**finish** Minibaubericht Seediorama

Begonnen von Talisker, 20. Juni 2004, 16:00:47

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Talisker

Hallo zusammen,

meine Experimentierlust gibt mal wieder keine Ruhe... :rolleyes:

Auf den Seiten von IPMS Stockholm habe ich diesen Bericht über die Herstellung von Meeresoberfläche und Kielwasser gefunden: Take Your Time to Model Seas

Das Ganze klingt so überzeugend und einfach daß ich mir gestern im Baumarkt Modelliergips besorgt habe...
Als Experimentierschiff muß eine vor Jahren ziemlich grottig gebaute SMS Dresden von Revell in 1/350 herhalten. Mir hat damals schon der Tropenanstrich der SMS Emden besser gefallen, darum ist das Schiffchen reichlich bunt.

Ich habe keine Ahnung wie dieser Versuch ausgehen wird, wenn es nicht klappt haben wir halt alle was zum Lachen! :D

:winken:
Talisker

Talisker

Teil 1: Das Gemetzel

Ohne Gnade bin ich dem Modell mit einer Trennscheibe und meiner Dremel zu Leibe gerückt. 8)

Das hat zwar funktioniert, allerdings wurde der Kunststoff mehr weggeschmolzen als weggeschliffen. Ein kleines Sägeblatt ist hier in Zukunft wohl die bessere Wahl.
Durch die Vibrationen haben sich etliche Teile von den Aufbauten gelöst und müssen wieder hingeklebt werden.

Hier ein Bild des Grauens, kurz nach der OP:


Die Schnittkante wurde mit dem Bastelmesser und Schleifpapier noch nachbearbeitet. Zu genau muß das nicht sein, da man nachher sowieso nichts mehr davon sieht.

Servus
Talisker

Talisker

Teil 2: Gipsverband

Aus Holzleisten habe ich mir einen kleinen Rahmen (50 x 15 cm) zusammengeleimt. Dieser wird auf eine vorher leicht zerknüllte und wieder auseinandergezogene Alufolie gelegt und beschwert damit er plan aufliegt.
Mit der Alufolie muß man vorsichtig sein, man macht sehr leicht kleine Löcher und Risse hinein. Wenn es wie bei mir nur 2-3 Löcher sind kann man diese mit Tesafilm abdichten.

Dann wird der Gips nach Anleitung angerührt und in die Form gegossen. Ich habe das in zwei Schichten gemacht und dazwischen lange Papierstreifen mit eingegossen. Ich hoffe daß das bei Zugbelastung die Gipsplatte schützt.

Dann heißt es Geduld haben bis der Gips aushärtet...
Ein erster kleiner Fehler ohne Konsequenzen hat sich nach ca. 3 Stunden herausgestellt. Der Holzrahmen ist auseinandergefallen, da die Feuchtigkeit aus dem Gips den Holzleim aufgeweicht hat und sich der Gips beim Aushärten auch noch ausdehnt!

In diesem Zustand sieht die Gipsplatte so aus:


Einen Tag später habe ich mich getraut die Platte umzudrehen und die Alufolie abzuziehen. Hier das erstaunliche Ergebnis:


Das zersägte Modell darf nun Probeschwimmen:


Servus
Talisker

KlausH

Hi Talisker,

bis hierher würde ich mal sagen: Volltreffer! :P

Bin schon auf die weiteren Schritte gespannt.

Schöne Grüße
Klaus

Hans

Interessanter Ansatz. Bin mal gespannt, wie es fertig aussieht, die Idee ist recht gut. Bin gerade am Überlegen, was passieren würde, wenn man Silikonpapier und Giessharz nimmt....

H.
Ceterum censeo: Die Lackierung ist wichtiger

spike

Grüss Dich Talisker

Ich hab die Wasserherstellung schon mit Epoxy-Harz versucht...kam nicht schlecht...aber diese Variante wäre auch noch was zum rumprobieren....

Jedenfalls interessiert das Endergebnis!!!!!

Greets

Spike

Talisker

Teil 3: Acryl Struktur Gel

Für die Gestaltung der Bug- und Heckwelle habe ich mir - abweichend von der Anleitung - Acryl Struktur Gel von Schminke besorgt. Das Gel wird normalerweise von Kunstmalern verwendet um ihren Acrylfarben eine pastöse Konsistenz zu geben und Strukturen auf der Leinwand malen zu können.
Das Acryl Gel aus der Tube ist weiß und hat die Konsistenz von Zahnpasta. D.h. die Modelliereigenschaften sind eigentlich nur für meinen Zweck ausreichend.



Die Wellen die ein Schiff in Fahrt (Verdränger) erzeugt sind keines Wegs zufällig. Es handelt sich um ein sogenanntes Kelvin Wellensystem das aus Bug-, Heck- und Transversalwellen besteht. Der Abstand der Transversalwellen ist abhängig von der Geschwindigkeit. Ein sehr guter Artikel für Modellbauer ist auf Steelnavy zu lesen: Wake Patterns



Für feinere Strukturen wie das schäumende Schraubenwasser kann man mit einem Borstenpinsel in eine dünnere Schicht Acryl Gel tupfen.



Jetzt heißt es Geduld haben und auf das Aushärten warten. Zusammen mit dem Acryl Gel habe ich mir auch gleich die passenden Acrylfarben (Künstlerbedarf, aus der Tube) besorgt. Die halten mich in dem Laden schon für einen Künstler (Pastellkreide, Ölfarbe...) :D

Servus
Talisker

PS: Zum Glück hatte ich den Beitrag als Textdatei gesichert... offenbar sind heute Nachmittag ein paar Beiträge hopps gegangen!

DAN

Schaut schon mal sehr gut aus. Ich finde vorallem die Alufoliengeschichte und das Ergebnis gut.



Gruß,
DAN

Dannebrog

GENIAL...! Das schaut recht einfach aus. Und ich hab mir immer den Kopf darüber zerbrochen wie man das wohl hinbekommt. Bin sehr auf das Endergebnis gespannt.

Talisker

Teil 4: Es kommt Farbe ins Spiel

Zur Vorbereitung habe ich alles dünn mit Acryl Struktur Gel überstrichen um einen einheitlichen Untergrund und Glanzgrad für die Farbe zu bekommen.
An Farben kommen von Daler-Rowney (waren einfach deutlich billiger als die Schmincke Farben) zum Einsatz:

- Phtalocyanine Blue #142
- Emerald Green (Smaragdgrün) #335
- Titanium White #009

Und dann ging es mit einem Borstenpinsel los! Man kann die Farbe direkt auf dem Untergrund mischen und nach Herzenslust mit der Paste rumschmieren. Das macht unglaublich Spaß und weckt früheste Kindheitserinnerungen... :D



Die blaue und grüne Farbe ist nicht richtig deckend, man kann so durch die Stärke des Farbauftrages und dem durchschimmernden weißen Untergrund einen richtigen 3D-Effekt erzielen.

Dabei sollte man folgendes beachten:
Durch die Luftbläschen wird das aufgewirbelte Wasser um das Schiff "undurchsichtiger", heller und grüner. Dies kann man recht einfach durch die Zugabe von Deckweiß und weniger Blau erreichen. Wenn man diese Mischfarben entsprechend Abstuft sieht das schon recht gut aus.



Ich war von dem Ergebnis selbst total verblüfft! Ich bin mit Sicherheit kein Pinselkünstler, die Methode ist aber dermaßen einfach daß eigentlich nichts schief gehen kann.

Wenn die Farbe morgen gut durchgetrocknet ist wird mit Deckweiß noch die Gischt und Schaumkronen aufgemalt.

Servus
Talisker

panzerchen

ich muß schon sehr arg schmunzeln:
da sind die Farbtuben ja größer als das Schiff !

Capt. Picard

Ich muss schon sagen: Sieht echt klasse aus.  Einfache Ursache, grosse Wirkung.

Zitatich muß schon sehr arg schmunzeln:da sind die Farbtuben ja größer als das Schiff !

Hi hi, hatte auch gedacht das das ganze größer ist.:D :D

Trotzdem: :respekt:
Die 10 Gebote bestehen aus 279 Wörtern.
Die Unabhängkeitserklärung der 13 Nordamerikanischen Kolonien von 1776 hat 300 Wörter.
Die EU-Verordnung von 1981 über den Import von Karamelbonbons hat 25911 Wörter.

polarscout

WOW!!
Sieht echt klasse aus. Mal sehen ob ich das auch mal mache. Hab auch noch ein, zwei nicht ganz soo gut gebaute Schiffe. Da kann ich das dann aauch mal ausprobieren.
Relativ geringer Aufwand, aber große Wirkung! :P

Gruss
Heiko

bender456

Hallo Talisker.

Danke für den schönen und informativen Beitrag. Aber ein paar Fragen hätte ich noch.

Was kosten denn so die Farben und das Gel?

Und welche Dicke hat die Gipsplatte?

Je nach Größe wird das "Brett" wahrscheinlich schwer. Würdest du empfehlen zur Versteifung das ganze noch mal auf einem Brett unterzubringen?

Gruß
Uwe

Talisker

Hallo Uwe,

die Farben haben je 75ml Tube 4 Euro gekostet, die Tube Acryl Struktur Gel 6,50 Euro.
Die Farben werde ich in diesem Leben nicht mehr verbrauchen, das Acryl Gel sollte für ca. 3-4 solcher Platten reichen.

Die Gipsplatte ist ca. 5 - 7 mm dick und kommt auf alle Fälle noch auf eine Holzplatte. Die Bruchgefahr ist sonst zu groß!
Beim nächsten Mal werde ich mir Mullbinden besorgen und dünne Lagen mit eingipsen. Das sollte die Festigkeit deutlich verbessern.

Servus
Talisker

Dannebrog

Na, das schaut doch schon ´riesig´ aus. Das werde ich auf jeden Fall auch mal ausprobieren. Hab da noch einen alten, ´grottig´ gebauten Kutter rumliegen, den ich auseinanderflexen könnte...

spike

Klasse Sache Talisker....ich denke, damit werde ich mein Erstlingsschiff, die Enterprise in 1:1200 vergewaltigen...

cu

spike


bender456

Danke für die Info Talisker.

Ich bin schon ganz gespannt auf das Endergebnis.
Mach' doch auch bitte mal eine Nahaufnahme vom "Wasser".

Gruß
Uwe

Talisker

Teil 5: Schaumschlägereien

Die Farbe hatte einen Arbeitstag Zeit zu trocknen und so geht es jetzt mit der Gischt und den Schaumkronen weiter.
Mit dem Deckweiß habe ich in Trockenmaltechnik die Schaumkrönchen hervorgehoben. Das geht mit der dicken Acrylfarbe nicht wirklich gut, sie trocknet zu schnell. Für diese spezielle Technik sind Enamelfarben wohl die bessere Wahl.



Auch hier wieder das gleiche Schema: Je aufgewühlter das Wasser umso mehr Gischt und weiße Farbe wird verwendet. Besonders großzügig kann man beim Schraubenwasser sein.



Das Modell wird nun großzügig mit Acryl Struktur Gel festgeklebt. Das Gel quillt aus den zahlreichen Spalten zur Platte und verschließt diese. Mit einem Borstenpinsel habe ich das Gel dann an die Umgebung angeglichen.
Zuletzt wird die komplette Wasseroberfläche nochmal mit einer dünnen Schicht Acryl Gel eingepinselt. Das gibt eine hochglänzende "nasse" Oberfläche.



Ein Schiff sieht in seinem Element einfach um Welten besser und dynamischer aus!



Irgendetwas muß ich mir jetzt mit dem Modell einfallen lassen, es fällt qualitativ zu stark ab. Vielleicht besorge ich mir von GMM doch noch den Ätzteilesatz dazu und baue das Modell teilweise neu auf. Und hier muß natürlich noch gealtert werden!



Eines steht für mich jetzt schon fest: In 1/350 und 1/700 wird kein Schiffsmodell von mir mehr auf dem Trockenen liegen! ;)

Jetzt fehlt bloß noch eine Bodenplatte mit Holzleisten am Rand. Da gehts morgen wieder zu Obi...

Servus
Talisker

KlausH

Hi Talisker,

sieht echt spitze aus. ich würde mal sagen: Experiment zu 100% gelungen! Man könnte glatt zum Schifflebauer mutieren, wenn man das sieht. :P :1:

Schöne Grüße
Klaus

Wolf

also, die Wasserverdrängung, und um die geht es ja (Wellen) sieht absolut prima aus. Schaum, Wellen alles sehr realistisch :klatsch:
Wer Future hat, hat noch lange keine Zukunft

spike

Sieht echt klasse aus....Habe soeben mit der Testphase im gleichen Stil begonnen.

Ich werde noch versuchen am Schluss mit einer Schicht Epoxidharz das Wasser ein bisschen zum glänzen bringen....mal schaun.

Greets

spike

panzerchen

Nur mal so eine Idee:
Bei einem Bilderrahmen das Glas von hinten blaugrün spritzen und auf der Vorderseite die Wellen mit dem Acrylgel formen.
Das Format solcher Bilderrahmen läßt wohl zu,  zwei   Schiffe gleichzeitig zu präsentieren.

mm

Das Ergebnis ist mehr als überzeugend. Danke das du uns an deinem geglücktem "Experiment" teilnehmen lassen hast! :P

Nordlicht

Da verschlägts einem glatt die Sprache  8o

Einfach suuuuper  und vor allen Dingen auch klasse erklärt, das man es
sofort auch probieren möchte :respekt:

Allerdings baue ich gerade ich die Yamato 1:100 , das wird mir dann
doch zuviel Gips  :D und im richtigen Wasser sieht die dann doch besser auch

Einfach ne tolle Arbeit die Du da hingelegt hast