*Fertig* Baubericht Le-Saint-Louis (Heller, 1:182)

Begonnen von Bardokk-Bardokk, 18. Mai 2009, 18:13:37

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Bardokk-Bardokk

Baubericht Le-Saint-Louis (Heller, 1:182)

Name: Le Saint Louis
Hersteller: Heller
Maßstab: ca. 1:182
Herstellungsjahr: 1978
Preis: 40 bis 50 €
Händler: www.moduni.de


Ahoi,

als Neuling an Deck will ich mich nun auch an einen Segler wagen. (Ich selbst habe mich vor einigen Jahren mehr dem Bemalen von 1:56-Miniaturen gewidmet.) Mit dem Maßstab wollte ich mich noch nicht übernehmen und mit einem einfacheren Schiff beginnen. Meine Wahl fiel auf die Hellersche Saint-Louis, einen französischen Dreimaster.



Über die Geschichte des Schiffs konnte ich leider nicht mehr herausfinden, als das was die Heller-Anleitung im holprigen Deutsch berichtet:

,,Als RICHELIEU im Jahr 1624 die Macht ergriff, besaß Frankreich nicht ein einziges Schiff, das imstande war, den englischen Seestreitkräften die Stirne zu bieten. Zu dieser Zeit fehlten dem Schiffsbau sowohl die notwendigen Kenntnisse als auch die notwendigen Mittel um eine neue Flotte herzustellen. Infolgedessen bat RICHELIEU Holland, ihm fünf Schiffe zu bauen, die die gleichen Eigenschaften besaßen wie die holländischen Schiffe.
So entstand im Jahr 1626 der SAINT-LOUIS. Dem Wunsch RICHELIEUS entsprechend verfertigte der Holzschnitzer HENDRIK HONDIUS das ganze Schnitzwerk des SAINT-LOUIS. Es war ein mit 60 Kanonen{*} bewaffnetes Schiff. Wie auf der COURONNE war das Deck mit einer Gräting (Gitterdach) versehen worden, um die Mannschaft während der Kämpfe zu schützen.
Im Jahr 1635 besetzten die Spanier die Lerinischen Inseln. RICHELIEU mobilisierte sofort seine Flotte und erhob den SAINT-LOUIS darauf zum Admiralsschiff. Dieses führte am großen Mast die Weiße, am Fockmast die blaue und am Heck die rote Flagge. Der Schiffskomandant war HENRI DE LORRAINE, Graf von HARCOURT. Der erste Angriff scheiterte, aber dem zweiten gelang es, die Spanier zu verjagen und die Inseln zu befreien. Dies geschah im Jahr 1637.
Der SAINT-LOUIS nahm zusammen mit dem SOLEIL-ROYAL an der schrecklichen Schlacht von LA HOUGUE teil. Nach dem SOLEIL-ROYAL verschwand am 2.Juni der SAINT-LOUIS gleichzeitig mit dem TONNANT, dem FRIER, dem GAILLARD, dem BOURBON und dem FORT, die alle nach LA HOUGUE geflüchtet waren."
{* Im Heller-Bausatz ist die Saint Louis aber nur mit 56 Kanonen bestückt!}

Das Modell ist meiner Meinung nach schön gearbeitet: Wenig Grade, und die Passgenauigkeit scheint auch recht gut  zu stimmen. Beide Kanonendecks sind modelliert und die Kanonen können vollständig ausgerannt werden. Es fehlen Jungfern und Blöcke, die ich aber in diesem Maßstab nicht missen will. Den Maßstab selbst gibt Heller mit 1:200 an; wenn man aber die originalen auf der Packung angegebenen Länge (79,3 m) und die des Modells (43,6 cm) von www.moduni.de miteinander vergleicht kommt man auf etwa 1:182.

Als Neuling will ich mich doch noch sehr an die Anleitung halten und ,,aus-der-Kiste" basteln. Das gilt auch für die Plastiksegel, die Farbangaben (nach zu Mondfeld hätte wohl die Menge des verwendeten Blau den fränzösischen Staatshaushalt ruiniert) und ebenso für die von Heller vereinfacht angegebene Takelung (welche meiner Meinung nach bei einem kleineren Maßstab als 1:100/1:150 eh nicht zu überladen wirken sollte).


Bardokk-Bardokk

#1
Es folgen die ersten Bilder vom bemalten, unteren Teil des Rumpfes.


(zum vergrößern Bild anklicken)


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Ich verwende die Acrylfarben meines Bruders. Bemalt wurde unterhalb der Wasserlinie mit Dead White (Vallejo - Game Collor). Die Planken sind mit Buff Leather 7B (Foundry) grundiert und Buff Leather 7C Light (Foundry) trockengebürstet worden. Für die Barkhölzer verwendete ich Tan Shade 14A (Foundry) und bürstete diese danach mit einer Mischung aus der selben Farbe und Buff Leather 7B trocken. Die Holzstruktur erhielt ich, indem ich mit Brown Ink (Citadel) tuschte und abwischte.

Nun aber zu meiner ersten Frage an die Experten zur Takelung. Ich würde mich gern beraten lassen, welche angegebenen Taue im Plan stehendes oder laufendes Gut sind, damit ich den richtig gefärbten Garn einkaufen kann. (Im Mondfeld laß ich, dass stehendes Gut schwarz und das laufende hell ist.)


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El Supremo

Hier baut jemand übrigens die Airfixsche Version:

http://cs.finescale.com/forums/1009270/ShowPost.aspx

Vielleicht gereicht das ja zur Inspiration.

Das bisherige Ergebnis finde ich optisch gelungen, wobei ich persönlich die Barkhölzer nicht farblich abgesetzt hätte. Das stehende Gut unterscheidet sich im wesentlichen tatsächlich in der beschriebenen Weise vom Laufenden.

AnobiumPunctatum

sehr schöne Bemalung  :P

Die Stage und Wanten gehören u.a. zum stehenden Gut. Alle Taue die zum Bedienen der Segel und Bedienen der Rahen benötigt werden, gehören zum Laufenden Gut. Die Farbangaben im Mondfeld sind richtig.

Einfach ist das Modell auf keinen Fall. Eine ordentliche Takelage mit den dünnen Plastikmasten und Rahen ist ziemlich aufwendig. Auf Blöcke und Jungfern kannst Du in diesem Maßstab aber noch nicht verzichten.
:winken:  Christian

in der Werft: HMS Triton 1773, Maßstab 1/48

"Behandle jedes Bauteil, als ob es ein eigenes Modell ist; auf diese Weise wirst Du mehr Modelle an einem Tag als andere in ihrem Leben fertig stellen."

HWB

Ein interessantes Modell und die Bemalung sieht doch schon mal gut aus. Ich bleibe auf jeden Fall am Ball und freue mich schon auf deinen Baufortschritt. Es gibt da zwei/drei Gemälde und Stiche, die dir helfen könnten. Sind die dir schon bekannt? Weiter oben im Link zum Finescale Forum sind ja schon ein paar Abbildungen zu sehen.

:winken:
Holger

Im Bau: holländische Fregatte "Wapen van Edam" von 1644

In Planung:
HMS Royal Katherine 1664 Eendracht 1654

Marcus.K.

Ein Schiff - endlich!!!

Du hast einen täglichen (nahezu) Mitgucker!!

"einfaches Schiff"?? Oh oh!

Aber so wie das hier schon aussieht, wirst Du das sicher hinbekommen - Anfänger bist Du sicher nicht!

JollyRoger

Hallo Bardokk-Bardokk

Schön wenn mal einer wiedre ein Segelschiff baut. werd gene zuschaun was du da baust  :klatsch:

mfg Christian

Bardokk-Bardokk

Danke für die vielen und schnellen Antworten!

Auch El Supremos Link zum Baubericht im Finescale-Forum ist interessant. Von dort sind auch folgende zwei Bilder:


Die Saint Louis oder eines ihrer Schwesternschiffe. (Wobei das Gemälde vermutlich schon vor Bauende des Schiffes gemalt wurde, da Details - wie die fehlenden Hecklaternen - zum Bausatz abweichen. Fraglich ist natürlich wie historisch korrekt der Heller-Bausatz ist.)


Ein Stich der Saint Louis.

Ich werde meine Saint Louis aber etwas farbenprächtiger als auf den Gemälde anmalen und halte mich an die Bemalanleitung von Heller. Gut zu erkennen ist eine sehr ähnliche Bemalung auf dem Deckbild des ehemaligen Pyro-Bausatzes der Saint Louis, welches nun als "Henry Morgans Piratenschiff" von Lindberg angeboten wird:



*-* Da nun das lange Wochenende beginnt, kann ich mich wieder meinem Schiff widmen... *-*

HWB

Hier ist noch ein hilfreiches Gemälde. Es wird Bonaventura Peeters zugeschrieben und ist aus Israel/Gebauer "Seegelkriegsschiffe", Berlin 1982. Laut Bildbeschreibung soll links die "La Couronne" und rechts eine Galiot zu sehen sein. Ich glaube eher es handelt sich um die Darstellung eines Schiffes aus zwei unterschiedlichen Blickwinkeln. Die rechte Szene mit dem Bergen der Segel finde ich dabei besonders bemerkenswert.




:winken:
Holger

Im Bau: holländische Fregatte "Wapen van Edam" von 1644

In Planung:
HMS Royal Katherine 1664 Eendracht 1654

Bardokk-Bardokk

#9
Zum Gruße,

bin nun wieder ein Stück weiter gekommen. Ich habe meine beiden Rumpfhälften zusammengeklebt und das Batteriedeck eingeklebt. Leider ist der Rumpf mit dem Deck nicht ganz passgenau, sodass zwischen den Hälften des Vorderstevens eine Lücke klafft. Da muss ich wohl noch später mit Modeliermasse ran... .
Bei den Kanonenlafetten schliff ich Räder und Achsen ab um ein größere Klebe fläche zu erhalten; damit die Rohre aber mittig aus den Stückpforten stehen, musste ich bei einigen aber noch ein Blättchen Pappe ankleben. Da von Außen das Batteriedeck in Dunkelheit gehült ist, legte ich auf die Optik im inneren keine großen Wert sondern pinselte die Teile nur an. (Da wird das Großdeck anspruchvoller, dort lässt ein großes Gräting wesentlich mehr Luft hinein.) Hier die aktuellen Bilder:


(zum Vergrößern, Bild anklicken!)


(zum Vergrößern, Bild anklicken!)


(zum Vergrößern, Bild anklicken!)

Die Metalle wurden mit einer Mischung aus Gold 92 (Revell) und Bronze 95 (Revell) bemalt. (Für Metallglanz sind mir Ölfarben lieber als Acryl). Die Lafetten und die innere Bordwand bemalte ich mit Scarlet (Vellejo). Die Rohrmündungen werde ich später noch mit schwarzer Farbe andeuten.

So, dann muss ich mich jetzt weiter meinen "fleurs de lys" widmen.

El Supremo

Das sieht doch schonmal adrett aus, aber die Rohre aufzubohren, hätte die Geschütze noch mehr aufgewertet.

HWB

ZitatDas sieht doch schonmal adrett aus, aber die Rohre aufzubohren, hätte die Geschütze noch mehr aufgewertet
Dem kann ich mich nur anschließen. Bei ebay gibt es Spiralbohrer runter bis 0,2 mm, solltest du wirklich mal ausprobieren.
Diesen hier zum Beispiel: http://search.stores.ebay.de/BOHRER-UND-SCHNEIDMITTEL_spiralbohrer_W0QQfcdZ2QQfciZ5QQfclZ4QQfrtsZ42QQfsnZBOHRERQ2dUNDQ2dSCHNEIDMITTELQQfsooZ1QQfsopZ1QQsaselZ40807638QQsofpZ0

Zur Farbe von Bronzegüssen hatte Hans Trauner im Thread zur Farbgebung der Victory Geschütze einen interessanten Beitrag geschrieben. Demnach könntest du die Rohre noch ein wenig dunkler gestalten.


:winken:
Holger

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Bardokk-Bardokk

#12
Grüße,

danke für die Kritik El Supremo und HWB. Ich werde mir demnächst einen Handbohrer zulegen und diesen dann spätestens bei den Kanonen meines nächsten Schiffes, der "La Flora (Jolly Rogers Piratenschiff)" testen.

Ich darf den mir empfohlenen über Bronzekanonen handelnden Beitrag von Hans Trauner aus "Heller Victory / suche Vorschläge für realistischen Farbton der Kanonenrohre" zitieren:

Zitatich hab von Kanonen wenig Ahnung, erkenne aber eine, wenn ich sie sehe. Aber von Bronzeguss und Eisenguss hab ich ne Ahnung.

Bronze ist nach dem Guss matt rosa-braun. Durch die Weiterbehandlung (entfernen der Gusstrichter, Ausbohren, schleifen, ggf polieren) bekommt es einen rötlichen Goldton. Für den Ton ist der Zinnanteil ausschlaggebend bzw umgekehrt der Kupferanteil. Je mehr Zinn, um so heller. Ich gehe mal von mittelharter Bronze aus. Blei (Anteil sank im Lauf der Zeit wg. reinerer Kupfergewinnung) Antimon etc macht in der Farbe nix aus. Läßt man die Bronze dann poliert in Ruhe, bekommt sie einen orangenen, bräunlichen Goldton und den behält sie auch auf Jahre, wird allenfalls dunkler. Grün etc wird sie erst nach langer Zeit.

Aber: Nahezu jeder Bronzeguss bleibt nicht unbehandelt. In der Regel wird die Bronze mit Säuren und einer weichen Flamme behandelt. Die Oberfläche oxidiert dadurch in Sekundenschnelle und bildet eine Schutzschicht gegen fleckige natürliche Oxidation. Jeder kennt diesen Farbton von bronzenen Kunstwerken, Brunnen etc. Ein umbrafarbenes, seidenmattes, ganz leicht grünliches Braun mit einem Hauch von Metallschimmer.

Und so sehen auch bronzene Kanonen aus, wenn sie nicht andersfarbig patiniert oder gar gestrichen sind.

Ich selbst hielt mich für meine Kannonen an zeitgenösische Bilder und heutigen Fotoaufnahmen, bei denen das Bronze einen hellen messing-goldfarbenen Glanz. Möglicherweise sind diese aber nur mit einer anderen Metallschicht überzogen. Im Internet fand ich in der Eile dieses Bild einer nachgebauten Kanone des amerikanischen Bürgerkrieges:




Und aus einem Buch dieses Original des Coehorn-Mörsers, Modell 1841 aus Bronze (Davis: Der Amerikanische Bürgerkrieg, S. 142).

Zu Hause habe ich noch eine Fotoaufnahme mit einer erhaltenen US-Bronzekanone, welche den selben Glanz hat. Auch meine ich mich an Gemälde der napoleonischen Zeit erinnern zu können, in welchen die Kanonenrohre golden glänzten. Wenn ich wieder daheim bin werde ich in meinen Büchern nach Bildern suchen und diese dann in den Beitrag stellen.

Was meint Ihr? Welchen Glanz oder Dunkel- oder Hellton hatten Kanonen des 17. Jahrhunderts, wenn diese sich nicht stark voneinander unterschieden haben sollten?

Bardokk-Bardokk

#13
Joho Ihr Seebär'n,

inzwischen sind die oberen Rumpfhälften bemalt. Hier - und auch noch an der sich kürzende Galion, sieht man schön den Umbruchder damaligen Epoche. Die Verzierungen entstammen zwar noch der Renaissance, nähern sich aber durch die manigfachigen Lilien und den reichen Goldschmuck schon dem Barock.
Für das Blau verwendete ich eine Grundschicht mit Medium Blue (Vallejo), die zuerst mit  Tomb Blue Shade (Foundry) und danach mit Electric Blue (Vallejo - Game Color) "trockengebürstet" wurde.


(zum Vergrößern, Bild anklicken!)


(zum Vergrößern, Bild anklicken!)

Zum Ende stelle ich wieder eine Frage an Euch... . Wie man bei einem meiner oberen Bilder erkennen kann, ist, gemäß Anleitung, auf den Steuer- und Backbordseite des Batteriedecks jeweils die hinterste Stückpforte ohne Geschütz. Soll ich nun diese beiden Pforte geöffnet, wie die anderen mit Kanonen, oder etwa geschlossen darstellen? Wieso waren diese hintersten Pforten überhaupt geschlossen, sollten da die beiden Achter-Geschütze umpositioniert werden können?

hwe

#14
Wenn Du die Geschuetze nicht aufbohren kannst (oder willst), dann solltest Du einen farbigen Klecks aud die Mitte der Spitze machen. - Das sieht dann so aus, als waeren die Stopfen noch drin. - Das waere dann auch OK. Am besten wuerden sie aber aufgebohrt aussehen.

Ansonsten: Respekt! - Sehr schoen saubere Bemalung!

Zu den Kanonen: - Messing = Kupfer und Zinn, Bronze ist ebenfalls Kupfer und Zinn, aber mit einem hoeheren Kupfer-Anteil. - Kupfer benoetigt hoehere Temperaturen als Zinn, um zu schmelzen. Deswegen war Bronze auch besser fuer Kanonen geeignet. - Dafuer ist Bronze automatisch "roter" als Messing, da Kupfer eher roetlich ist. - Also: Nicht so golden, deutlich roetlicher!

Ciao,

HWE
:winken:

PS: Jeden "Nachbau" einer Kanone kann man nicht als Vorbild hernehmen, da Du nicht weisst, ob das Rohr aus derselben Legierung ist, oder nicht. - Nur Originale gelten! ;)

Murdock

ZitatZu den Kanonen: - Messing = Kupfer und Zinn, Bronze ist ebenfalls Kupfer und Zinn, aber mit einem hoeheren Kupfer-Anteil

:n??:  Messingbasislegierungen bestehen aus Kupfer und Zink, Bronzelegierungen aus Kupfer und Zinn. Daneben können eine Vielzahl weiterer Legierungsbestandteile enthalten sein. Der Kupferanteil ist für die Klassifizierung nebensächlich.

ZitatKupfer benoetigt hoehere Temperaturen als Zinn, um zu schmelzen. Deswegen war Bronze auch besser fuer Kanonen geeignet.

Ja, von den drei Metallen Kupfer, Zinn und Zink hat Kupfer den höchsten Schmelzpunkt. Alle Legierungen Messing-/Bronzelegierungen  schmelzen soweit ich weiß bei marginal niedrigeren Temperaturen. Das hat für die Verwendung von Bronze als Geschützwerkstoff keine Bedeutung.

Gegenüber Messingen hatte niedriglegierte Bronze eine etwas höhere Festigkeit. Zudem waren es reine Gusslegierungen die nicht ausgeschmiedet werden mußten.  Man verwendete einfach das Material, das die besseren physikalischen Eigenschaften vorwies und dessen Verarbeitung man technologisch besser im Griff hatte. Übliche Geschützlegierungen enthielten um die 10% Zinn (Kanonenbronze, in engl.Literatur Gun Metal). Diese Legierung entspricht in etwa  dem aus dem Sanitärbereich bekannten Rutguss. Die Farbe variiert zwischen Goldgelb und Rotbraun. Das hängt u.a. von sekundären Legierungselementen wie z.B. Blei ab. Um eine dazu passende Geschützfarbe zu wählen googelt man am besten mit dem Begriff "CuSn10" und sucht sich einen gefälligen Ton aus.
 

:winken: Murdock

Bardokk-Bardokk

Danke für die beiden Antworten!

Ich habe mir mal jetzt verschiedene Bilder der Legierung CuSn10 angesehen, demnach hat man ja doch ein weites Spectrum an Farbtönen. Ich werde mal meine Kanonen in meiner Mischung von Gold 94 und Bronze 95 (Revell) belassen.

Bardokk-Bardokk

#17
Ahoi,

dieses Wochenende wurde einiges auf der Werft geleistet. Neben weiteren Bemalungen kam endlich das Zusammenfügen der beiden Rumpfhälften dran. Bei diesem Model, das ja insgesamt aus vier Rumpfteilen besteht, war es für mich eine sehr nervenaufreibende Arbeit, bis die Teile halbwegs zueinander passten. Leider ist der Rumpf jetzt ein wenig verzogen, ich hoffe aber, dass dies beim fertigen Modell nicht so sehr auffällt.
Hier ein Bild meines (noch) offenen Hauptdeckes:


(zum Vergrößern, Bild anklicken!)

Montage der Galion... Laut Plan sollten die Taue zum doppelten Sprietzurring parallel verlaufen, nach zu Mondfeld verlaufen die Taue aber vom Bugspriet zum Scheg überkreuzt! Also orientierte ich mich nach zu Mondfeld und band den ersten Sprietzurring (wegen dem später hinzuzufügenden Gräting musste ich mit dem zweiten warten).


(zu Mondfeld, Historische Schiffsmodelle, S. 293)


(zum Vergrößern, Bild anklicken!)

Es folgten Galion, Gräting und zweiter Sprietzurring.


(zum Vergrößern, Bild anklicken!)

Schließlich die Galionsfigur. Laut Plan sollte die Möwe weiß und der reitende Wilde gold bemalt werden. Ich entschied mich aber für eine natürliche Bemalung, wobei ich versuche den Vogel als Silbermöwe darzustellen. (Wie steht Ihr eigentlich zum Thema Galionsfigur-Bemalung? Bevorzugt Ihr für diese metallene oder natürliche Farben zu verwenden? Gibt es je nach Nation und Epoche Tendenzen zu Metall- oder Naturfarben für die Figuren?


(zum Vergrößern, Bild anklicken!)

Zudem habe ich dem Ratschlag von hwe und El Supremo befolgt und mir einen Handbohrer gekauft. Ich habe jetzt die Geschützmündungen mit 0,4mm nachgebohrt. Ich habe zwar nicht alle Mündungen exakt zentrieren können, aber es sieht so wirklich um einiges besser als massive Kanonen aus!

El Supremo

Yesss. Das sieht doch schonmal sauber aus. Besonders gut gefällt mir die Galionsfigur. Auch das Aufbohren der Geschütze hat sich gelohnt. Aber ich hoffe, dass du noch gedenkst, das Weiß der Bordwände zu washen. So wie es gerade ist, wirkt es noch zu klinisch. Auch fehlt es noch an Kontrast zwischen den Schnitzwerken und dem blauen Grund, z.B. in Form schwarzer "Schattenlinien" zwischen Gold und Blau. "Plastischer" lautet das Stichwort.

Ansonsten befindet sich das Modell durchaus auf gutem Wege zum Schmuckstück.

ZitatBevorzugt Ihr für diese metallene oder natürliche Farben zu verwenden? Gibt es je nach Nation und Epoche Tendenzen zu Metall- oder Naturfarben für die Figuren?

Soweit ich das im Gedächtnis korrekt rekapituliere, erreichte die Vergoldung der Figuren ihren Höhepunkt zwischen 1650 bis 1700, plus minus einiger Jährchen. In England hat z.B. die Admiralitätsorder von 1703 einen Schlusstrich unter den barocken Geldverschwendungswahn gezogen. Vor allem danach hat man nicht mehr "wirklich" vergoldet, sondern lediglich Farben in diversen Mischungen aufgetragen, um einen Goldeffekt zu imitieren. Letzteres erzielte wohl aber eher einen "elfenbeinernen" Effekt. Lediglich die wirklich kapitalen Großkampfschiffe konnten sich noch echtes Blattgold leisten.

Aber auch für die barocke Zeit bin ich skeptisch, ob man für die Schnitzereien tatsächlich im Übermaß Gold verwandte. Für die Wasa ist eine in der Hauptsache bunte Bemalung der Figuren bezeugt, bei den Holländern scheint bemaltes Schnitzwerk auch gewöhnlich gewesen zu sein. Lediglich für die Engländer weiß ich gerade nix genaueres, außer eben, dass ab 1703 mit der Vergoldung im großen Stil Schluss war.

Bardokk-Bardokk

Ich kann mich mal wieder bei Dir für Deine prompte und fachliche Antwort bednken El Supremo. Besonders für die Information mit der Vergoldung.

Das Weiß werde ich dann wohl noch verbessern müssen, wenn ich zu Hause bin, werde ich mich daran versuchen mit etwas verdünntem Hellgrau Schattierungen einzubringen. Das mit dem Kontrast zwischen Gold und Blau muss ich noch überdenken... die "Schattenlinien" müsste ich dann ja ebenso bei den winzigen Lilien anbringen. Mal sehen, vielleicht sollte ich etwas Tusche anwenden...

Dann warte ich jetzt noch auf Morgen wenn es wieder weitergehen kann. (Es steht ja erneut ein langes Wochenede an!)

Bardokk-Bardokk

Guten Abend,

dieses Wochenende widmete ich mich der Takelung meines Schiffes. Ich hielt mich an den Bauplan; habe also nur vereinfacht getakelt. (Bei diesem Maßstab will ich mich auch noch nicht an mehr wagen.) Es war zwar recht Zeitintensiv, jedoch nicht so kompliziert wie ich gedacht hatte.


(zum Vergrößern, Bild anklicken!)

Das Schiff nähert sich der Fertigstellung. Es fehlen nur noch Segel, Wanten, und einige Kleinigkeiten...

AnobiumPunctatum

Die weißen Flächen sind etwas grell, aber ansonsten sieht das Modell gut aus.
Bei den Stagen und natürlich auch anderen Tauen achte darauf, dass sie wirklich gerade verlaufen. Man erkennt durch die Knicke im Tau deutlich, wo Du geklebt hast ;)

Der Sinn der hellen vom Haupt- zum Besanmast verlaufenden Taue des laufenden Guts erschließt sich mir nicht. Auch wenn Du die Takelage vereinfachst, solltest Du daran denken, dass alle Teile der Takelage eine Aufgabe haben:

dunkles Tauwerk: stehendes Gut - Abstützung der Masten
helles Tauwerk: laufendes Gut - Bedienung der Rahen und Segel
:winken:  Christian

in der Werft: HMS Triton 1773, Maßstab 1/48

"Behandle jedes Bauteil, als ob es ein eigenes Modell ist; auf diese Weise wirst Du mehr Modelle an einem Tag als andere in ihrem Leben fertig stellen."

El Supremo

Ich will mich in der Beurteilung meinem Vorredner anschließen. Abgesehen davon, wird das Modell für das "erste gebaute Segelschiff" mehr als ordentlich. Dafür muss man sich nicht verstecken.

modellbau.fan

Hallo Bardokk-Bardokk,

tolle Arbeit! :P  Neben dem angesprochenen "grellen" Weiß sind mir die (noch) fehlenden Stückpfortenklappen aufgefallen...

CU modellbau.fan  :winken:

hwe

#24
Zitat von: modellbau.fan in 15. Juni 2009, 10:11:25
Hallo Bardokk-Bardokk,

tolle Arbeit! :P  Neben dem angesprochenen "grellen" Weiß sind mir die (noch) fehlenden Stückpfortenklappen aufgefallen...

CU modellbau.fan  :winken:
Dass die Stückpfortendeckel noch fehlen ist nicht unbedingt ein Fehler. - Gerade beim takeln reisst man sich die schnell wieder ab, wenn man nicht aufpasst.

Was mich, neben den angesprochenen merkwürdigen hellbraunen Leinen vom Großmast zum Besan (reine Phantasie!?), noch etwas stört, ist die Führung der Rahtakel.

Ja, die gingen über das Eselshaupt, aber dann nicht vorne drüber, sondern durch Löcher in den Eselshäuptern, so dass die Rah quasi direkt von oben dicht am Mast hängt. - Derzeit laufen die irgendwo weiter vorne drüber. - Richtig wäre, wenn die von der Seite gesehen, zwischen dem jeweils unteren Mast(-teil) und der oberen Maststenge herunter hängen.

Nochmal zu deinen Phantasie-Leinen. - ich vermute, du hast es gut gemein und wolltest die Großmast-Stengen auch nach hinten abstützen, so wie es die Stage nach vorn tun. - Diesen Job erledigen aber bereits die Wanten, links und rechts vom Mast. - Also. Weg mit den Leinen! - Was auch noch sein könnte: Du hast vielleicht die Brassen gemeint?! - Manche Bauanleitungen sind leider so mies, dass man das nicht gut erkennen kann, was jeweils gemeint ist.

Aber: Nicht irritieren lassen! - Für einen Erstling wirklich sehr gute Arbeit! - Weiter so!

Ciao,

HWE