die Schulter schauen" zu können! :P

Die Art und Weise den Rumpf zu beplanken kam mir zunächst auch etwas ungewöhnlich vor - aber vielleicht bin ich dazu dann doch etwas zu sehr auf den Herrn Mondfeld fixiert - ich finde s jedenfalls klasse, wie Du "historisch korrekten Modellbau" und den Spaß an der sache unter einen Hut zu bringen verstehst - und ganz nebenbei eine eigentlich einfach und für den Anfänger nachbaubare Alternative aufzeigst, einen Holzrumpf zu beplanken. :P

Ich werde mir die weiteren Fortschritte Deiner Arbeit sicherlich nicht entgehen lassen - jedenfalls macht Dein Bericht genauso Lust auf einen eigenen Versuch wie Taliskers Arbeitsboot - vielleicht war ich doch ein wenig ZU sehr Mondfeld-infiziert ;) um mich an ein eigenes Projekt zu wagen.

Mit lieben Grüßen eines Bonners im Ruhrpott, Marcus
Derzeit in Arbeit:
A-10 Thunderbolt II (Revell, 1:72)
F7F-Tigercat (Fly-Modell, 1:33)

Dannebrog

@ Talisker: na SELBSTVERSTÄNDLICH habe ich den Mondfeld - was dachtest Du denn...?! :D Jedenfalls Danke für die Abbildung - das dürfte die Sache für alle deutlich machen. Desweiteren würde ich mich über weitere Einwände, Fragen oder Verbesserungen freuen, so profitieren letztendlich alle davon.

@ Rolle: das finde ich sehr gut, daß Du auch Bauberichte liest von Modellen die Du nicht bauen würdest! Ich mache das auch immer so. Ausserdem machts  auch Spaß, nicht wahr?!

@ Bono1975: Danke für die Blumen!!! Als nächstes werde ich ein typisches Beiboot von historischen Segelschiffen bauen - vielleicht wäre das ja was für Dich - ist so ein Kompromiß zwischen Mondfeld und ´erleichterter´ Arbeitsweise... Was hat Dich denn als Bonner ausgerechnet in den Ruhrpott verschlagen?! Viele Grüße aus Deiner Ex-Heimat!

Dannebrog

Boooah Leute, ich war fleißig!!! Ich habe in einer Hau-Ruck Aktion die zweite Rumpfhälfte gebaut. Da sie genauso wie die erste gebaut wird, habe ich natürlich auf Fotos verzichtet. Übrigens ging die zweite Hälfte schneller, da man jetzt in Übung ist und die Eigenarten der Konstruktion kennt. Hier das fertig verspachtelte Ergebnis:



Ein großer Augenblick: heute war nicht nur Hochzeit  im spanischen Königshaus, sondern auch auf meiner Modellbauwerft - die beiden Rumpfhälften wurden zusammengefügt!



Seltsam, aber vorauszusehen: obwohl beide Hälften völlig plan auf dem Baubrett auflagen, klaffte beim Zusammenfügen ein Spalt zwischen den Teilen. Aber nichts, was sich nicht durch ein paar kräftige Klammern lösen liesse... Man kann nun zum ersten Mal den dicken, rundlichen Rumpf in aller Pracht sehen. Ein schöner Augenblick, der einen die ´Strapazen´ des Beplankens vergessen lässt.



Der Kleber muss jetzt über Nacht aushärten, bevor es mit Spachteln und Schleifen weitergeht.

Arbeitszeit bis jetzt: 13 Stunden


Dannebrog

Ich hab gerade nochmal in meinen Urlaubsfotos herumgestöbert und ein schönes Bild eines typischen kleinen hölzernen Fischkutters gefunden, der durchaus diesem Modell als Vorbild dienen könnte:


Das Foto stammt aus dem Hafen von Sæby.

Bono1975

@ Dannebrog

ZitatWas hat Dich denn als Bonner ausgerechnet in den Ruhrpott verschlagen?! Viele Grüße aus Deiner Ex-Heimat!

Ursprünglich das Studium, war ein purer Zweckumzug - mittlerweile arbeite ich (wieder) im Rheinland, aber ich fühle mich in Bochum dann doch zu wohl um die Wohnstätte hier aufzugeben.

Auf das nächste Projekt bin ich schon gespannt - baust du parallel oder konzentrierst Du Dich lieber immer erstmal auf EIN Projekt? Im Übrigen finde ich solch vermeintlich "kleine" und eher unbekannte Vorbilder viel spannender als die allseits bekannten, oftmals umgesetzten und jedem bekannten Schiffe.

Für den Fall das ich es überlesen haben sollte: mit welchem Klebstoff arbeitest Du für gewöhnlich?

Liebe Grüße, Marcus
Derzeit in Arbeit:
A-10 Thunderbolt II (Revell, 1:72)
F7F-Tigercat (Fly-Modell, 1:33)

Dannebrog

Hi Bono1975!

Ich baue immer nur ein Modell auf einmal - mehrere Projekte parallel finde ich aus Platzgründen nicht so optimal. Ich habe zwar das große Glück ein permanentes Modellbauzimmer zu haben, aber das sind nur 5 Quadratmeter, in denen auch noch unser PC-Arbeitsplatz steht. Aber immerhin - ich muss nicht ständig alles herumräumen, sondern kann alles liegenlassen. Aber mehr als ein Modell auf einmal ist halt so nicht drin!

Ich benutze für die Holzteile nur UHU-hart. Wie der Name schon sagt, härtet es glasklar und -hart aus, und das auch noch recht schnell. Es lässt sich prima überschleifen und man kann damit sogar kleinere Lücken und Löcher füllen. Ansonsten nutze ich 2-K Kleber und Sekundenkleber verschiedener Hersteller.

Tschö mit ö aus Alfter!

Mike ´Dannebrog`BK

Bono1975

ZitatTschö mit ö aus Alfter!

Ich rufe mal bei meinem Dad an, der kann Dir dann in meinem Auftrage aus Bad Honnef rüberwinken ... :D

Genug des off-topics, bin gespannt auf den Stapellauf und das Ausrüsten ... ;)

LG, Marcus
Derzeit in Arbeit:
A-10 Thunderbolt II (Revell, 1:72)
F7F-Tigercat (Fly-Modell, 1:33)

Dannebrog

Spachteln und schleifen, schleifen und spachteln...

In dieser Hinsicht unterscheidet sich Plastikmodellbau nicht wesentlich vom Holzmodellbau. Mal ehrlich - gibt es ernsthaft hier jemanden, dem diese Arbeit Spaß macht...?! Mir jedenfalls nicht, und doch muss sie gemacht werden.

An diesem Modell allerdings gibt es einen netten Nebeneffekt: es handelt sich um ein Arbeitsschiff, das nicht für Schnelligkeit und Eleganz geschaffen wurde. Diese Schiffchen werden im rauhen Alltagsbetrieb verdammt hart rangenommen und kleinere Höhenunterschiede zwischen den Planken von ein paar zehntel Millimetern sind nicht nur realistisch, sondern ausdrücklich erwünscht! Also nicht schleifen schleifen schleifen bis das Ergebnis so glatt ist wie ein Kinderpopo, sondern ruhig mal ein paar kleinere Rillen und Kanten lassen. Das Erscheinungsbild wird nachher umso relistischer Aussehen, obwohl es im Prinzip kontraproduktiv klingt! Übrigens Vorsicht beim Schleifen: dies ist eine Einfachbeplankung - man ist bei zu viel ´Mühe´ im nu durch... 8o

Hier das Ergebnis:


Nun kümmern wir uns um den Antrieb: dem Modellbaukasten lag eine fürchterliche zweiflüglige Schiffsschraube bei, die einfach nur nach Spielzeug aussieht - brrrrr........ Sie wurde direkt durch eine dreiflüglige Schraube aus dem RC-Schiffsmodellbau ersetzt. Auf ein Stück 2mm Messingdraht aufgeklebt sieht sie sehr echt aus. Vorbildgetreu sind übrigens beide Flügelversionen: 2 oder 3. Dann noch Vorsichtig ein 2mm Loch ins Todtholz gebohrt (leicht schräg nach oben!!) und die Welle mit der Schraube eingeleimt. Da dies ein Scale-Standmodell ist, braucht die Schraube nicht drehbar zu sein. Ein ´Kragen´aus UHU-hart simuliert recht gut das Ende des Stevenrohrs.


Rechts die dem Baukasten beiliegende Schraube, links die von mir verwendete.

Als nächstes wird das Ruder montiert. Es besteht aus Sperrholz und sollte eigentlich doppelt genommen werden. Dadurch wäre es so dick wie der Kiel - das halte ich für unrealistisch und habe es deshalb bei einfacher Dicke belassen. Noch ein Stück 2mm Rundstab abgelängt und alles angeklebt. Vier kleine Stückchen dünner Leiste dienen als Beschläge. Nun wird die Scheuerleiste aufgebracht. Sie verläuft die gesamte Länge des Rumpfes entlang direkt unter dem Schanzkleid. Sie sieht aus wie die Barkhölzer an historischen Segelschiffen, hat aber keine Rumpfverstärkende Funktion, sondern schützt lediglich den Rumpf vor kleineren Kontakten, zB. mit der Kaimauer. Die Scheuerleiste besteht aus einer 2x1mm Nadelholzleiste und muss ganz um das runde Kutterheck gebogen werden. Dazu muss man sie wieder gründlich wässern, da sie sonst splittert und bricht. Dann mir reichlich Kleber anbringen und gut trocknen lassen. Während der Trockenzeit kann man sie gut mit etwas Klebeband fixieren. Trotzdem bleibt es eine knifflige Arbeit!

Beim Betrachten des Bauplans ist mir aufgefallen, daß gar keine Speigatten vorgesehen sind. Ein Arbeitsschiff ohne Speigatten halte ich für unmöglich!!! Besonders beim Betrieb auf der rauhen Nordsee. Also habe ich ein wenig Fotos studiert und mich für zwei Speigatten an der niedrigsten Stelle des Decks entschieden. Sie wurden mit 1mm vorgebohrt, dann mit einem 4mm HOLZbohrer erweitert und schließlich mit einer Vierkant-Schlüsselfeile in Form gebracht. Das Ergebnis ist sehr befriedigend! :1:

Hier nun der aktuelle Stand:


Arbeitszeit bis jetzt: 16 Stunden

Dannebrog

Der Rumpf kann jetzt gefüllert werden. Dazu benutze ich Glattfix  von Graupner . Füller schließt die Poren im Holz und sorgt dafür, daß das Holz beim Lackieren die Farbe nicht einfach aufsaugt. Mein Füller ist schon recht dick geworden, deshalb reicht ein satter Anstrich. Der Füller stinkt bestialisch - für gute Druchlüftung sorgen!!! Netter Nebeneffekt: das Holz bekommt einen ganz warmen, goldenen Ton. Nach dem Füllern und durchtrocknen wird noch einmal mit ganz feinem Schmirgelpapier nachgearbeitet.



Bevor die Reling montiert und das Deck beplankt wird, lackiere ich die Innenseite des Schanzkleids in Rumpffarbe, da man sonst später dort nicht mehr vernünftig drankommt. Ich lackiere übrigens fast ausschließlich mit dem Pinsel. Eine Airbrush habe ich noch nie gebraucht oder vermisst - aber vielleicht kommt die Einsicht ja noch... :3:



Ein Wort zur Farbe: das typische hellblau der dänischen Fischereiflotte ist keine Standardfarbe. Sogar die Fischer selber wissen den genauen Farbton nicht. Kleinere Unterschiede in den Farbnuancen sind deshalb zwischen den Kuttern deutlich sichtbar. Das macht die Wahl der Modellfarbe natürlich recht einfach... Sehr bewährt hat sich bei mir der wasserverdünnbare Acryl Glanzlack von HOBBYline . Die Farbe heisst: 79522 - Pastellblau .

Arbeitszeit bis jetzt: 17 Stunden

V12 Enthusiast

hallo dannebrog,
du legst ja ein Tempo vor, selbst wenn man nicht baut, alleine die Bilder und der Bericht braucht ja schon eine Zeit.
Für mich sehr schön wie die Beplankung aufgebracht wurde.
Bin gespannt wie du die Bemalung mit den von die angedeuteten Gebrauchsspuren machst.
V12
:respekt: :winken:

Burkhardt


Jo,

das Tempo ist nicht schlecht! Ich möchte auch mal wieder soviel Zeit zur verfügung haben. Aber das wird schon wenigstens ist überhaupt mal wieder ein wenig Bastelzeit da.

Das Boot wird bestimmt nicht schlecht nur ich habe auch die ersten Modelle als Standmodelle gebaut und mich hinterher geärgert das ich nicht wenigstens den RC-Betrieb vorgesehen habe. Zwei Funktionen gehen immer und machen nicht viel mehrarbeit! Hoffe Du ärgerst dich später nicht auch da drüber aber jeder so wie er möchte. Nun bin ich gespannt auf die fortsetztung und meine Leserschaft hast Du sicher!

Gruß
Burkhardt