54 mm Umbauten Airfix und Historex und Preiser

Begonnen von Hans, 01. August 2019, 21:09:10

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Hans

Herrschaften, ich betrachte mich als Modellbauer und Figurenbemaler. Beim Figurenbemalen geht mir manchmal auf den Keks, dass man da die Packung aufmacht und löslegt. Eine modellbauerische Herausforderung gibts da nicht. Und...die Figuren, die mir gefallen, sind rar. Manchmal passt mir die Haltung nicht, oft haben sie größere oder kleinere Fehlerchen. Und sie sind im Verhältnis zum Flugzeugmodellbau ein bisschen teuer.

Geht aber auch anders. So um 1972/73 herum brachte Airfix 54mm-Figuren als Plastikbausatz heraus. Für damalige Zeiten waren sie gut, fehlerfrei und günstig. Ich hab damals schon einige gebaut, mit Humbrol bemalt.  Sie hatten einige Nachteile: Schon war, dass man das Gurtzeug anfügen musste, das machte manchmal die Bemalung leichter und sauberer. Schlecht war, dass die Polystyrolfolie steif war und sich nicht ins Detail legte. Die Figuren waren weich im Detail, kein Vergleich zu heutigen Resinfiguren, aber weitaus besser als damalige Metallfiguren. Die Proportionen waren perfekt und die Haltungen natürlich. Meist hatte man Auswahl aus zwei Haltungen, teilweise zwei Varianten auch in der Uniform. Passgenauigkeit war gut, aber nicht perfekt. Auswerfer mitunter an ekelhaften Stellen.

Die Epochenauswahl war napoleonisch, aber es gab auch Ausreisser - zB je ein Paar aus dem US-Unabhängikeitskrieg und ein Paar aus dem Englischen Bürgerkrieg - dazu immer passend ein oder zwei Reiter. Pferde male ich heute nicht gerne, aber ich geh die schon auch noch an.

Und jetzt: Via ebay bekommt man mit Geduld und weltweitem Versand alle Figuren zu günstigen Preisen zusammen. Die meiste Auswahl bietet ebay.uk direkt.

Eine klitzekleine Auswahl:   Quelle: Yahoo.

Noch viel länger zurück, also schon 1970 gab es dasselbe Prinzip bereits bei Historex.  Sie sind nicht kompatibel mit Airfix, sie sind größer (ca 1/30). Die Proportionen sind naja...sehr schlank. Die Bewegungen undynamisch. Aber: Die Leute haben es geschafft, praktisch alle Uniformelemente der napoleonischen Zeit in Teile zu zerlegen und in Polystyrol zu spritzen. Eine Schachtel zB polnische Linieninfanterie kann die selben Teile/Spritzlinge wie bayerische Infanterie enthalten - nur andes kombiniert. Bei jeder Figur "gewinnt" man eine Handvoll zusätzlicher Beine, Spritzlingen mit Details etc. Nur der Torso und der Kopf ist nur einmal in der Schachtel. Es gab/gibt hunderte von Varianten. Sie werden heute bei Nemrod gehandelt und natürlich auf ebay.

http://www.historex.com/crbst_34.html

Preiser in 54 mm wäre natürlich Spur I, aber als Bausätze gibt es ein Dreierset von Preussen, seit Anfang der 00er Jahre (?). Nicht gut, nicht schlecht, gute Haltungen. Zusatzteile gibts keine, allenfalls durch die extreme Ähnlichkeit der Uniformen des Spätbarocks/Rokoko gibt es unendliche Kombinationsmöglichkeiten, wenn man zusätzliche Details selbst anfügt.

https://www.lokschuppenhagenhaspe.de/index.php?site=angebote&lok=18789

Schon vor Zeiten hab ich begonnen, die Teile anzuschaffen und mit kleineren Bauten zu beginnen. Immer, wenn ich grad Lust hatte. Umfangreich war die jeweilige Recherche, mein Bücherschrank nahm um etliche Kilo zu. Aber das ist das, was mir Spass macht. Ich hab zu jeder Figur den Kopf und den Schrank voll unnützem Wissen und ein paar GB an Dateien. Das Internet ist wie so oft nur bedingt hilfreich, aber Reenactmentfotos zeigen manchmal gute Details von Trageweisen und - wirkungen.

Die Figuren habe ich aus unterschiedlichen Bausätzen kombiniert. Details wurden aus Bleifolie ergänzt, sehr hilfreich waren auch uralten Verlinden-Gurtsätze und Schnallen. Als 2K-Masse kam fast ausschließlich Green Stuff zum Einsatz. Die Gesichter/Köpfe sind immer getauscht, hier bietet Hornet (obwohl 1/35) und andere Hersteller gute Alternativen- Man muss ein bisschen auf Risiko kaufen, da 54mm trotz 1/32 unterschiedlich interpretiert wird. Aber so findet man dann auch neue Köpfe für die Historex-Riesen.

So, die Fotos. Ich habe sie absichtlich nur ein bisschen größer als die Originalgröße gemacht. Das Makro ist der natürliche Feind des Figurenmalers und für meinen Malstil in Acyrl nicht schmeichelhaft. Deshalb die Figuren am besten so, wie sie eben sind. Farben Vallejo, Vallejo Air, Andrea, Revell.

Am Anfang ein britischer Infanterist aus dem Unabhängikeitskrieg. Figur nicht verändert, alles Gurtzeug aus Bleifolie und Verlinden.

   

Britisches Garderegiment, Waterloo. Macht heute noch vor dem Buckingham Palast Dienst. Bau aus Ax frz. Alte Garde und engl. Coldstream Guard. Mütze neu, Kopf und Hände von Preisers Adam, Gurte Blei und Verlinden

 

Sächsisches Garderegiment im Feldanzug 1806 ff.   Ax frz Alte Garde,  frz. Linieninfanterie. Brust aus Green Stuff, Knöpfe Zinnlötlinge, Gurte Blei und Verlinden

 

Gardegrenadier Napoleon III, Feldzug gegen Österreich 1859. Ax Fremdenlegionär, frz. Alte Garde. Green Stuff etc.

   

     


Bayerische Linieninfanterie    Historex. Helmketten aus 1/700er Schiffsankerketten, Folie, etv

     


Preussen, Linieninfanterie, auf dem Weg nach Waterloo..... Historex frz Linieninfanterie, Decke Greenstuff , Folie, etc

   


Preussen, Musketier ca 1760, 12. Regiment.   Preiser. Erheblich nachdetailliert. Neue Brust, Kopf, Foliengurte etc. (Anzahl der Litzen stimmt nicht...zu wenige  :D)

   


Das wars für heute. Drei weitere hab ich noch im Rohr......



Ceterum censeo: Die Lackierung ist wichtiger

PILSTRINKER

 8o Diese Art von Figuren ist zwar gar nicht meine Welt, trotz alledem, sehr beeindruckend!  :P

Flugwuzzi

Oldies but goldies. Klasse gemacht  :klatsch: :klatsch:
Sowohl die Umbauten als auch die stimmige Bemalung  :P

Gute Idee bei den Fotos auf das Makro zu verzichten und in Realgröße einzustellen. Das vermittelt einen sehr guten Gasamteindruck.
Bei meinen bescheidenen Figuren ärgere ich mich auch immer über die Makrofotos, weil man dort "Sachen" sieht, die in der Realität vom Betrachter gar nicht gut zu sehen sind.

lg
Walter
DAS GEHEIMNIS DES ERFOLGES IST ANZUFANGEN. (Mark Twain)

Jensel1964

Großartig!!!! :klatsch: :klatsch:
Ich erinnere mich auch noch, die Figuren Anfang der 70er im heimischen Spielwarenladen gesehen zu haben. Ich konnte mir damals aber  nicht vorstellen, dass man daraus solche Schmuckstücke zaubern kann.  8o
Ich bin schwerstens beeindruckt. Danke fürs Zeigen.
Jens  :winken:

Drache74

WOW Hans, sehr schöne Figuren und viel Arbeit mit sehr viel Liebe zum Detail  :P :P :P :P :P :P :P :P

Viele Grüße
Andreas

Primoz

Das Leben ist eine sexuell übertragbare unheilbare Krankheit mit tödlichem Ausgang

Gun Bucket

Gemäß dem Motto:"Was man nicht selber reparieren kann gehört einem auch nicht" ...
Auch ich habe einen riesen Spaß daran, Figuren umzubauen (egal ob Multipose oder sonstige) und ihnen einen eigenen Touch zu verpassen. Mit "figure bashing" hat man einfach viel mehr Freiraum. Die Phantasie wird angeregt und man ist nicht abhängig vom Vorgegebenen ... Gerade die von Airfix finde ich klasse, weil sie eine sehr gute Basis in einer robusten Skala bieten, untereinander austauschbar sind und über viele Extra's verfügen. Einziges Manko hierbei ist allerdings, daß ihre Vorbilder viktorianischen Gemälden entsprungen sind – ergo wurde alles etwas romantisiert.
Einzig um Preiser Figuren mache ich einen großen Bogen ... sie sind nicht nur zu teuer sondern sehen sogar noch schlecht aus der Entfernung aus  8o
Hans, Deine Figuren gefallen mir alle ausgesprochen gut, wobei der Legionär-Grenadier mein Favorit ist - wenn man von der Grundfigur ausgeht dann sieht man förmlich wie Du über den Tellerrand geschaut hast  :P

Gruß Gareth

Wolf

Toll. Die Detaillierung und der Anstrich sorgen für lebhaftes Finish
Gerade Figuren aus dieser Epoche haben es mir angetan.
Wer Future hat, hat noch lange keine Zukunft

Hans

ZitatEinziges Manko hierbei ist allerdings, daß ihre Vorbilder viktorianischen Gemälden entsprungen sind – ergo wurde alles etwas romantisiert.

Da steh ich jetzt aufm Schlauch. Welche Vorbilder? Welche Romantisierung? Ich habe, nicht weil es unbedingt nötig wäre und bei vielen Figurenmalern auch nicht betrieben wird, jede Figur ins Details nachrecherchiert und ganz gewiss keine viktorianische Gemälde benutzt. Ich hab zu jeder Figur mind. drei unabhängige Quellen und im Einzelfall auch Originalstücke der Ausrüstung. Ein paar Sachen im kleinen Detail sind schwer festzustellen, aber da hab ich mit Analogien gearbeitet. Nicht falsch verstehen jetzt, ich will nicht mich rechtfertigen, sondern Airfix. Die Grundfiguren sind absolut ok und besser recherchiert als manche "moderne" Figur. Ich versteh nur nicht, was da romantisiert sein soll. Wie geht das bei einer Uniform?
Ceterum censeo: Die Lackierung ist wichtiger

JWintjes

Großartig! Eigentlich ist das ja nicht so ganz meine Welt, aber die alten Airfix schaue ich auch immer mit sehr viel Nostalgie an.

Mal eine ganz dilettantische Frage: gibt es für die bayerische Armee von 1866 und 1870 ein Standardreferenzwerk?

Jorit

Hans

Ja, klar.  :D :D

https://www.zvab.com/servlet/BookDetailsPL?bi=6200814513&searchurl=hl%3Don%26kn%3Dbekleidung%2Bbayerischen%2Barmee%26sortby%3D20&cm_sp=snippet-_-srp1-_-title3

Das bayerische Armeemuseum hat etliche Originalstücke und hat auch der Zeit 1866 - 70 einen neu aufgebauten Abschnitt gewidmet. Katalog habe ich noch keinen gesehen.
Ceterum censeo: Die Lackierung ist wichtiger

JWintjes

Vielen Dank - Gottseidank gibt es Fernleihe...  :D

Der Tip mit Ingolstadt ist gut; da muß ich wirklich mal hin.

Jorit

Gun Bucket

Hi Hans,
Deine Arbeit wollte ich damit nicht kritisieren ... das Manko liegt bei den Airfixfiguren bzw. bei deren Vorlagen. Dazu dienten u.a. Gemälde von Ernest Crofts (der trotz Lobenshymnen im Internet meilenweit von den heutigen Erkenntnissen entfernt war). Crofts wiederum bediente sich an Jacob de Gheyn und dessen Werke entstanden so um 1600.
Schaut man sich z.B. Crofts "Storming of Baising House" an dann sieht man u.a. große Hosen, Schleifchen und Webverzierungen (Ringe) an den Ärmeln (welche im übrigen frei erfunden waren). All das hätte nicht zu den schlichten Uniformen der New Model Army von 1645 gepasst.

Als allgemeines Beispiel habe ich hier einmal einen Bildervergleich. Das 1. entspricht den Vorstellungen, die man noch in den 80ern vom Prince Maurice's Regiment of Dragoones hatte und das 2. zeigt was man heute darüber weiß ...




Beide Bilder: https://www.properlydressed.co.uk/blog/2018/12/7/how-accurate-is-historically-accurate

Zu Thema "historisch genau" passt auch dieser link ganz gut ...
https://the1642tailor.com/2013/01/23/what-to-wear-in-the-english-civil-war/

Aus der Civil War Reihe von Airfix sind eigentlich nur der Pikeman sowie der Roundhead Cavalryman am glaubwürdigsten.
Beim Musketeer wären z.B. das zu enge Wams (passt eher zu Early Stuart) und der übergroße Kragen, welcher den Kopf zu hoch sitzen läßt als Fehler zu nennen. Auch die Feder am Hut kam beim einfachen Soldaten eher selten vor. Zu Kriegsbeginn wurden sowieso größtenteils Helme getragen. Der gröbste Klopper sind jedoch die Handschuhe (Gauntlets), die einem Infantry Musketeer sicherlich mehr Probleme bereitet als geholfen hätten.

Soviel zum Thema "romantisiert" und nichts für ungut ...
Gruß Gareth

Hans

Dann bist du jetzt aber im falschen Thread. Hier gehts gar nicht um ECW......
Und beim anderen Thread zum Musketier, da würde es passen, wenn es ein ECW-Musketier wäre.

Hier klingt es so, als wären alle Airfix-Figuren aus Gemälden entsprungen.  Natürlich machen auch 45 Jahre Recherche durch die Reenactor was aus, aber das ist ein eigenes Thema, da diese mitunder eine spezielle Vorgehensweise haben.
Ceterum censeo: Die Lackierung ist wichtiger

wefalck

Zitat von: Hans in 19. August 2019, 23:32:24
Ja, klar.  :D :D

https://www.zvab.com/servlet/BookDetailsPL?bi=6200814513&searchurl=hl%3Don%26kn%3Dbekleidung%2Bbayerischen%2Barmee%26sortby%3D20&cm_sp=snippet-_-srp1-_-title3

Das bayerische Armeemuseum hat etliche Originalstücke und hat auch der Zeit 1866 - 70 einen neu aufgebauten Abschnitt gewidmet. Katalog habe ich noch keinen gesehen.

Die Bayern sind gut im Digitalisieren: http://digital.bib-bvb.de/view/bvbmets/viewer.0.6.4.jsp?folder_id=0&dvs=1566401397032~729&pid=3155201&locale=en&usePid1=true&usePid2=true

Per Fernleihe dürfte so etwas kaum beschaffbar sein heutzutage ...
www.maritima-et-mechanika.org
www.imago-orbis.org
www.arbeitskreis-historischer-schiffbau.de

JWintjes

Danke für den link - den hatte ich auch schon gefunden, aber wenn mich nicht alles täuscht, haben die Regensburger da nur den Textband digitalisiert.

Daß das mit Fernleihe beschaffbar ist, könnte ich mir schon denken - konservatorische Gründe werden meist erst bemüht, wenn das Buch aus dem 19. Jh. ist, und das ist hier ja nicht der Fall. Wenn ich aus dem Urlaub zurück bin, probiere ich mein Glück mal.

Jorit

Duckdalb

#16
Wahnsinn!   8o 8o 8o Das Buch hat 947 Seiten und mehrere Dutzend Seiten Tabellenanhang...  :woist: :woist: :woist: Ja, es ist nur der Textband.

Die Figuren sind auch Wahnsinn.

Ich hatte mal Raumfahrer von Airfix - ich weiß, wie zittrig die Bemalung sein kann...