...Erfahrung mit 'Humbrol Metalcotes"...? einige Fragen

Begonnen von garfield080, 01. Februar 2016, 21:10:20

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garfield080

vorab: ich bin eher Anfänger in Sachen Modellbau.
Ich hab vor mal 'professioneller' zu werden und mit sog. 'Metalizern' zu arbeiten. Da in meinem -sich "Großstadt" nennenden- Heimat-Kaff aber fast ausschließlich Revell-Farben erhältlich sind, musste ich bestellen... meine Wahl ist auf "Humbrol Metalcotes" gefallen (u.A. 27003 polished steel).
Die stehn jetzt hier rum... aber nun  ?(

"Metalizer" sind ja ein Thema für sich & die Handhabung je nach Hersteller unterschiedlich.
Aus Erfahrung lernt man zwar immer noch am besten – allerdings gehn mir inzwischen die "Versuchsmuster" aus; zwischen dem Effekt auf flachem Plastik oder ,,echtem" (Modell-)Triebwerk liegen dann doch Welten; ich will die Farben nicht völlig umsonst verschwenden ... und v.A. will ich im Fall des Falles wenigstens mögliche Fehlerquellen ausschließen können -
deshalb mal ein paar konkrete Fragen.
Im Netz hab ich dazu bisher keine eindeutigen Antworten gefunden (speziell 'Humbrol Metalcotes' sind scheinbar auch nicht soo verbreitet)

1. Was ist bei der Vorbereitung (Grundierung usw.) erforderlich / zu beachten?
damit der gewünschte Efekt entsteht, schlägt Humbrol in ein 'Sanding', Polieren und Grundierung (natürlich Hausmarke ;) ) vor. Da gehn die Meinungen aber auseinander... wie und welche Vorbereitung ist vor der Anwendung von Humbrol Metalcote wichtig? Falls Grundierung - muß es [/sollte besser] Humbrol sein, oder spielt die Marke keine Rolle...?!

2. Mischen: vertragen sich 'Humbrol Metalcotes' ausschließlich mit Humbrol-Farben...?
in diesem Text zur Anwendung von Metalizern schreibt Frederick Vanderstraeten, daß man den Farbton durch Mischen mit Humbrol schwarz, glanz verändern kann - statt einfach "schwarz glänzend" zu schreiben... sind Humbrol Metalcotes nur mit Humbrol-Farben "kompatibel"?
hat jemand 'Humbrol Metalcotes' schon mal mit Revell-Farben (enamel) vermischt, bzw mit welchem Ergebnis?

3. ist es generell möglich, Humbrol Metalizer wie gewöhnliche Enamel-Farben zu mischen, ohne daß der Effekt verloren geht?
also nicht nur "schwarz glanz", sondern auch "xy [seiden]matt" (...ich nehm an, zumindest eine Mischung mit Metallic-Farben ist wegen der groben "Glitzer"-Pigmente nicht sehr förderlich(?))

4. Airbrush für Flächen ab 6 - 8 cm² ein Muß?
ich lackiere mit Pinsel – nehm aber mal an, so läßt sich die Farbe bei etwas mehr Fläche (konkret Flanker-Triebwerk) nicht mehr gleichmäßig genug aufgetragen, um einen richtigen Metalleffekt zu erreichen... da ich aber eh mit dem Gedanken spiele, eine Airbrush anzuschaffen – bei der Gelegenheit:
4.1 Airbrush / Verdünnen von Humbrol-Metalcotes > Verdünner egal oder besser Humbrol...?

vorab vielen Dank! Antworten werden mir vermutlich jede Menge "Trial & Error" sparen

Wolf

#1
Eigentlich steht in der PDF ja schon alle drin.

Grundsätzlich ist folgendes zu beachten: Die Humbrol Metalizer sind Polierfarben. Die werden aufgetragen und dann poliert um den Metalleffekt zu erreichen. Dazu sollte der Untergrund glatt und möglichst makelos sein. In der Regel erreicht man das mit eine Grundierung, die möglichst glatt sein sollte. Das muss nicht unbedingt schwarz sein, aber bei manchen MEtalltönen ist das förderlich. Es muss auch keine Humbrol Grundierung sein.

Warum willst du Metalizer mit normalen Farben mischen? Das macht keinen Sinn. Zum abdunkeln/aufhellen würde ich mit einer anderen Metalizer Farbe mischen. Normale Farben schlucken den gewünschten Metalleffekt deutlich.

Lackieren: Für einen wirklich guten Metallefekt mit Polierfarben ist eine Top Lackierung notwendig. Also gleichmäßiger Farbauftrag und gleiche Dichte. Das erreicht man nur mit der Airbrush.

Also
1: Grundierung ist ratsam
2: Farben vertagen sich nicht nach Hersteller sondern anhand ihrer Basis, also in der Regel lassen sich Enamel Farben mit Enamels mischen und Acryl mit Acryl
3: Machbar aber nicht ratsam, da der MEtalleffekt deutlich verloren geht.
4: Airbrush ist auf jeden Fall empfehlenswert
4.1 Man kann auch passende herstellerfremde Verdünnung nehmen. Aber mit der herstellereigenen Verdünnung ist man auf der sicheren Seite-
Wer Future hat, hat noch lange keine Zukunft

Hans

Auf keinen Fall mit irgendwas mischen. Die Metalizer sind nicht ohne Grund solche speziellen Farben. Das Bindemittel bleibt im Verhältnis zu anderen Farben relativ weich, die Pigmente sind im Prinzip plättchenformig. Durch den "weichen" Grund bleiben sie polierfähig. Durch das Polieren legen sich die "Plättchen" flach und vermitteln den Eindruck einer geschlossenen metallischen Oberfläche. Jede Untermischung stört diesen Prozess.

Wie Wolfgang schreibt, abtönen am besten mit Farben innerhalb der Reihe. Wenn du dann zB einen Farbverlauf nach Anlauffarben machen willst, diese dann nach dem Polieren mit Transparentfarben aufspritzen.

Sie sind ingesamt sehr schwierig zu pinseln, es gehen insbesonder mehrere dünne Schichten nicht - die neue Schicht löst immer und ewig die untere Schicht neu an. Liegt am nicht aushärtenden Bindemittel. Bei Figurenteile wie ein Helm o.ä. hab ich aber auch schon gepinselt, allerdings zuerst dünn überpinselt und die weiteren Schichten "feucht" gepinselt, wie drybrushing, allerdings nicht ganz trocken. Pinsel, flach, die Farbe ausgerieben und dann hin und her, kreuzförmig, nie eine Richtung. So die Schichten aufbauen. Und dann weiter pinseln, sogar bis es trocken ist und der Poliereffekt einsetzt. Dann etwas warten und mit Stoff fertig polieren. Keinen Klarlack!

Mit dem Verdünnen, naja. Aufgrund des eigenen Bindemittels ist selbst der eigene Verdünner zwar geeignet, aber nicht 100%. Humbrol hab ich keine mehr da, aber Testors zB reagieren sehr gut auf den MrHobby Thinners von Gunze. (NICHT Aquaeus Thinner!!).
Ceterum censeo: Die Lackierung ist wichtiger

garfield080

#3
Euch erstmal vielen Dank fuer die schnellen Antworten.

Zitat von: Wolf in 01. Februar 2016, 21:39:21
Warum willst du Metalizer mit normalen Farben mischen? Das macht keinen Sinn. Zum abdunkeln/aufhellen würde ich mit einer anderen Metalizer Farbe mischen. Normale Farben schlucken den gewünschten Metalleffekt deutlich.

Humbrol #27003 'polished steel' war Vorgabe der Bauanleitung, passt in dem Ton mMn aber nicht wirklich. Model Masters leider ausverkauft und Alclad war mir zu teuer, also doch Humbrol...
deren Angebot an Metalizern ist aber ziemlich beschraenkt: Alumium matt, glaenzend, Stahl (etwas dunkler) und Gun Metal (leicht braunlich) ... passt aber alles nicht wirklich fuer die Grundfarbe eines Su-27-Triebwerk. Sollte schon deutlich dunkler sein, dazu die vesch. "Panele" mit untersch. Farbtoenen, Spur Violett bzw Messing. Gun Metal waer auch nur ein Kompromiss.

Zitat von: Hans in 02. Februar 2016, 00:12:26
Auf keinen Fall mit irgendwas mischen.
[...]
Wie Wolfgang schreibt, abtönen am besten mit Farben innerhalb der Reihe. Wenn du dann zB einen Farbverlauf nach Anlauffarben machen willst, diese dann nach dem Polieren mit Transparentfarben aufspritzen.

war vllt unklar formuliert: mit "Mischen" war kein 'normales' Mischen, sondern die Zugabe wirklich _kleinster_ Mengen gemeint, wie im 2ten Link beschrieben ("dunklere Panels erhält man...") - der Autor scheint das ja so zu machen... das Ergebnis mal dahingestellt. Die Methode Transparentfarben aufzuspritzen kenn ich auch so, nur fehlt mir dazu halt das Werkzeug.

wie auch immer ... damit
Zitat von: Wolf in 01. Februar 2016, 21:39:21
Das erreicht man nur mit der Airbrush.
(was ich mir schon dachte) hat sich das Thema aber bis auf weiteres eh erledigt.

@Hans
Danke fuer den Tipp mit der Pinseltechnik, wird mir bei der "Verkleidung" der Bordkanone in 1/144 helfen. Aber beim Triebwerk in 1/72... naja  ;)
lieber auf ne guenstige Airbrush warten.

Dank & gute Nacht

edit:
Zitat von: Wolf in 01. Februar 2016, 21:39:21
Zum abdunkeln/aufhellen würde ich mit einer anderen Metalizer Farbe mischen.
das fuehrt dann zu ner anderen Frage... Metalizer haben wie bekannt je Marke andere Eigenschaften; anders als bei Humbrol oder MM braucht Chrom von xy z.B. zwingend ne schwarze Grundierung, soweit ich weiss.
Also nehm ich an, Metalizer von Humbrol lassen sich nicht so einfach mit denen von z.B. Alclad oder Vallejo mischen ... ?

Wolf

Alclad und Metalizer (ob Humbrol, Gunze oder Testors) sind komplett unterschiedliche Systeme. Klassissche Metalizer sind Polierfarben. Alclad wird nicht poliert.

Was man versuchen könnte, wäre Testors und Humbrol zu mischen.

Vielleicht ist aber dein Ansatz über das Ziel hinausgeschossen. Auf der einen Seite bist du Pinsler, auf der anderen Seite versuchts du aber den perfekten Metallbereich darzustellen. Bei der Tarnung/Lackierung gehst du also den Kompromiss ein, bei den anderen Bereichen "muss" es perfekt sein.
Viielleicht sollte man da erst einmal runterschrauben und das machbare machen. Man kann Metallbereiche auch schon mit herkömmlichen (Metall)Farben und dem Pinsel ganz gut darstellen. Zumal du dann hier wirklich mit abdunkeln/aufhellen Arbeiten kannst und der Effekt sicherlich nicht schlechter ist als wenn du Metalizer mit normalen Farben abtönen/aufhellen würdest.

Eine mögliche Lösung des Problems auf dem einfachen Wege: Grundlage mit herrkömlichen (Metall)Farben legen, bestimmte Bereiche mit Metalizer malen bzw trockenmalen und den Rest mit Washings bzw Lasuren.
Wer Future hat, hat noch lange keine Zukunft

garfield080

#5
unnötiges Zitat entfernt

Übers Ziel hinausgeschossen - für den Anfang, könnte sein  ;) liegt vllt daran, daß ich bißchen perfektionistisch veranlagt bin... ich hab einen 1a Bausatz, Su-SU27SM von Zvezda, der MUSS perfekt werden^^

Ne, unabhängig davon: ich hab eigentlich schon lange vor mit dem Spritzen anzufangen (wie sich das anhört...), sonst hätte ich mir auch keine 'Metalizer' zugelegt (beim i.d. Bauanleitung vorgeschlagenen #27003 wußte ich vorher nicht mal daß es "Metalcote" ist). Ich musste sowieso ein gutes Dutzend Farben bestellen, bei der Gelegenheit hab ich halt zugegriffen.
Die 'Bewaffnung' fehlt halt... leider lassen sich Airbrush-Geräte nicht ausleihen, in meinem Bekanntenkreis hat niemand sowas, und ne Anschaffung war mir bisher zu teuer.
Aber da mich das Hobby inzwischen wieder packt - ich denk so langsam ist "die Zeit reif".

Auch mit dem Pinsel läßt sich vieles machen, auf jeden Fall... neben Mischungen; z.B. eine Schicht Metallic, darüber Anthrazit und mit Wattestäbchen/Küchenrolle (evtl +Tropfen Terpentinersatz) verwischen, grade bei gravierten Stellen wie Düsen. Das waren bisher so meine Techniken

garfield080

#6
inzwischen hatte ich wieder etwas Zeit fürs Bauen...
wenn man im Netz sucht - scheinbar haben so Einige schon mal Probleme mit Humbrol Metaloctes; immer möglich daß jemand Mangelware o.Ä. erwischt ... aber bei der Gelegenheit mal meine eigenen Erfahrungen
(gepinselt, speziell: #27003 "Polished Steel")

das Wichtigste: Stärke/Konsistenz der Lackschicht. Zu dünn wird einfach wegpoliert; wenn zu dick kann man sich dagegen dumm & dämlich polieren... im Zweifel also eher weniger, als zu viel.
Also Pinsel gut abstreichen. Ich persönlich lackiere nicht direkt aus der Dose, sondern benutze ne Art "Malerbrett" (Plastikkarte etc) - nicht am sparsamstem, so lassen sich Konsistenz etc mEn aber am besten kontrollieren. U.U. hilft es auch beim Pinseln, leicht(!) zu verdünnen (gewöhnliche Nitro-Verdünnung).
Kurz vorm Lackieren am besten auf einem Musterstück testen, ob der Pinsel die richtige Menge/Konsistenz an Farbe streicht.
Möglichst "glatt"/gleichmäßig auftragen, am besten nur ein Pinselstrich je Fläche (@Hans: ich nehm an mit "kreuzförmig" meintest Du parallel (in etwa so [↑↓↑↓↑↓]), nicht sprichwörtlich über Kreuz [XXX]...?)
Nach ca. 1/2 Std kann man anfangen, _sanft_ zu polieren. Besser auch hier erst am Muster (flach, möglichst Bastelschrott* o.Ä.) probieren, ob der Lack "bereit" ist
Der Rest ist dann Polieren, Baumwoll-Unterwäsche o.ä. ...

Bei Mängeln (kein Effekt, Lack wegpoliert etc): einfach weitermachen. Möglichst gleichmäßige Schicht polieren, danach einfach von vorn anfangen (neue Schicht drüber). So lassen sich m.E.n. auch am besten versch. Schichten übereinander legen; gerade beim Arbeiten mit Tape aber drauf achten, keine "Berge & Täler" zu bauen...

*) auf manchen Plastikteilen (-Karten etc) funzt der Effekt grundsätzlich nicht

Zur velinkten PDF: anders als der Autor schreibt - die Farbe wird leicht verwischt. Aber eigtl kein Problem; manche schreiben zwar (Tamiya-)Klebebänder würden dem Lack den Glanz nehmen - kommt m.E.n. aber durch Nach-Polieren wieder (...mal vorausgesetzt, die werden nicht schon ne 1/2 Std später draufgeklebt).

...das alles nur meine persönlichen Erfahrungen bisher, Mischen etc hab ich noch nicht versucht. Grundsätzlich lassen sich auch größere Flächen mit Polierfarben pinseln ... weil der Effekt stark von gleichmäßigem Auftrag abhängt - wie das bei 'Pinsel vs Airbrush' halt so ist - wird das Ergebnis dann bloß zunehmend "zufälig"

_ _ _
Nachtrag:

ich hab die Erfahrung gemacht, daß das Ergebnis der "Metacotes" - je nach Farbton - davon abhängt, je länger man die Farbe austrocknen läßt.
(gepinselt, probieren konnte ich bisher nur #27001 "Aluminium, matt", #27003 "Polished Steel" und #27004"Gunmetal")

speziell "Polished steel":

  • um einen hellen Anstrich (ähnlich Edelstahl) zu erreichen, muß man nach spätestens 1 Std zumindest mit dem An_polieren  beginnen (danach kann Zeit verstreichen lassen, und für ein ordentlichen Ergebnis "zu Ende" polieren).
  • läßt man dagegen 12 - 24 Std austrocknen, stellt sich zwar auch der Polier-Effekt ein (d.h. spiegelt & glänzt im Licht) - das Ergebnis ist aber fast schwarz, und läßt sich kaum von z.B. "Gunmetal" unterscheiden.

#27004 Gunmetal kann man dagegen problemlos 24 Std austrocknen lassen, Ergebnis wird - wie (neues) "Knarren Metal" sein sollte - metallisch schwarz.