Galeere"Aslan"und die Geschichte der Barbaresken

Begonnen von galeotti, 27. Juli 2006, 22:59:43

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Merkabach

Hallo galeotti
deine Baufortschritte sehen sehr gut aus !
Die ganzen Ornamente und verziehrungen sind die von Hand aufgemalt ??

Wenn ja  :respekt:  :respekt:  :respekt:  :respekt:

galeotti

ZitatOriginal von Merkabach[/i
Die ganzen Ornamente und verziehrungen sind die von Hand aufgemalt ??:

Hallo Merkabach ,die Ornamente und die Intarsien des Poopdecks  sind gemalt ,das Muster am Vorderteil der Rambade (Kanonenback) habe ich eingefräst.
Tschüß, Steffen
Galeere "la real" Schebecken, z.Z. Galeasse

galeotti

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Hallo Leute, momentan habe ich nicht viel Zeit zum weiterbauen der "Aslan". Deshalb mache ich nur kleine Sachen ,die schnell gemacht sind. So sind die Luken  , die bei allen Galeeren unter den Ruderbänken lagen fertiggeworden. Die Bänke waren nicht fest montiert, sondern nur auf Zapfen gesteckt, so daß sie schnell herausgehoben werden konnten, um in die Lagerräume unter Deck gelangen zu können.
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Auf Galeeren gab es für die Besatzung keinerlei Unterkünfte und die gesamte Besatzung mußte sich stets im Freien aufhalten. Aus diesem Grund versuchte man meist Abends in einen Hafen oder eine Bucht eizulaufen und spannte über das gesamte Schiff ein großes Zelt ( siehe Skizze). Jedoch konnten sich auf Grund der Enge nur die Wenigsten zum schlafen hinlegen.[/IMG]
Der Oberaufseher baute sich mittels großer Bretter ein Nachtlager über den Köpfen der Sklaven ,der letzten Ruderbank. Die Ruderer mußten ihn beim Essen bedienen und konnten sich die Reste der Tafel des Aufsehers teilen. Dieser Platz war bei den Ruderern sehr begehrt. Die Rudermannschaft schlief teilweise auf ihren Duchten ,ein anderer Teil darunter auf der sogenannten Banquette, einer Bank unter der Ducht . Die Matrosen und Soldaten hatten es auch nicht komfortabler. Sie hockten auf oder zwischen den Kanonen der Rambade oder verteilten sich auf der Coursie und den Laufgängen entlang der Reeling auf ihren Seesäcken sitzend. Der Kapitän und die Offiziere bereiteten sich ihr Nachtlager auf den Sitzbänken in der Hütte des Achterdecks.
Die Sitzbänke sind auf meinem Modell (bei einer algerischen Galeere selbstverständlich orientalisch gemustert)links und rechts der Seitenwände der Hütte. In der Mitte befindet sich ein großer Teppich ,da die Türken und die Araber meist mit gekreuzten Beinen auf dem Boden saßen.
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Das Zeltdach habe ich zunächst nach orientalischen Teppichmustern entworfen und erst einmal auf Papier gedruckt. Wenn die "Aslan" fertig ist werde ich mir auf dem Farbkopierer eine Aufbügelfolie herstellen und auf Segelleinen übertragen.
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Tschüß, Steffen
Galeere "la real" Schebecken, z.Z. Galeasse

jaerschen

Hallo Galeotti,
früher dachte ich das so eine Galeone nicht viel hermacht, diese Meinung hat sich ins Gegenteil gewandelt seit ich deinen Bericht verfolge.
Die Bemalung und Verzierungen find ich einfach Klasse.  :klatsch:

Gruß
Jaerschen
Gruß
Jürgen :winken:


Im Bau:
HMS Triton 1773 1/48

galeotti

Hallo Jaerschen,freut mich wenn Dir mein Modell gefällt. Du hast Dich sicher vertippt, denn die Aslan ist keine Galeone (ein großes Segelschiff)sondern eine Galeere. Mir imponiert bei diesem Schiffstyp vor allem der schmale schnittige Rumpf, der in einer Zeit, da die Segler plump und dickbäuchig waren, äußerst ungewöhnlich ausgesehen haben muß. Neben einer Karacke dürfte eine Gleere wie ein Ferrari neben einem LKW gewirkt haben. Alle zeitgenössischen Schriften sind voll des Lobes über das elegante Erscheinungsbild einer Galeere. Aber alle waren sich darin einig daß die unverwechselbare Duftnote, die von diesen Schiffen ausging, mehr als gewöhnungsbedürftig war. Wenn der Wind ungünstig stand konnte man eine Galeere riechen, ehe man sie sah. Wahrscheinlich lag Glanz und Elend nirgends so dicht beieinander wie auf einer Galeere. Schlimmer dürften die hygienischen Verhältnisse nur noch auf den Galeassen gewesen sein ,wo die Ruderer unter Deck in Ihrem eigenen Dreck saßen, und durch das Grätingdeck der Schmutz der Matrosen und Soldaten auf sie niederfiel. Die Ruderbänke einer Galeere konnten von Zeit zu Zeit gereinigt werden indem die Sklaven einige Eimer Wasser hineinkippten. Außerdem wurde das Deck bei schwereren Seegang gänzlich vom Meer überspült, was wahrscheinlich etwas zur Reinigung beitrug. Bei einer Galeasse war das alles nicht möglich.
Steffen
Galeere "la real" Schebecken, z.Z. Galeasse

jaerschen

upps, wie peinsam  *dummi*
Meinte latürnisch Galeere.
Wurde ja schon erwähnt und kanns nur wiederholen, einfach interessant deine Ausführungen.
Dein Bericht ist das beste Beispiel dafür das ein Schiff nicht aus einem Bauplan und einem entstehenden Schiffskörper besteht, sondern auch aus der ganzen Geschichte dahinter.
Weiter so, ich werd's auf jeden Fall mit Spannung weiterverfolgen.
Gruß
Jürgen
Gruß
Jürgen :winken:


Im Bau:
HMS Triton 1773 1/48

galeotti

Hallo Leute, in jedem Historienschinken gibt es auf der Galeere immer einen Trommler der den Rudertakt angibt. Ich nehme aber an ,daß dieser Taktschläger irgendeinem genialen Hirn eines Hollywoodregiseurs entsprungen ist und seitdem immer  weiterkopiert wurde. Mir ist jedenfalls kein zeitgenössischer Bericht davon bekannt. Darin wird vielmehr immer von der Pfeife des Oberaufsehers(Arguson) die Rede ,mit der der Takt angegeben wurde. Sämtliche Kommandos wurden den Ruderern mit einem speziellen Pfeifton übermittelt. Ebenso kenne ich keine historische Abbildung einer Galeere, auf der ein Trommler zu sehen ist, ausgenommen die Maltesergaleere, auf einem Kupferstich der Kommandogaleere von Malta von Furttenbach. Darauf ist der Trommler allerdings Bestandteil der Militärkapelle die auf der Rambade musiziert. Die Ruderer mußten sich schon in eigenem Interesse bemühen, den Takt zu halten ,da jedem der falsch ruderte das schwere Riemenholz
 des Hintermannes den Schädel schwer verletzen konnte.
 Sollte einer von Euch ein Bild mit einem Taktschläger oder dessen Erwähnung in einer zeitgenössischen Schrift kennen wäre ich sehr dankbar wenn Ihr mir das mitteilen könntet.l
bis bald, Steffen
Galeere "la real" Schebecken, z.Z. Galeasse

Merkabach

Mal wieder sehr interessant Dein Fortschritt und Deine Ausführungen !
Man lernt doch nie aus  :P

McCool

Salut Galeotti;  der Baufortschritt Deiner Galeere ist ja wirlich beeindruckend,  ein sehr schönes Modell; die Bemalunge ist wirklich sehr gelungen- und dazu noch schöne Zeichnungen und historische Informationen!   :klatsch: .  :respekt:
Da bin ich schon mal auf Deine  Realisierung der primären Antriebsanlage gespannt,  das große Schreckensthema bei Galeeren!  ;)  Wolltest Du das Schiff segelnd oder rudernd darstellen?

galeotti

Hallo Leute, mit dem Heck bin ich ziemlich gut voran gekommen. Das Ruder sitzt an seinem Platz, der Platz für den Rudergänger ist fertig und die Hecklaterne, die ich aus Fimo- Knete hergestellt habe muß nur noch vergoldet werden.Die Laternen waren bei den Galeeren mit Scheiben aus Rindertalg ausgestettet, da Glas beim abfeuern der Kanonen, die fest mit dem Deck verschraubt waren und dadurch den Rückstoß auf das ganze Schiff übertrugen, zersprungen wäre. Das Bugdeck mit dem Rammsporn ist fertig beplankt. Als nächstes werde ich die Ausleger in Angriff nehmen. Die Fotos sind wieder in bewährter, schlechter Qualität. Ich werde sie aber wenn das Wetter wieder besser wird durch Außenaufnahmen austauschen.
   
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Steffen
Galeere "la real" Schebecken, z.Z. Galeasse

galeotti

ZitatOriginal von McCool

Da bin ich schon mal auf Deine  Realisierung der primären Antriebsanlage gespannt,  das große Schreckensthema bei Galeeren!  ;)  Wolltest Du das Schiff segelnd oder rudernd darstellen?

Hallo McCool, ich werde die Aslan rudernd darstellen, weiß aber noch nicht ob die Segel gesetzt oder gerefft sein werden. Vielleicht werde ich die Galeere noch bemannen . Mal sehen ob ich nach dem Bau noch Lust dazu habe die Figuren zu schnitzen. Von den über 160 Rudersklaven würde ich natürlich nur ein paar als Form anfertigen und den Rest gießen.
schönen Abend noch, Steffen
Galeere "la real" Schebecken, z.Z. Galeasse

galeotti

Hallo Leute, hier sind mal noch ein paar Fotos vom gegenwärtigen Zustand der Aslan. Die Laterne , der Halbmond und einige Kleinigkeiten sind fertig vergoldet und das Medaillon mit der Kalligraphie von den Namen Allahs und des Propheten ist am Heckspiegel angebracht. Die arabische Schrift habe ich allerdings nicht gezeichnet sondern ausgedruckt. Der Ständer ist nur ein Provisorium zum bauen. Ich werde einen Unsichtbaren aus Plexiglas bauen.
bis bald, Steffen
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Galeere "la real" Schebecken, z.Z. Galeasse

palinurus

Hallo Steffen,

das Schiff wird ja immer schöner!  :respekt: Ich kann die Fortsetzung kaum erwarten!

Grüsse, Palinurus

Fritz the Cat

des ist einfach gigantisch  :respekt:  :respekt:  :respekt:

macht immer wieder spaß das hier durchzulesen vielen dank auch für deine historischen exkurse da lernt man nie aus. (auch wenn mich das mit stahl und dampf mehr intressiert)

es grüßt der fritz

galeotti

ZitatOriginal von palinurus
 Ich kann die Fortsetzung kaum erwarten!

Hallo Palinurus, die Fortsetzung wird wohl etwas dauern, da mich die Konstruktion der Ausleger noch einiges Kopfzerbrechen kosten wird. Das sind schließlich 53 Stück pro Seite und jeder weicht in der Form vom Anderen ab. Sei froh daß die Dinger bei der la Reale fertig sind und nur in der richtigen Reihenfolg aufgeklebt werden müssen. Da merkt man erstmal was die Schiffsbauer vor 450 Jahren geleistet haben und das Alles ohne Konstruktionszeichnung und mit einfachen Werkzeug.
Tschüß, Steffen
Galeere "la real" Schebecken, z.Z. Galeasse

galeotti

ZitatOriginal von Fritz the Cat
 (auch wenn mich das mit stahl und dampf mehr intressiert)
Stahl und Dampf sind zwar technisch interessanter und leistungsfähiger aber die Schönheit der Schiffe ist dabei leider auf der Strecke geblieben.
Steffen
Galeere "la real" Schebecken, z.Z. Galeasse

HWB

Hi Galeotti

sieht schon sehr schoen aus! Und du bist ein richtiger Schnellbauer  :respekt:
Der Teppich unter dem Baldachin erinnerrt mich an einen persischen Nain. Stand dazu das gute Stueck im Wohnzimmer Modell? ;)
Holger

Im Bau: holländische Fregatte "Wapen van Edam" von 1644

In Planung:
HMS Royal Katherine 1664 Eendracht 1654

galeotti

ZitatOriginal von HWB

Der Teppich unter dem Baldachin erinnerrt mich an einen persischen Nain. Stand dazu das gute Stueck im Wohnzimmer Modell? ;)

Hallo Holger, es stimmt der Teppich ist wirklich ein Perser, allerdings bin ich nicht so vermögend , daß so eine Kostbarkeit auf meinem Fußboden zu Hause herumliegt. Den habe ich mir aus einem Buch herunterkopiert. Ochialli war schließlich nicht irgendein Korsarenhäuptling, sondern der Dey von Algier und dem konnte ich doch nicht irgendeine Berbermatte in die Hütte legen. Die Galeeren der Paschas in der Seeschlacht von Lepanto waren mit Reichtümern aller Art vollgestopft und die "Heilige Liga" machte bei den geenterten Schiffen eine märchenhafte Beute. So hatte der Kapudan Pascha, Ali Muessinsade ,dessen Galeere, die Sultana, von Don Juan d'Austria erobert wurde, sein gesamtes Vermögen an Bord. Alle osmanischen Befehlshaber erwartete, bei einer Niederlage, die Ungnade des Sultans, das heißt schlimmstenfalls die Erdrosselung mit der Bogensehne. Um dem vorzubeugen hatten sie alle ihr gesamtes Bargeld und ihre wichtigsten Kostbarkeiten aus Istanbul an Bord ihrer Schiffe bringen lassen ,um es bei einer Flucht vor ihrem launenhaften Herrscher, in Sicherheit zu schaffen. Da ist es dann auch nicht verwunderlich das die Söldner der Liga ,mitten im Schlachtgetümmel, sich die Zeit nahmen ,jede eroberte Galeere erst einmal gründlichst auszurauben, ehe sie sich wieder in den Kampf stürzten. Ebenso stritten und prügelten sich die befreiten Rudersklaven um die Beute. Don Juan d' Austria, der uneheliche Sohn Kaiser Karls V. und der regensburger Bürgertochter Barbara Blomberg, verzichtete übrigens auf seinen Anteil der Beute zugunsten der Verwundeten und der Angehörigen Gefallener.
bis bald, Steffen
Galeere "la real" Schebecken, z.Z. Galeasse

Merkabach

Schick schick schick

Sieht spitze aus deine aslan  :respekt:

galeotti

Hallo , wer noch mehr über den Bau von Galeeren lesen möchte kann auch unter "Eure Modelle" "Galeere la Reale France" nachsehen, da habe ich noch etwas über den Galeerenbau reingesetzt.
bis bald ,Steffen
Galeere "la real" Schebecken, z.Z. Galeasse

Fritz the Cat

ZitatOriginal von galeotti
Stahl und Dampf...... aber die Schönheit der Schiffe ist dabei leider auf der Strecke geblieben.
Steffen

ich will dir in dem punkt recht geben das auf lange sicht die schiffe mit der zeit ihre "klassische" linienführung verloren haben und heute nur noch aussehen wie überdiemsonierte schuschachteln (etwas hard aber wie schaut den so ne fähre oder kreuzfahrer schon groß aus)

aber nicht so wichtig dein modell macht sich gut ich find das sehr beeindrukend und es ist eine freude deinen ausfhürungen zu folgen kann man selber viel lernen auch wenn ich da noch vorbehalte hätte das selber zu versuchen.

grüße fritz

galeotti

Hallo Leute, von der Aslan gibt es leider nichts neues zu berichten ,da ich momentan keine Zeit zum weiterbauen habe.
Ich habe aber ein interessantes Buch ,das ich schon sehr lange gesucht habe, in einem Antiquariat, bekommen. Es heißt: "Der pfälzer Robinson, Reisen, Abenteuer und türkische Sklaverei" und ist die Erzählung Michael Heberers, der zwischen 1585 bis 1587, als Sklave, auf einer Osmanischen Galeere die Ruder ziehen mußte. Heberer stammte aus der pfälzischen Stadt Bretten und war ein Verwander von Melanchton. Nach seinem Studium in Heidelberg zog es ihn aus Abenteuerlust nach Malta. Hier ging er bei einem Ritter in Dienst und fuhr mit auf den Korso( Kaperfahrt) in die Levante. Er beschreibt in seinem Buch ,die Methode, mit der die Malteserritter Ausguck hielten. Da Galeeren relativ kurze Masten hatten ,wurde der Espion(Späher) an der Lateinerrah festgebunden, diese ganz nach oben gezogen und aufgerichtet. Auf diese Weise befand sich der Ausguckmann in beachtlicher Höhe.
Galeere mit Espion. [/IMG]
Er beschreibt auch sehr anschaulich ,wie sie ein türkisches Handelsschiff kaperten. Nach dem Rammen kam es auf dem Rammsporn, der als Enterbrücke diente, zu einem solchen Gedränge, daß viele der Söldner ins Meer stürzten und von ihren Brustpanzern in die Tiefe gezogen wurden, da der Erste, der ein erobertes Schiff stürmte eine Belohnung erhielt. Während sie an Bord der Prise plünderten und die darauf befindlichen Frauen vergewaltigten( Die Malteser waren nicht besser als die Barbaresken), kamen türkische Kriegsgaleeren in Sicht. Die Malteser flüchteten und ließen Heberer und die übrigen Ritter an Bord des gekaperten Schiffes zurück. Diese trieben mit dem beschädigten Kauffahrer mehrere Tage auf dem Mittelmeer und erlitten schließlich an der ägyptischen Küste Schiffbruch. Dort wurden sie von Sklavenjägern aufgegriffen und nach Alexandria zum Bey gebracht. Nachdem sie einige Zeit Arbeiten an Land verrichten mussten, kamen sie schließlich auf die Capitana(Kommandogaleere) des Beys. Michael Heberer lernte von einem französischen Sklaven das Stricken und stellte in der ruderfreien Zeit Strümpfe her, die er verkaufte. Auf diese Weise konnte er sich frische Lebensmittel kaufen, was ihm half die drei Jahre gesund zu überstehen. Wenn die Sklaven über einen Basar geführt wurden, stahlen sie was sie bekommen konnten und die Aufseher dulteten es, da sie an den Diebstählen beteiligt wurden. Überhaupt gewinnt man beim lesen den Eindruck, daß die Aufseher nicht so brutal waren, wie ihr Herr der Bey. Als die Galeere mit zu wenig Proviant ausfuhr und die halb verhungerten Sklaven nur noch langsam rudern konnten verlangte der Patron vom Rais die Ruderer zu verprügeln. Doch dieser sagte, Zitat:"Die Sklaven sind Menschen und ich bin auch ein Mensch und will menschlich mit Menschen verfahren ,nicht viehisch. die Sklaven brauchen Nahrung und keine Prügel" und warf dem Bey die Peitsche vor die Füße. Eine solche Rede und  Handlungsweise traut man einem Osmanen des 16.Jh. gar nicht zu.
Als die Galeere in Istanbul lag begegnete Heberer auch mehrmals Ochialli(Uluch Ali Pascha), der Kommandant der Aslan, der zu dieser Zeit Großadmiral der osmanischen Flotte war. Er war auch dort als dieser ,durch eine Hofintrige des Sultans Schwiegersohn, der Oberbefehlshaber der Flotte werden wollte, seines Postens enthoben und erdrosselt wurde.
Nachdem Heberer mehrmals vergeblich an den deutschen Botschafter in Istanbul appelliert hatte ,kaufte ihn schließlich nach 3 Jahren ,der französische Konsul frei. Er blieb noch einige Monate in Istanbul um sich die Stadt anzusehen und reiste schließlich nach Malta zurück.
Im Jahr 1588 kehrte er nach Heidelberg zurück. Das Michael Heberer-Haus existiert noch heute in Bretten, in Baden-Württemberg.
Leider ist das Buch schon lange nicht mehr aufgelegt worden, so daß es nur in Antiquariaten zu bekommen ist. Mein Exemplar stammt aus dem Jahr 1905.
Galeere "la real" Schebecken, z.Z. Galeasse

galeotti

Die Galeasse ,ital. Galeazza
Dieses  Bild einer Lepanto-Galeasse habe ich nach dem Gamälde im Dogenpalast und der Beschreibung von J. Furttenbach gemalt
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Bei der Seeschlacht von Lepanto war dieser Schiffstyp mit seiner größeren Feuerkraft der siegentscheidende Faktor. Die Venezianer benutzten fast als einzige Nation große Galeeren (Galea Grossa) als Handelsschiffe. Beim Zustandekommen der "Heiligen Liga" rüsteten sie sechs dieser Schiffe zu Kriegszwecken um, indem auf dem vorderen Deck eine turmartige Bastion für Kanonen und am Bug ein eisenverstärkter Rammsporn aufgebaut wurden.  Ebenso wurden verstärkte Schanzkleider über den Ruderern angebracht und entlang der Borde Falkonetten aufgestellt. Der Antrieb erfolgte durch drei Masten mit Lateinertagelung und 28 Riemen pro Seite, die von sechs Sklaven bedient wurden. Auch auf dem Poopdeck wurden Kanonen aufgestellt sodaß eine solche Galeasse die achtfache Feuerkraft einer Galeere besaß. Durch ihren breiteren Rumpf besaß sie bessere Segeleigenschaften als eine normale Galeere. Allerdings ließ sie sich schwerer rudern und war somit langsamer. Die sechs Galeassen der Liga mußten von mehreren Galeeren vor die Kampflinie geschleppt werden. Am Beginn der Schlacht richteten sie unter den osmanischen Galeeren, die mit einer solchen Waffe nicht gerechnet hatten ,mit ihren Geschützen, ein heilloses Durcheinander an.  Bereits in den ersten Minuten wurden mehrere türkische Schiffe versenkt oder manövrierunfähig geschossen. Durch ihre höheren Bordwände waren die Galeassen durch die niederbordigen Galeeren nicht zu entern. Nur die osmanischen Galeeren,die es schafften an diesen schwimmenden Festungen vorbeizukommen, kamen dazu die eigentliche christliche Flotte anzugreifen.
 Allerdings darf man sich ein solches Geschützfeuer nicht wie im Film vorstelle, wo die Kanonen nonstop schießen. Im 16. Jh. konnte ein Kanonier sein Geschütz maximal zwei mal pro Stunde abfeuern, da die Rohre nach jedem Schuß abgekühlt und ausgefegt werden mußten ehe sie neu geladen werden konnten. Doch trotz dieser langsamen Artillerie waren sie den auf Enterkampf spezialisierten Osmanen überlegen.
Galeassen befuhren im Gegensatz zu den normalen Galeeren auch im Winter das Mittelmeer. Ein Kapitän einer Galeazza mußte einen Eid leisten, daß er dem Kampf mit fünf Galeeren nicht ausweichen würde. Dieser Schiffstyp blieb aber auf das Mittelmeer beschränkt, da Galeassen, obwohl sie hochseetauglich waren, auf Grund ihrer riesigen Mannschaft, bestehend aus über 600 Mann, ständig Trinkwasser und Nahrung nachfassen mußten. Venedig behielt diese Schiffe noch bis zur Mitte des 18. Jh.s als Kriegs-und Transportschiffe in seiner Flotte.
Josef Furttenbach besichtigte Anfang des 17. Jh.s zwei der Lepanto-Galeassen, die in Venedig als Denkmäler ausgestellt waren, und  beschrieb sie sehr ausführlich. Im nächsten Jahr bekomme ich die Pläne für ein solches Schiff. Das wird dann wenn die Aslan fertig ist wohl das nächste Modell werden.
bis bald ,Steffen
Galeere "la real" Schebecken, z.Z. Galeasse

galeotti

Draufsicht auf den Bugbereich, mit dem kreisförmigen Kastell und der Geschützbatterie, einer Galeasse der Seeschlacht von Lepanto
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Galeere "la real" Schebecken, z.Z. Galeasse

AnobiumPunctatum

Hi Steffen,

es macht immer wieder Spaß Deine Beiträge zu lesen. :P

Zur La Reale von Heller:

ich habe letztens von einem Plan zu einer französischen Galeere extraodinaire gelesen, der Anfang der 50er Jahre von den Freunden des Pariser Marinemuseums veröffentlicht worden ist. Der Plan könnte evtl. auch Grundlage des Heller Modells gewesen sein. Weißt Du etwas näheres?
Die Schnitzereien des Modells stimmen mit den Bildern der Arbeiten von Puget 1669, die im Paris abegbildet worden sind, überein. Die Risse von Barras de la Penne stammen hingegen von 1697. Weißt Du, ob es in den 30 Jahren noch einen technischen Fortschritt beim Bau der franz. Galeeren gegeben hat? Oder Kann ich die Risse zur Kontrolle des Bausatzes heranziehen?
Mit Ausnahme der fehlenden Deckskrümmung des Schwimmkörpers macht der Bausatz einen historisch guten Eindruck.
:winken:  Christian

in der Werft: HMS Triton 1773, Maßstab 1/48

"Behandle jedes Bauteil, als ob es ein eigenes Modell ist; auf diese Weise wirst Du mehr Modelle an einem Tag als andere in ihrem Leben fertig stellen."