Jean Boudriot - Les Vaisseaux 74 à 120 Canons (Historique 1650-1850)

Begonnen von masch3, 01. April 2008, 23:08:55

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masch3

Les Vaisseaux 74 à 120 Canons 


Untertitel: Historique 1650-1850
Autor: Jean Boudriot
Verlag: A.N.C.R.E., "Collection Archéologie Navale Française"
Art des Buches: Historische Darstellung
Umfang: 440 S.
Ausgabejahr: 1995
ISBN: 2-903179-19-1
Preis : 153 Euro (+8 Euro für versicherten versand)
Homepage des Verlages: www.ancre.fr



Inhaltsverzeichnis:
Entwicklung im 17. Jahrhundert
Entwicklung im 18. Jahrhundert
Entwicklung im 19. Jahrhundert
Allgemeine und vergleichende Erläuterungen (Typenkunde, Bewaffnung, Konstruktion &c.)
Entwicklung der Ausschmückung französischer Kriegsschiffe
Verschiedene Modelle von Schiffen mit 74 bis 120 Kanonen

Beschreibung:  
Der Verfasser, Jean Boudriot, ist hauptsächlich für sein Hauptwerk "Le Vaisseaux de 74 Canons" in vier Bänden (auch bei A.N.C.R.E. erschienen) bekannt. Dieser Band stellt eine Ergänzung des Hauptwerks dar. Während "74 Canons" in vier Bänden um die Schiffen mit 74 Kanonen die Grundlagen des Französischen Marinekriegswesens im 18. Jahrhundert darstellt, ist dieser Band eine Ergänzung mit einer Beschreibung von den grösseren Schiffen der Französischen Marine in der Zeit zwischen 1660 bis 1850. Der vorliegende Band enthält nur wenige Angaben zum Schiffsbau, und ist daher eigentlich eher als ein fünften Band der Reihe "74 Canons" zu sehen; Bau, Takelung und Taktik, wie sie in "74 Canons" dargestellt werden, sind in "74 à 120 Canons" nicht zu finden.

"74 à 120 Canons" enthält stattdessen eine detaillierte Darstellung von sämtlichen (?) Linienschiffe der französischen Marine. Schwerpunkt sind die Schiffe mit drei Decks ("Vaisseaux à trois ponts") im 17. Jahrhundert und die Schiffe mit 120 Kanonen im 18. und 19. Jahrhundert. (Hier sei bemerkt, dass der Terminus "120 Kanonen" eigentlich lediglich die Zahl der Pforten darstellt und nicht die Anzahl der tatsächlich mitgeführten Geschütze.) Jedes Linienschiff wird mit Plänen aus dieser Zeit dargestellt, z.T. auch aus dänischen Archiven (Fundquellen sind angegeben!!), und der Lebenslauf wird kurz erläutert. Viele Pläne enthalten auch die Spanten, was für den Modellbauer natürlich besonders erfreulich ist. Wer die Pläne im Großformat haben will, kann die Fundquellen immer nachgehen, um die Pläne in Originalgröße zu suchen.

Der Band wird mit einer wunderbaren Darstellung der Heckverzierungen der Schiffe abgerundet. Dieser Teil ist mit damaligen Aquarellen illustriert und erhält die damalige vom Marineamt genehmigte Planung der Verzierungen (viele mit den text "vu et approuvé", gesehen und genehmigt, beschriftet und signiert). Für den Modellbauer ist hier eine wahre Fundgrube bezüglich der Ausschmückung der Schiffe der französischen Marine zu finden.

Als gutes Beispiel dient hier z.B. die Royal Louis. Das Modell gibt es von Heller im Massstab 1/200. Boudriot listet hier fünf Schiffe zwischen 1660 und 1850 auf; eins wurde in Républicain umgenannt. Da die Seitenrisse sich sehr ähnlich sind, konnte ich aber auf die Bilder der Ausschmückungen schauen und das Modell schnell identifizieren und damit auch zeitlich einordnen. Auch die verschiedenen Triton sind im Band erhalten und beschrieben.

Als kleines extra gibt es im Band auch ein Verzeichnis über die im Band beschriebenen Schiffe mit Nahmen und den wichtigsten Daten.

Das Buch ist reichlich mit Bildern aus dieser Zeit illustriert. Dazu werden die ersten Seiten auch von eingeklebten Farbbildern geschmückt. Das ganze verleiht den Band ein gefühl von exklusivität und schönheit. Mit einigen wenigen ausnahmen ist dies wohl eins der schönsten Büchern die ich in meinem Leben gesehen habe – und ich habe als Student in ein Antiquariat gearbeitet!


Die Ausstattung des Buches besticht durch seine Qualität


Jedes Schiff wird mit Plänen präsentiert; die Pläne enthalten auch die Spantenrisse


Beispiel der Aquarellen der Ausschmückungen; das Heck der Royal Louis

Fazit: 

Vorbehaltslos zu empfehlen! Auch die französische Sprache sollte auf keinen Fall vom Kauf abschrecken, sogleich das meiste durch die Illustrationen doch nachvollziehbar ist. Und der Preis? Der ist in diesen Zusammenhang, meiner Meinung, wirklich nicht zu hoch.


hwe

Hallo Masch3,

vielen Dank für diese Buchbesprechung! - Das klingt alles sehr "verheißungsvoll". - Für mich steht dieses Buch damit inzwischen sehr weit oben auf meiner Wunschliste...

Ich freue mich schon auf die Bilder, die da noch kommen sollen...

Nochmals: Vielen Dank!

Ciao,

HWE
:mariinee:

Marcus.K.

Hallo Masch3,

das ist eine sehr interessante Vorstellung eines wirklich interessanten Buches. Danke auch für die Bilder!
Die Ancre-Bände sind wohl durchweg wunderschöne Vorbereitungslektüre für Segelschiffmodellbauer. Wenn nur das mit der Sprache nicht so schwer wäre ...  :pffft:

Uwek

Zitat von: Marcus.K. in 02. April 2008, 11:37:25
Hallo Masch3,

das ist eine sehr interessante Vorstellung eines wirklich interessanten Buches. Danke auch für die Bilder!
Die Ancre-Bände sind wohl durchweg wunderschöne Vorbereitungslektüre für Segelschiffmodellbauer. Wenn nur das mit der Sprache nicht so schwer wäre ...  :pffft:

Mittlerweile gibt es ja auch einige schon in englischer Sprache, bzw. hat es schon einmal in englisch gegeben.....

Und generell gilt, dass bei den Plansätzen auf den Plänen selbst ja kein geschriebenes Wort zu finden ist
.....d.h. französischen Text findet man immer nur in dem Begleitheft.
"Die Sprache des Modellbauers ist der Plan :pffft: "

........Ca. ein Drittel meiner ancre Bücher bzw. Monographien sind in Englisch......

Und den Frölich gibt es ja auch sogar in Deutsch  :P

masch3

Ein paar Pläne sind aus dänischen Archiven, und daher in Dänisch beschriftet...

Das Beste ist, meiner Meinung, das die Fundquellen der Pläne auch deutlich angegeben sind! :klatsch:

//M

Olex

Moin,Moin...
was mich mal interessieren würde ist warum es die Bände nicht in Deutscher Übersetzung gibt.
Gibt es wirklich nur so wenige Interessierte im gesamten deutschsprachigen Raum das sich das für den Preis nicht
lohnt.

So long..... :winken:
Olex

masch3

Hallo Olex!

Nein, der Markt ist viel zu klein! Wer von Ancre die Vaisseau de 74 Canons bestellt, bekommt immer noch exemplare die in den Siebzigern gedruckt worden sind (hab' ich mal gelesen - ich hab' meine antiquarisch bestellt).

Sogar bei den Franzosen verkauft es sich wahrscheinlich laaaangsam.

//M

Uwek

Zitat von: Olex in 02. April 2008, 18:00:57
Moin,Moin...
was mich mal interessieren würde ist warum es die Bände nicht in Deutscher Übersetzung gibt.
Gibt es wirklich nur so wenige Interessierte im gesamten deutschsprachigen Raum das sich das für den Preis nicht
lohnt.

So long..... :winken:
Olex

Wieviele wären es denn die in Deutschland so ein Buch kaufen würden? 40? Vielleicht 50? maximal 100 Leute über einige Jahre verteilt......
und für die fachgerechte und korrekte Übersetzung eines Buches wie das hier vorgestellte sind sicherlich zig hundert Stunden reine Übersetzungsarbeit notwendig plus Korrekturlesen, Verlegen, Druck, Versand etc.
Ich denke das dann der notwendige kostendeckende Preis kaum jemand zahlen würde.......
Und dann ist diese Art der Übersetzung äußerst schwierig......eine glückliche Ausnahme für Französisch-Englisch ist z.B. Gilles Korrent (der Gros Ventre und Le Commerce ins englische übersetzt hat), der selbst ein Spitzenmodellbauer ist.......er weiß von was er (in beiden Sprachen) spricht.
Aber wie viele können Französisch und Deutsch in gleichen Maßen und kennt sich gleichzeitig fließend bei den nautischen Begriffen aus...... :woist:

Ich wundere mich sowieso schon wie ancre die bisherigen Preise erzielen kann......bei manchen Monographien mit 30 und mehr großformatigen Plänen sind alleine die Kopienkosten fast schon so hoch wie der Verkaufpreis.........

Was jedoch auffällt ist, dass in den letzten zwei Jahren einige Bücher in italienisch aufgelegt wurden......74 Guns, La Scuna (nur auf italienisch) und Le Fleuron kommt demnächst heraus....
anscheinend gibt es mehr intressierte Italiener, oder ein guter Übersetzer der für wenig Geld arbeitet  ?(

AnobiumPunctatum

Ich gebe Uwe vollkommen recht. Für den relativ kleinen Deutschen Markt lohnt sich der Aufwand wirtschaftlich nicht. Es sei denn, man findet einen Übersetzer, der das Buch quasi nebenbei, z.B. während des Baus des entprechenden Modells, übersetzt und sich über ein zusätzliches Taschengeld freut.

@masch3

Du hast eine PN
:winken:  Christian

in der Werft: HMS Triton 1773, Maßstab 1/48

"Behandle jedes Bauteil, als ob es ein eigenes Modell ist; auf diese Weise wirst Du mehr Modelle an einem Tag als andere in ihrem Leben fertig stellen."

HWB

Ich verstehe die Strategie ehrlich gesagt nicht. Wen außerhalb von Italien interessiert eine italienische Übrsetzung? Mit der Übersetzung alleine ist es auch nicht getan, Druck und Lagerhaltung kosten auch Geld.

Verkaufsfördernd sind sicher englische Übersetzungen, dafür dürfte der Markt am Größten sein. Wenn ich die Wahl zwischen französischer und englischer Ausgabe habe greife ich zum englischen Band (wenn eine deutsche Übersetzung vorliegt nehme ich natürlich die). Anderen geht es ähnlich. Wenn man mal nach Modellen im Netz stöbert, findet man auffällig häufig solche, bei denen eine englische Übersetzung des Buches existiert. Die anderen sind deutlich seltener. Am Preis kann es nicht liegen, die sind alle recht ähnlich. Der Schwierigkeitsgrad spielt auch nur eine untergeordnete Rolle.
Es gab mal eine Zeit lang keine englischen Bände des 74 Kanonenschiffes mehr. Antiquarisch wurden diese dann zu absoluten Mondpreisen gehandelt, obwohl man die französische Version billiger  :7: beziehen konnte.

:winken:

Holger

Im Bau: holländische Fregatte "Wapen van Edam" von 1644

In Planung:
HMS Royal Katherine 1664 Eendracht 1654

hwe

Zitat von: Olex in 02. April 2008, 18:00:57
Moin,Moin...
was mich mal interessieren würde ist warum es die Bände nicht in Deutscher Übersetzung gibt.
Gibt es wirklich nur so wenige Interessierte im gesamten deutschsprachigen Raum das sich das für den Preis nicht
lohnt.

So long..... :winken:
Olex
Hallo Olex,

so ein Buch zu übersetzen, dauert - wenn man es "richtig" machen möchte (also keine fachlichen Fehler einbauen will)- ungefähr genauso lange, wie es selbst zu schreiben.

Denn man muss einerseits beide Sprachen gut beherrschen, und dazu auch noch das Fachchinesisch und dann auch noch Formulierungen finden, die dem "original" einerseits möglichst nahe kommen, aber auf Detusch nicht komisch klingen, oder gar den Sin verdrehen. - Und dann gibt es auch noch "Spielchen", wie nicht übersetzbare Wortspiele. - Erfreulicherweise dürfte es davon in so einem Buch sehr wenige geben. - Ich denke hier an so etwas wie sogenannte "Teekesselchen", also Worte, die genauso klingen, oder genauso geschrieben werden, aber unterschiedliche Bedeutungen haben. - Wenn die auch noch zweideutig eingesetzt werden, hat man endgültig verloren. - Solche "teekesselchen" sind zum Beispiel der Grund, wieso ich die Romane der "Scheibenwelt"-Reihe von Terry Pratchett nur noch im englischen Original lese, weil viele solcher Teekesselchen zum Einsatz kommen und in der deutschen Übersetzung meistens auch noch Grottenschlecht rüber kommen. - Und manche davon sind wirklich einfach nicht übersetzbar.

Und dann kommt die dünne "Marktlage". - Da macht man sich so viel Arbeit und wie viele Bücher werden dann davon verkauft?
Wobei ich schon glaube, dass der Markt in Deutschland eigentlich größer sein müsste, als der italienische. - Schon merkwürdig.

Ciao,

HWE
:mariinee:

masch3

Wenn es um Übersetzungen von Fachliteratur geht, muss es jemand geben der es macht (wie die Amerikaner es sagen: "someone has to make it happen"). Oft steckt auch ein großes Maß an ideeller Arbeit und Idealismus dahinter. Jemand muss sich halt einfach hinsetzen und anfangen. :woist:

Natürlich braucht es auch die finanzielle Unterstützung eines Verlages für den Druck und die Distribution (oder es wird durch Selbstfinanzierung gelöst).

Wenn es um die Sprache geht, muss ich ehrlich sagen, dass das Französisch von Boudriot ziemlich einfach ist. Nur die Marinehistorische und Schiffstechnische Terminologie wären da eine Herausforderung. Ich habe selber als Übersetzer gearbeitet (u.a. aus dem Französischen) und habe schlimmere Texte gesehen. :6:

//M

hwe

Zitat von: masch3 in 04. April 2008, 12:00:48
Wenn es um Übersetzungen von Fachliteratur geht, muss es jemand geben der es macht (wie die Amerikaner es sagen: "someone has to make it happen"). Oft steckt auch ein großes Maß an ideeller Arbeit und Idealismus dahinter. Jemand muss sich halt einfach hinsetzen und anfangen. :woist:

Natürlich braucht es auch die finanzielle Unterstützung eines Verlages für den Druck und die Distribution (oder es wird durch Selbstfinanzierung gelöst).

Wenn es um die Sprache geht, muss ich ehrlich sagen, dass das Französisch von Boudriot ziemlich einfach ist. Nur die Marinehistorische und Schiffstechnische Terminologie wären da eine Herausforderung. Ich habe selber als Übersetzer gearbeitet (u.a. aus dem Französischen) und habe schlimmere Texte gesehen. :6:

//M


Ich glaube auch, dass sich die Texte relativ leicht für jemanden lesen lassen, der wenigstens ein paar Jahre Französisch in der Schule hatte.
Ein paar Fachbegriffe muss man dann eben nachschlagen, aber das muss man ja bei englischen (oder manchmal sogar deutschen) Büchern auch.
Da ist es durchaus hilfreich, dass die Leute von ANCRE ein eigenes Marine-Wörterbuch französisch-englisch herausgegeben haben. - Dann kann man zuerst nachschauen, was das französische Wort auf englisch heisst und dann die englische Bedeutung ermitteln (entweder man weiss es schon, oder man muss eben nochmal in ein Wörterbuch schauen).

Abgesehen davon muss man mit ANCRE noch die Rechte an dem übersetzten Buch klären.

Meines Wissens hat der Übersetzer die Rechte an der Übersetzung. - Trotzdem gebührt dem ursprünglichen Autor sicher auch ein gewisser Obulus. - Das muss man eben aushandeln.

Aber, wie schon erwähnt, reich wird man damit sicher nicht.

Ciao,

HWE
:mariinee:

Uwek

Na? Worauf wartet ihr dann noch........die e-mail von Hubert Berti ist ja bekannt.  8)

Etwas Idealismus (welchen wir ja alle haben) und etwas übersetzen......

Übrigens ist das z.B. bei dem Plansatz der "Le Commerce" so geregelt:
Plansatz mit franz. Original text bei ancre bestellen und die englische Übersetzung des Textbuches ist bei Gilles Korrent in Kanada zu haben......

Also wenn jetzt sich noch einer bereit erklärt das eine oder andere zu Übersetzen......nur zu

Als erstes wäre sicherlich die 74 Gun-ship Bücher interessant  :pffft:

maxim

Steht in dem Buch vielleicht etwas über die französischen 74-Kanonenschiffe, die zu großen Fregatten rasiert wurden (Rasée)?

In dem Fregattenbuch (Besprechung siehe hier) findet man leider nur über die späten Umbauten was, aber nichts über die aus den Napoleonischen Kriegen.
Im Bau: dänische Schaufelradkorvette Gejser (1/700, Brown Water Navy Miniatures)