Klawitter, Vorlege-Blätter für Schiff-Bauer (1835)

Begonnen von McCool, 20. November 2007, 12:35:17

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McCool

Vorlege-Blätter für Schiff-Bauer    


Titel:  Vorlege-Blätter für Schiff-Bauer
Autor:  Gustav David Klawitter
ISBN:  3-920307-29-4
Format:  gr. 4°
Sprache:  Deutsch
Preis ca. :  antiquarisch etwa zw. 20 und 45 Euro







Beschreibung:  

Gustav David Klawitter: Vorlege-Blätter für Schiff-Bauer. Für die Königlichen Schiffbau-Schulen entworfen von Klawitter, Schiffbaumeister und Lehrer der Königlichen Schiffbau-Schule in Stettin. Berlin 1835. Fotomechanischer Reprint Horst Hamecher, Kassel 1978. Format ca 36cm x 25 cm. 25 Seiten Text und zwölf Ausfalttafeln (ca 35cm x 45cm). Texte in Fraktur.

Das Werk zeigt die Konstruktionselemente und Verbindungen im Schiffbau vom Kiel bis hin zur Decksbeplankung sowie Brat- und Ankerspill, Konstruktionsweise von Masten und Mars (ansonsten jedoch keine Takelung).
Jede Tafel wird ausführlich durch Text beschrieben. Für viele wichtige Begriffe wird in Klammern das englische Wort genannt.
Die Tafeln sind:

Blatt I Der Kiel/lose Kiel und Kielschwein.
Blatt II Die Verbindung des Vorstevens mit dem Kiel.
Blatt III Die Verbindung des Hinterstevens mit dem Kiele/Heckbalken, Worpen, Randsomhölzer u.a.
Blatt IV Die Verdecksbalken/Spanten oder Rippen.
Blatt V Die Spanten und dren Bekleidung.
Blatt VI Die Planken der Aussenhaut oder die äußere Bekleidung der Schiffe/Diagonal-Verbindung.
Blatt VII Die doppelte Diagonal-Verbindung/Verlorene Gänge.
Blatt VIII Das Verdeck/Rippen des Verdecks, Krawehlen, Schlingen/Gangspill.
Blatt IX Die Zusammensetzung der Masten.
Blatt X Der Mars, das Bratspill und das Ruder.
Blatt XI Der Ablauf eines Schiffs vom Stapel nach französischer Art.
Blatt XII Ablauf der Schiffe vom Stapel nach der dänischen und englischen Methode.

Text zu Blatt II



Rechte Hälfte des Blattes II



Ausschnitt aus Blatt III



(Blatt IV, X, XI in sehr geringer Größe, aber ganz im Anhang hier)

Der Text zu Blatt XI der "Vorlege-Blätter" wurde von Lars Bruzelius transkribert:
http://www.bruzelius.info/Nautica/Shipbuil...(1835)_p24.html

Die Tafeln sind meist im Maßstab 1/48 gedruckt. Die Qualität der Abbildungen ist hervorragend, sehr sauber und deutlich. Das Buch ist eine Quelle ersten Ranges für die Konstruktion von Handelsschiffen dieser Zeit (um 1835), in gewissem Maße natürlich auch von Grundsatz her für hölzerne Schiffskonstruktion allgemein. Während man fast alles, was bei Korths nur neun Jahre früher erschienenen Werk wegen der dort benutzen Quellen eher auf das 18. als das 19. Jahrhundert beziehen muß, zeigt Klawitter als praktischer Schiffbauer die seinerzeit aktuellen Konstruktionsweisen.



Hinweise:  

Neben dem vorliegenden Reprint in Originalgröße befinden sich noch weitere Neuausgaben im Umlauf. Eine erschien 1970 für den "Arbeitskreis Historischer Schiffbau". Hier sind die Texte mit der Schreibmaschine transkribiert, die Tafeln wurden in verkleinertem Maßstab neu gezeichnet. Dies zwar sicherlich insgesamt recht originalgetreu, aber die Sauberkeit und Präzision der gestochenen Vorlage wird keinesfalls erreicht, und in einigen Fällen ist die Erkennbarkeit von Details einschränkt. Bei einem Exemplar, das mir vorlag, fehlte überdies Blatt II. Pappeinband; das Format ist Din A4, die Qualität entspricht der Fotokopie (wenn diese Ausgabe nicht ohnehin auf diese Weise erzeugt wurde).

Eine ältere Neuausgabe fand 1953 durch die Schiffbautechnische Gesellschaft Hamburg statt. Hier sollen die Tafeln auf den Maßstab 1/75 verkleinert worden sein. Zu der Ausgabe kann ich keine weiteren Angaben machen.  

Angesichts der eingeschränkten Qualität des Ausgabe des Arbeitskreises durch Verkleinerung und Nachzeichnung und der Verkleinerung der Tafeln in der Ausgabe der Schiffbautechnischen Gesellschaft dürfte der vorliegende Reprint von 1978 die beste Wahl sein.

(Anm. Das vorgesehene plus-minus-Schema erspare ich mir an dieser Stelle, da es mir nicht angemessen erscheint, eine Quelle auf diese Art zu bewerten. Ich kann hier auch nicht "unwiderruflich" erklären, daß das Modellboard z.B. die Abbildungen dauerhaft nutzen darf, weil ich keine Rechte daran habe. Vielleicht sollte die Klausel mal überdacht werden, ist etwas seltsam. Den Text jedenfalls stelle ich dem Modellboard vorläufig gern zur Verfügung  ;) )

hwe

Hallo Knut,

vielen Dank für diese Vorstellung!  :P  :klatsch:  :meister:

Das ist eine offensichtlich recht gute zeitgenössische Quelle, die mir bisher nicht bekannt war.  :woist:  *dummi*

Wie gut, dass es durchaus noch einige Reprints gibt!  :9:

Andererseits behandeln diese Vorlege-Blätter ja in erster Linie zivile Fahrzeuge und sind daher für viele gar nicht sooo interessant.  :santa:

Ich für meinen Teil finde sie sehr spannend und werde mir wohl demnächst einen Satz zulegen.  :V:

Ciao,

HWE
 :mariinee:

McCool

Salut Herbert, freut mich, daß die Besprechung für Dich von Interesse ist... :)  es ist schon erstaunlich, daß Klawitter nicht viel bekannter ist, aber bisher fand ich ihn in einschlägigen Internetforen tatsächlich nicht erwähnt (bis auf die Erwähnung durch jemanden vor eine paar Tagen hier, die mich veranlaßte, das Werk hier vorzustellen).  
Die Vorlege-Blätter sind für Modellbauer nicht so unmittelbar nutzbar, als daß man ein irgendein Modell danach bauen könnte.  Wenn man als Modellbauer vorhat, vielleicht nur ein oder zwei Plastikmodelle zu bauen, braucht man Klawitter sicher nicht ;) Wer sich aber über den unmittelbaren Modellbauzweck hinaus für die Konstruktion hölzerner Schiffe interessiert, sollte die Vorlege-Blätter unbedingt haben. Das meiste ist natürlich auch für Kriegsschiffe relevant. Die Begleittexte verdeutlichen die Bautechniken sehr gut, und wenn man sich einmal z.B. "Blatt VIII Das Verdeck/Rippen des Verdecks, Krawehlen, Schlingen" samt Text angeschaut hat, kapiert man einfach, daß ein Deck mehr ist als eine bloße Verbretterung und wird sich künftig genauer überlegen, wo beim Modell Decksplankenstöße zu liegen kommen sollten...
Last but not least: Vermutlich haben die meisten "Hölzwürmer" überwiegend englischsprachige Bücher zum Thema im Regal - das führt in Foren manchmal zu eigenartigen Sätzen mit einem deutsch-englischen Fachkauderwelsch  ;) Hier ist ein Werk, das klar und einfach die deutschen Fachbegriffe für alle Bauteile bringt... :3:  (H.J. Greiffenhagen hat in seiner sehr guten Übersetzung von Petrejus' "Brigg Irene" übrigens auch auf Klawitter zurückgegriffen, siehe Vorwort)..

modellbau.fan

Hallo McCool,
immer wieder erstaunlich, was für Dokumentationsschätze existieren!  :P  Jetzt habe ich wieder was dazu gelernt: Gustav David Klawitter ... bis dato mir völlig unbekannt.  :pffft:
CU modellbau.fan  :winken:

hwe

Hallo zusammen!

Ich habe noch einen kleinen Tipp abzugeben!

Der Nachdruck von 1978 von Horst Hamecher ist tatsächlich in Kassel, vom Antiquariat Hamecher (!), noch NEU zu bekommen. - Ich habe mein Exemplar dort für einen relativ zivilen Preis (30 Euro, inkl Porto) bestellt. - Aber: NEU!  :klatsch:  :V:

Ciao,

HWE
 :mariinee:

hwe

Nachtrag:

Heute ist mein Exemplar angekommen. - Wie schon geschrieben, es ist nagelneu und aus dem ehemaligen Hamecher Verlagshaus (jetzt Antiquariat Hamecher) in Kassel.

Es kam in Papier eingeschlagen in einer gängigen Papphülle. - Leider, wegen des Formates, von der Post an einer Ecke etwas angedrückt, aber das kennt man ja schon. - *seufz*.

Inhaltlich: Wirklich Klasse! - Ausgezeichnete Zeichnungsqualität!

Ich finde, eine seh schöne Ergänzung zur "Architectura Navalis Mercatoria" von Chapman. - Beide sind in etwa im gleichen Format und auch der Zeichnungsstil ist ähnlich. - Natürlich sind lockere 60 Jahre dazwischen, aber beide beziehen sich relativ stark auf die britisch Schiffbautradition. - Ich muss mir die mal beide nebeneinander intensiv reinziehen.

Während in der Architectura mehr die Konstruktion "beleuchtet" wird, wird in den Vorlege-Blättern anscheinend eher der Bau im Detail erklärt. - Einige Dinge findet man im Chapman in ähnlicher Weise wieder. Im Klawitter sind aber die Details noch besser zu sehen.

Schön! - Ich freue mich sehr! - Nochmal Danke für den Tipp!  :meister:

Ciao,

HWE
 :mariinee:

hwe

Hallo zusammen!

Aus aktuellem Anlass möchte ich auf einen interessanten Zusammenhang hinweisen.

Die Zeichnungen waren ja ursprünglich "Vorlege-Blätter". - Sie wurden also vermutlich "bei Hofe" *vorgelegt*. (Fragt sich: Wofür?)

Der "Autor" lebte zur Zeit der Erstveröffentlichung (1835) in Stettin und das ganze ist auch im Kontext
mit einer Schiffbauschule in Stettin zu sehen.

1843 (also nur 8 Jahre später) lief in Stettin die Segelkorvette SMS Amazone vom Stapel. - Man könnte sie, nach der 150 Jahre
dauernden Pause in der Brandenburgisch-/Preussischen Marinehistorie als "Mutter" der heutigen Bundesmarine betrachten,
da seither die deutsche (preussische) Marine eine durchgehende Geschichte besitzt.

Mir liegen aktuell die Pläne der Amazone vor, und auch die Klawitter-Blätter. Und ich muß sagen, dass ich eine
frapante Ähnlichkeit feststellen kann. - Eine wirklich auffällige Parallele ist zum Beispiel das komische "geknickte" Ruder.
Aber auch so gibt es wirklich erstaunlich viele Ähnlichkeiten.

Und nachdem der Ort stimmt und der zeitliche Abstand minimal ist, kann man diese Vorlege-Blätter
schon fast als ein "muß" für denjenigen betrachten, der gerne die Amazone bauen möchte.  :P :1: :winken:

Ciao,

HWE
:mariinee:

Edit. Tippfehler

Pew



   Kurz und knapp!! Klawitter ist eine glaubwürdige Quelle für den Schiffbau jener Zeit.


       Pew
Wer in See gekrönter Häupter Schiffe renkontrieret, sollte bei zeiten die Marssegel streichen und drey Schüsse thun.